Autor:  10.02.2012, letztes Update: 10.11.2021

PlayStation Vita: Warum es auch im Westen schiefgehen kann

PlayStation Vita
PlayStation Vita

Die PS Vita steht vor der Tür. Nicht einmal mehr 2 Wochen dauert es, bis wir sie auch in Europa in den Händen halten können. In Kanada wurden kürzlich fälschlicherweise schon einige Exemplare ausgeliefert und der Online-Store soll in den USA bereits online sein. Doch es gibt Gründe, warum man mit dem Kauf des Handhelds warten sollte, und Sony seine Strategie bei dem Handheld überdenken.

Ich bin sicherlich nicht dazu in der Lage, einem milliardenschweren Unternehmen vorzuschreiben, was es tun soll. Aber ich bin in der Lage, darüber nachzudenken, warum ich und andere sich den Kauf von Sonys neuestem Handheld gut überlegen sollten.

Ergebnis in Japan ohne Einfluss auf den Rest der Welt

In Japan gibt es die Vita bereits einige Zeit zu kaufen. Man hat dort das Weihnachtsgeschäft mitgemacht, wurde aber vom wiedererstarkten Nintendo 3DS überrannt. Woche für Woche berichteten wir in Meldungen über maue Nachfrage in Japan und niedrige Verkaufszahlen der PlayStation Vita. Entsprechend hatte ich den Kollegen Nick und Dennis ein paar Fragen mit auf den Weg gegeben, als sie sich auf den Weg machten, in Köln bei einem Hands-on-Termin mit Sony den PRlern auf den Zahn zu fühlen. Die Antworten fielen eher bescheiden aus und sowohl aus den USA als auch aus Europa hört man Verantwortliche von Sony immer nur betonen, dass man mit der Preispolitik zufrieden sei, und derzeit keinen Bedarf sehe, den Preis des Geräts nach unten zu korrigieren. Das wird allerdings notwendig werden.

Für den schlechten Start in Japan hat man bereits eine Antwort gefunden. Zu wenige, auf den japanischen Markt zugeschnittene Softwaretitel sollen der Grund sein, warum der neue Handheld dort nicht so recht auf die Füße kommt. Das ist zumindest keine schlechte Antwort und ganz von der Hand weisen lässt sie sich nicht.

Doch wenn man mal genauer hinsieht, dann gibt es außer Uncharted: Golden Abyss keinen wirklichen Blockbuster für den Westen. Software hin oder her, wir werden die Entwicklung in ein paar Wochen dann beobachten können. Doch es gibt andere Dinge, die den Kauf der PS Vita nicht lukrativ erscheinen lassen.

Mobilfunk-Konditionen lachhaft

Man macht sich in den USA und Europa keine Freunde mit den angestrebten Konditionen für einen Mobilfunkvertrag. Das Inklusivvolumen bei AT&T in Amerika wurde kürzlich zwar nach dem Protest von potenziellen Käufern „hochgesetzt“ von 2 auf 3 GB, ist aber nach wie vor nicht dazu angetan, aus der PlayStation Vita ein Mobile Device zu machen.

In Deutschland bietet Vodafone lausige Vertragsangebote an, bei denen man sich außerdem 24 Monate binden muss. 49,90 Euro soll die PS-Vita kosten, wenn man sich für einen Vertrag entscheidet. Man erhält dafür den Download von WipEout 2048 und eine 8 GB Speicherkarte – allerdings nur, wenn man von dem Aktionsangebot bis zum 21. Februar Gebrauch macht. Unerwähnt bleibt, dass man bei jedem Vertragsabschluss eine Einrichtungsgebühr in Höhe von 29,99 Euro noch dazu zahlen muss. Der kleinste Vertrag kostet 9,99 Euro (ca. 240 Euro auf 2 Jahre), bietet eine Internetflatrate mit 1,8 MBit/s Datenrate an, die man allerdings nur für die ersten 300 MByte im Monat nutzen kann, danach fällt man auf normale GPRS-Geschwindigkeit zurück. WipEout 2048 verfügt allerdings alleine schon über eine Dateigröße von 1,6 GB. Man würde folglich knapp 6 Tage für den Download des Rennspiels mit GPRS-Geschwindigkeit benötigen (abzüglich der 300 MB des Inklusiv-Volumens).

Klar, werden jetzt einige sagen, es gibt doch auch W-Lan – nur das hat dann nichts mit der mobilen Zukunft zu tun. Wenn man das Kleingedruckte in den Verträgen von Vodafone liest, stellt man zudem fest, dass einem nicht erlaubt wird, die Verbindung für Voice-over-IP- oder Peer-to-Peer-Kommunikation zu nutzen. Die beiden anderen Verträge, die Vodafone anbietet kosten 14,99 Euro monatlich oder 24,99 Euro. In diesen beiden Fällen zahlt man also in jedem Fall drauf.

Kein UMD-Programm im Westen?

Darüber hinaus ereilte uns bereits die negative Hiobsbotschaft, dass Sony den UMD-Pass im Westen „canceln“ wird, bzw gar nicht erst anbieten. Es soll in den USA, dieses Statement gibt es seitens Sony, keine Möglichkeit geben, alte PSP-Games von Datenträgen gegen eine geringe Gebühr portieren zu lassen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es in Europa anders kommen sollte als in den USA. In Japan allerdings wird den Kunden dieser Service geboten. Möglich, dass Sony sich diesen Schritt noch einmal überlegt, wenn die Verkaufszahlen in Europa und Nordamerika ebenfalls mau ausfallen. Doch im November des letzten Jahres hörte sich das noch anders an, als man den UMD-Pass als innovativen Schachzug präsentierte. An dieser Stelle wird man viele PSP-Besitzer sicher nicht glücklich machen, die gedacht hatten, ihre alten Spiele dann auf dem neuen Device spielen zu können.

Downloadgames pushen?

Trotz der mauen Unterstützung durch die Mobilfunkprovider möchte Sony das Geschäft mit Downloadgames forcieren. Entsprechend wird man diese, je nach Spiel, um ein paar Euro günstiger anbieten als es sie im Laden zu kaufen geben wird. Allerdings muss man die Daten dennoch auf einem Datenträger speichern, da die Vita über nur wenig internen Speicher verfügt.

Teure PS-Vita-Cards

Des Rätsels Lösung sind proprietäre PS-Vita-Cards, die in ihrer Aufmachung SD-Karten ähneln. Bislang hat Sony die Fertigung dieser Flashspeicher exklusiv sich selbst vorbehalten und noch keine Lizenzen an Fremdhersteller (bspw. San Disk) vergeben, wie es sonst bei anderen Formaten wie dem Memorystick der Fall ist. Es wird also noch dauern, bis die Preise für diese Karten günstiger werden. Dazu kommt, dass man für „den Westen“ die größten PS-Vita-Cards im Sortiment erst einmal nicht anbieten will, sondern sich auf die nächstkleinere Variante beschränkt. Es wird hier erst einmal nur 16-GB-Cards geben, statt der 32er, die man in Japan auch kaufen kann. Die 16-GB-Karten kostet stolze 51,95 Euro beim Onlinehändler Amazon, der ja mitnichten als teuer gelten kann. Das entspricht einem Preis von 3,25 Euro pro GB.

Herunterladen lohnt sich nicht

Uncharted: Golden Abyss z. B. ist 3,2 GByte groß. Man müsste also gut 10 Euro drauflegen, um den Speicherplatz für das Spiel bereitzustellen, das man dafür aber 5 Euro günstiger downloaden konnte, als man es im Laden hätte kaufen können. Wenn das nicht eine wunderbare Milchmädchenrechnung ist.

Wütende Vögel

Einen Aspekt beim Thema Downloadgames habe ich derzeit noch nicht angesprochen. Es sind die vielen kleinen Downloadgames à la Angry Birds, Doodle Jump, Tiny Tower und Co, mit denen Sony ebenfalls Geld verdienen möchte, die auf den Smartphones und Tablets dieser Welt prima funktionieren. Doch dazu stimmt das Preis-Lesitungsverhältnis leider nicht. Denn der Handheld ist deutlich zu teuer. Selbst einige bei uns aus der Redaktion führen den Preis des Geräts an, wenn man über die mögliche Kaufentscheidung spricht. Telefonieren kann man ja mit der Vita nicht, wie oben erwähnt erlaubt Vodafone nicht mal die Nutzung von Voice over IP. Wenn man dann überlegt, ob sich Gelegenheitsspieler „zu“ ihrem Smartphone oder Tablet noch ein separates Handheld besorgen, dürften 250 oder 300 Euro durchaus zu viel sein, um sie dafür zu interessieren.

Fazit

Sony macht es einem nicht gerade einfach, sich für die PlayStation Vita zu entscheiden. Die Mobilfunk-Tarife taugen nicht dazu, aus der PS Vita ein Mobile Device zu machen. Das Gerät selbst, die PS Vita, ist im Vergleich zum Nintendo 3DS recht teuer (250 bis 300 Euro je nach Version).

Das Spieleangebot ist überschaubar. Es gibt in meinen Augen einen echten Blockbuster mit Uncharted: Golden Abyss und vielleicht noch 2, 3 Spiele, die Fans des Genres ebenfalls als AAA-Titel durchgehen. Für Beat-em-up-Fans bspw. Ultimate Marvel. vs Capcom oder Virtua Tennis 4 von SEGA für Tennis-Fans. Darüber kann man aber ja geteilter Meinung sein. Billige Arcade-Rennspiele (Asphalt Injection) von Ubisoft/Gameloft jedenfalls kosten in Versionen für Smartphones bei gleicher und teils besserer Grafik (iPhone 4) ein Bruchteil von dem, was dafür als PS-Vita-Game verlangt wird (29,95 Euro), bei gleichem oder ähnlichem Spielumfang.

Darüber hinaus sollte man sich von Sony nicht übers Ohr hauen lassen. Derzeit lohnt es sich überhaupt nicht, Spiele, die man im Laden kriegen kann, für eine mickrige Ersparnis selbst herunterzuladen. Denn am Ende zahlt man für den Speicherplatz drauf.

Wenn die Speicherkarten billiger werden und der Handheld ebenfalls, kann man viel eher noch über einen Kauf der Vita nachdenken. Vorher ist das Device wohl eher Hardcore-Fans vorbehalten, und ich muss zugeben, dass ich trotz meiner Kritik wohl so einer bin und entsprechend das Gerät bereits vorbestellt habe.

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