Wie jetzt bekannt wurde, hat JoWooD Entertainment aus Österreich Insolvenz angemeldet. Für angekündigte Projekte heißt das bis auf Weiteres erst einmal Stillstand. Zuletzt floppte das Rollenspiel Gothic 4 auf der Xbox 360.
Wie GamesMarkt meldet, hat JoWooD den Gang in die Insolvenz angetreten. Darüber informierte der Publisher am heutigen Tag. Ende September hatte man zuletzt große Verluste ausgewiesen und auch im Dezember folgten ernüchternde Zahlen. 6,39 Millionen Euro Umsatz standen 24,1 Millionen Euro Verlust gegenüber.
GamesMarkt schreibt zwar von soliden Verkäufen des RPG Gothic 4. Allerdings kann damit nur die PC-Version gemeint gewesen sein. Denn die Konsolen-Fassung für Xbox 360 wurde nur einige Tausend Mal in Deutschland verkauft. In der ersten Verkaufswoche konnte Gothic 4 weniger als 30.000 Einheiten für PC absetzen (Media Control). Die Simulation Landwirtschafts-Simulator 2011 bspw. konnte im gleichen Zeitraum die doppelte Anzahl an Verkäufern erzielen.
Es fand sich für JoWooD kein neuer Investor. Entsprechend gab der Vorstand der JoWoodD Entertainment AG bekannt, dass die Bemühungen für eine Kapitalisierung fehlgeschlagen waren. In Wien, wo der Firmensitz verortet ist, hat man aber noch Hoffnung auf eine Einigung mit den Gläubigern binnen der nächsten 90 Tage.
Aus der fernen Warte heraus muss man sicherlich auch die Presse- und Marketingarbeit von JoWooD als mögliche Schwachstelle ausmachen, die mit zu den schlechten Ergebnissen der letzten Zeit beigetragen hat. Der Hersteller hat für die schreibende Presse keinen vernünftigen Presseserver parat gehalten und Pressemitteilungen waren nicht unbedingt immer von großem Informationsgehalt geprägt. Wenn man nun in Betracht zieht, dass Journalisten in dem schnelllebigen Geschäft wenig Zeit haben, um selbst alles zusammen zu suchen, dann sind klar die Firmen im Vorteil, die auf Schnörkel verzichten und alle Informationen auf einen Blick liefern.
Und auch Streitigkeiten, die öffentlich zwischen JoWooD und Entwickler King Arts, wegen des Adventures The Book of unwritten Tales ausgetragen wurden, trugen sicherlich nicht dazu bei, dass man nach außen ein besonders positives Bild abgab. Da änderte dann auch die Stellungnahme von JoWooD nichts am angekratzten Lack.
In Sachen Social Media hatte JoWooD sicherlich auch ein eher rückständiges Bild abgegeben. Wir haben z. B. im letzten Jahr Veränderungen bei manchen Firmen beobachten können, die sich an die neuen Gegebenheiten angepasst haben. Frischer Wind durch neue Mitarbeiter bei Gameloft Deutschland sorgte beispielsweise dafür, dass binnen weniger Wochen einige Tausend neuer Follower bei Twitter und Fans bei Facebook auch für mehr Aufmerksamkeit unter den potenziellen Käufern sorgten.
Nicht vergessen darf man die technischen Unzulänglichkeiten, die auch beim Start von Gothic 4 wie schon beim Vorgänger zu viel Verärgerung führten und so war fast schon ein Running Gag daraus geworden. In der heutigen Zeit kann man sich solche Schludrigkeiten allerdings nur leisten, wenn man vermögend genug ist, also zu den Big Playern im Business gehört, oder darf sich eben keine Fehler erlauben. Der Niedergang von Software 2000 vor einigen Jahren war eng mit dem Fehlerteufel in deren letzten Bundesliga Manager verbandelt. Wer heute davon ausgeht, dass alle Leute BETA als Aushängeschild sehen, der wird sich irgendwann umgucken. RIP JoWooD.
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