Die Hacker-Gruppierung Anonymous wird wegen ihrer eigenen Strukturiertheit zum Sündenbock von PlayStation-Gamern. Das PSN ist down, immer noch, und obwohl es gestern hieß es sollte bald Informationen geben, wann es wieder online geht, warten wir noch immer.
Als Sony mit der Nachricht an die Öffentlichkeit ging, jemand sei in das PlayStation Network eingedrungen, dachten schon viele, es würde sich um Anonymous handeln. Andere vermuteten Geohot oder Graf_Chokolo, oder sonstige Hacker, von denen man den Namen nur kannte, weil sie sich schon im Vorfeld mit Sony angelegt hatten – jeder auf die ihm eigene Weise. Nun hatten Vertreter der Gruppe Anonymous schon während klar wurde, dass das PSN gehackt worden war, die Verantwortung von sich geschoben und mehrfach betont, nichts damit zu tun zu haben.
Doch gestern nun veröffentlichte Sony Informationen darüber, welche Fragen man und wie man sie dem US-Kongress gegenüber beantwortet hat. Nachzulesen ist das alles – bislang nur in englischer Sprache – auf dem PlayStation Blog (engl.). Dort findet sich auch das offizielle Schreiben an den US-Kongress. Darin beschuldigt Sony trotz allem die Gruppe Anonymous. Denn wie auf Gawker (engl.) zu lesen ist, hat Sony durchaus Hinweise auf den Computern der PSN-Server gefunden, die darauf schließen lassen, dass hier Anonymous am Werk war. Es sollen absichtlich Dateien mit dem Kürzel der Gruppe auf den Servern abgelegt worden sein. Die Gruppe Anonymous hat allerdings einen schweren Stand, weil man tatsächlich schon einmal das PSN gehackt hat, und zwar Anfang April. Daraufhin bekam man den Zorn der Gamer zu spüren, die zum Beispiel den IRC-Chat von Anonymous lahmgelegt haben, indem sie ihn mit Meldungen überfluteten. In einer Art Glaubwürdigkeitskrise stecken wohl beide Beteiligten – Sony und Anonymous.
Die Situation stellt sich nun wie ein Politikum dar – wir erleben auch immer wieder in der Öffentlichkeit wie sich Parteimitglieder oder ganze Sub-Gruppierungen einer Partei von Personen der eigenen Partei und deren Meinung abspalten. Ähnliches geschieht derzeit, weil zumindest die halb-öffentlich auftretenden Personen der Anonymous-Gruppe nach wie vor nichts mit dem PSN-Hack zu tun haben wollen. Es kann aber durchaus sein, dass sich eine radikale „Splittergruppe“ von Anonymous zu dem Hack entschied. Es kann aber auch einfach die Strukturiertheit der Hacker-Gruppe sein, die das Problem selbst auslöst. Denn in erster Linie will Anonymous unbekannt sein und bleiben. Wenn nun namenlose Mitglieder, irgendwo auf der Welt, die sich der Ideologie dieser Gruppe verpflichtet fühlten, in Eigenregie gehandelt haben, dann steht nun doch die ganze Sache am Pranger. Vor allem PS3-Gamer und mittlerweile auch solche von Sonys Online-Games sind sauer auf Anonymous, wenngleich sie wahrscheinlich nur sauer auf einen kleinen Teil sein müssten – so wie wohl nur „ein paar Idioten“, wie es immer heißt, im Fußballstadion Leuchtkörper zünden oder nach dem Spiel randalieren.
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