Autor:  22.01.2014, letztes Update: 17.05.2022

Candy- und Saga-Trademark: Wird King jetzt zum Kong?

Candy Crush Saga - Icon
Candy Crush Saga - Icon

Der Anbieter von Social-Games King aus Malta hat sich die Wortmarkte „Candy“ in den USA schützen lassen. Das US-Patent- und Markenamt hat dem bereits unter Vorbehalt zugestimmt. Wird nun der King jetzt zum Kong und verklagt alle Spielehersteller? Erste wohlgelittene Opfer gibt es bereits, aber ohne Sommerloch fehlt der Sturm im Wasserglas. Doch damit nicht genug, denn wie bekannt wurde geht King auch gegen die Nutzung des Wortes „Saga“ vor, da man dafür ebenfalls eine Registrierung eingereicht hat, für die eine Entscheidung allerdings noch aussteht. Prominentes Opfer in diesem Fall ist das Spiel „The Banner Saga“.

Zugegeben, die Nachricht schlug nicht ein wie eine Bombe, sind wir doch gewöhnt, wenn Firmen Wortmarken für sich in Anspruch nehmen. Aber immer wenn es um Worte des täglichen Sprachgebrauchs geht und nicht irgendwelche künstlichen Wortschöpfungen, fragt man sich, tut das Not?

Einspruch einlegen?

Das US-Patent- und Marken-Amt hat dem Antrag Kings vorläufig zugestimmt und die Wortmarke „Candy“ (dt. Süßigkeit, Bonbon) gesichert. Der Antrag wird nun veröffentlicht und es bleibt jedem, der dagegen vorgehen möchte, noch eine Frist von 30 Tagen, um Widerspruch einzulegen oder eine Verlängerung der Widerspruchs-Frist zu erwirken.

King hat das Trademark im Februar 2013 beantragt, unter anderem für Duschhauben, aber in erster Linie wohl für Videospiele.

Apple informiert Entwickler

Es dauerte nicht lang, bis das erste Medienecho darüber auftauchte, dass Apple Indie-Entwickler informierte, ihre App würde gegen Namensrechte verstoßen. Apple tat dies auf Geheiß von King. Einer davon ist Benny Hsu, der unter anderem All Candy Casino Slots im App Store veröffentlicht.

Als er von Apple informiert wurde, wandte er sich laut Gamezebo an Kings Rechtsabteilung, namentlich an Sophie Hallstrom. Er bekam allerdings eine eher trockene Antwort auf seine Anfrage. Er wurde lediglich darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Terms Candy Slots, vor allem im Logo der App, Kunden irreführen könnte und gegen die Markenrechte von King verstieße.

Marken-Anwalt Leeson Ellis, der auch das Trademark-Blog betreibt, erläuterte gegenüber Gamezebo, dass es vor allem darauf ankommt, dass zwischen der Marke und einem Produkt des Herstellers eine starke Verbindung besteht. Nun ließe sich trefflich medienphilosophisch darüber streiten, ob z. B. die Produkte von Apple in irgendeiner Form eine starke Verbindung zu dem Wort haben oder nicht. King bietet Candy Crush Saga an, ein bislang äußerst beliebtes Spiel, das in der Gunst der Gamer vielleicht ein bisschen abnehmen wird, wenn ihnen auffällt, wie denn der Anbieter versucht als Goliath gegen die Davids dieser Welt anwaltlich und unter Umständen gerichtlich vorzugehen.

Das US-Patent- und Markenamt jedenfalls sah eine starke Verbindung zwischen der Marke „Candy“ und dem Hersteller bestehen. Fraglich, ob dieser nicht gleich noch die Wortmarke King schützen lassen möchte?

Laut Ellis sei bei einer Marke wie „Candy“ aber keinesfalls sicher, dass der Besitzer der Marke auch in jedem Fall Recht bekommen wird. Der Gegenüber kann sich immer darauf berufen, den Namen für sein Produkt oder Spiel eigenständig erwogen zu haben.

Nicht vorgehen können wird King laut Ellis indes gegen Süßigkeitenhersteller, die „Candy“ als Typenbezeichnung für ihr Produkt verwenden und nicht als Marke.

Tim Langdell

Ein Beispiel eines Trademark-Trolls, zu dem King nun ebenfalls werden kann, ist Tim Langdell. Er sicherte sich die Wortmarke „Edge“ (dt. Ecke, Kante) und mahnte selbst Indie-Entwickler ab, obwohl er als Vorstandsmitglied der International Game Developers Association (IGDA) in Erscheinung trat. Diese Organisation sollte sich um die Interessen von Spieleentwicklern kümmern. Letztlich entschieden Gerichte sogar Langdell die Wortmarke abzuerkennen.

Wie weit wird King gehen?

Nachdem das erste negative Medienecho auf King hereinprasselte fühlte sich der Anbieter dazu berufen ein Statement abzugeben. Gegenüber GamesIndustry verriet man, dass man nicht vorhabe, gegen alle Verwendungen und Verwender der Marke vorzugehen, sondern lediglich in Fällen, in denen man die eigene Marke verletzt sieht.

„We don’t enforce against all uses of Candy – some are legitimate and of course, we would not ask app developers who use the term legitimately to stop doing so.“
King

Offenbar hat King die Marke „Candy“ auch innerhalb der EU registriert. Vor allem dort sollen viele Verstöße vorliegen.

Candy Slots

Zum Vorgehen gegen „Candy Casino Slots – Jewels Craze Connect: Big Blast Mania Land“ gab man an, dass das App-Icon nur den Schriftzug Candy Slots führe. Laut King hätte der Entwickler sich alles Voraussicht nach sogar absichtlich dazu entschieden, und führt auch dieses Keyword in der App-Beschreibung, um damit in den Suchergebnissen weiter vorne zu rangieren. Damit würde er die Marke von King aber auch anderer Hersteller für die Aufwertung der eigenen App missbrauchen.

The Banner Saga

Als wäre das aber nicht genug, hat sich King direkt mit dem Spiel „The Banner Saga“ auseinander gesetzt. Der Entwickler hatte eine Anmeldung für die Marke „The Banner Saga“ beantragt, der vorläufig zugestimmt wurde. Doch King hat nun seinerseits Widerspruch erhoben, mit der Begründung die Marke „The Banner Saga“ würde zu Missverständnissen in der Wahrnehmung der eigenen Marke „Saga“ führen.

The Banner Saga ist ein rundenbasiertes Strategie-Spiel, das über Kickstarter finanziert wurde und sehr viele Unterstützer fand. Deswegen fällt das Echo auf Kings Vorgehen in diesem Fall deutlich prominenter aus. Der Duke-Nukem-Erfinder George Broussard twitterte beispielsweise, dass King mit dem Vorgehen vor allem Geld und Zeit rausschlagen möchte.

Gegenüber Eurogamer begründet King die Entscheidung wie folgt: Man musste Widerspruch gegen die „The Banner Saga“-Markenameldung von Stoic Studios Widerspruch einlegen, da sonst andere Missbrauchsfälle der eigenen Saga-Marke deutlich einfacher hätten ungeschoren davon kommen können.

Candy Jam

Als zynische Reaktion auf Kings Vorgehen wurde bereits ein Programmierwettbewerb unter dem Namen „Candy Jam“ eingerichtet. Auf Tumblr wurde dazu ein Blog veröffentlicht. Ins Leben gerufen haben den „Candy Jam“ die Entwickler Caribou und T-Wave, weil es lächerlich sei, ein Wort aus dem alltäglichen Sprachgebrauch schützen zu lassen.

Bis zum 3ten Februar können Entwickler ihre Spiele beim Candy Jam einsenden. Es soll von Vorteil sein, wenn diese notorischen Gebrauch von Markenworten wie „Saga“ oder „Scrolls“ machten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück zu den Nachrichten
Wie ist Deine Meinung zum Thema?
Zugehörige Firmen

Aktuelle Nachrichten

Werbung