Julian Gerighty im Interview. In Iran geboren, in Italien, Frankreich und England studiert und in Asien als Lehrer gearbeitet. Julian Gerighty hat einen ungewöhnlichen Weg zur Videospielbranche gewählt. Im Gespräch erzählt er uns über sein Leben in Asien und was aus Sam Fisher in Zukunft ohne ihn wird.
Vom Lehrer an katholischen Grundschulen zum Produzent von Stealth-Kill-Spielen. Das ist nicht gerade der normale Weg in die Branche, nicht wahr?
Das stimmt wohl. Ich habe fünf Jahre als Grundschullehrer in Asien gearbeitet und dort erste Kontakte geknüpft. Ich war immer schon Fan von Videospielen und habe beobachtet, wie sehr Kinder sich dafür begeistern können. Als dann ein Bekannter den Kontakt zu UbiSoft hergestellt hatte, war die Entscheidung leicht. Als Erstes habe ich dann die E3-Demo des ersten Splinter Cell erstellt.
Für Splinter Cell: Double Agent musstest du nach China zum dortigen Studio ziehen. Ist dir dieser Schritt schwer gefallen?
Überhaupt nicht! Ich habe es selbst so gewollt und kannte Asien ja bereits ganz gut. Shanghai und ganz China sind so aufregend. Eine Milliarde Menschen – da steckt solch ein Potential drin.
Welche Ideen hast du für die Zukunft nach der langen Entwicklung an Splinter Cell?
Mich reizen die so genannten „social games“ unheimlich. Spiele wie Big Brain Academy (Nintendo DS, d. Red.) finde ich fantastisch. Ich habe einige Ideen in dieser Richtung. Ich würde gerne die ganze Firma in eine ganz andere Richtung lenken. An Splinter Cell denke ich erstmal nicht mehr.
Wie würdest du deine Arbeit bei Splinter Cell: Double Agent beschreiben?
Ich bin verantwortlich für den Einzelspieler-Modus der XBox 360-Version von Double Agent. Dadurch stehe ich permanent in Kontakt mit den Entwicklern, den Grafikern und den anderen Spezialisten, die ich mir so ausgesucht habe. Aber nicht nur die Qualität stand im Vordergrund, auch auf das Geld mussten wir achten.
Nach drei erfolgreichen Vorgängern stellt man sich die Produktion eines solchen Titels nicht einfach vor…
Es war enorm stressig! Wir hatten die Vorgabe, in zweieinhalb Jahren fertig zu sein. Naja, es hat am Ende drei Jahre gedauert. Wir wollten es einfach noch immer ein bisschen besser machen. Der Druck durch die Vorgänger war schon enorm. Wir durften und wollten uns keinen Flop erlauben.
Sam Fisher ist jetzt seit einigen Jahren im Geschäft: Wie siehst du seine Entwicklung in der Zukunft? Was kann man von ihm in den nächsten Teilen erwarten?
Eines war mir von Anfang an klar: Bei Double Agent war es Zeit für eine krasse Revolution. Wir haben ihm seine Brille genommen. Er arbeitet für Terroristen und denkt zuerst an sich. Nur mit solchen Veränderungen bleibt das Thema für alle Spieler interessant. Aber auch in Zukunft wird er seine Gadgets behalten und immer wieder erkennbar bleiben. Als Typ wird er aber sicher selbstständiger. Weniger Soldat, mehr Mensch, kann man sagen. Trotzdem will ich erstmal Nichts von ihm sehen. Drei Jahre derselbe Typ ist wirklich vollkommen genug!
Das Interview mit Julian Gerighty führten Matthias Bogdanski und Denis Etzold.
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