In einem Interview mit Kollege Michael Thomsen von IGN hat Game-Designer David Hewitt von Sony Santa Monica eingestanden, dass man ein paar Veränderungen vorgenommen hat an God of War: Ascension bezüglich der Gewaltdarstellung im Hack and Slash für PlayStation 3, weil es nach der E3 2010 Kritik am Spiel gegeben hatte.
Kratos ist sexistisch? Nun, es gab z. B. in Chains of Olympus eine Szene, in der hat Kratos gleich den Koitus mit zwei Frauen versucht und sicherlich war das Ansehen von Frauen im alten Griechenland nicht das beste. Leider gibt es heute noch immer Länder, in denen das schöne Geschlecht mit Füßen getreten oder sogar mit Steinen beworfen wird. Doch die Gewalt gegenüber Frauen ist nicht da, weil es Videospiele gibt. Männer verhalten sich gegenüber Frauen nicht sexistisch, weil sie Videospiele spielen. Denn Videospiele sind sicher nicht das erste, womit sie auf die Welt kommen. Rollenzuweisungen und Kommunikationsmuster werden in den frühen Stadien der Sozialisation vor allem durch die Bezugspersonen übertragen.
Es gab während der E3 einigen Präsentationen von Videospielen und scheinbar gab es in den USA einige Leute, die fanden, dass vor allem in den „großen“ und „namhaften“ Franchise sehr viel Gewalt vorherrscht. Dies wurde scheinbar öffentlich kritisiert. Entsprechend wundert es dann nicht, wenn ein Interview zu dieser Thematik geführt wird. So geschehen zwischen IGN und „God of War: Ascension“-Game-Designer David Hewitt von Sony Santa Monica. Hewitt gab im Interview (engl.) zu, dass man von einigen Dingen, die man vorhatte, oder vielleicht schon umgesetzt hatte, wieder zurückgetreten sei nach der Kritik: „There are some things we’ve pulled back grom. I think where this has been an issue is with violence against women.“ Es scheint so als hätte es zunächst Darstellungen der Gewalt gegen Frauen im Spiel gegeben, die nun aber nicht mehr verwendet werden.
Hewitt wurde auch gefragt, ob Gewalt nicht zum Selbstzweck verkommt in einem Spiel wie God of War und weil sich Leute dran gewöhnten, man immer mehr, immer blutiger und gewalttätiger werden müsste. Das verneinte Hewitt natürlich. Er betonte, dass man bei der jetzt siebenjährigen Geschichte des Franchise vor allem die Gameplay-Mechanik weiterentwickelt hätte. – Wer sich die verschiedenen Spiele von God of War anschaut, wird diese Aussage durchaus bestätigt finden.
Vor diesem Hintergrund argumentierte nun der Kollege Ben Parfitt vom Branchenmagazin MCV aus Großbritannien, dass Sony es sich in „unserer Zeit“ nicht erlauben könnte, dass schlecht über ein Spiel geschrieben würde. „Schlechte Presse“ sei gefährlicher als jemals zuvor, betont Parfitt.
Dieser Argumentation kann ich mich nicht anschließen. Schließlich lebt ein Spiel auch von seinem Image. Schließlich leben Spielfiguren von ihrem Image. Man stelle sich vor, Duke Nukem hätte versucht nach seinen Plattform-Gehversuchen in Teil 1 und 2 weiterhin erfolgreich zu sein. Den Kult-Status, den Duke Nukem erreicht hat, den hat er durch seine markigen Sprüche und durch seinen Sexismus und seinen Machismo erlangt. Ich bezweifle stark, dass Duke Nukem Forever bessere Verkaufszahlen gehabt hätte, wenn man eine weniger sexistische Darstellung gewählt hätte. Ich behaupte im Gegenteil, dass Spiele, bzw. deren Hauptfiguren, für das was sie sind, nicht verändert werden können. Weil die Leute sie lieben. Sylvester Stallone hat dies begriffen, musste er doch für Rocky 5 eine Schelte kassieren und ließ sich aber Jahre später für Rocky 6 und Rambo IV feiern.
Sind wir doch mal ehrlich, wer von uns Gamern wollte einen Kratos, der Gegner mit Samthandschuhen anfasst? Wer von uns hätte gewollt, dass Duke Nukem einer Frau die Tür aufhält?
Und entsprechend finde ich es merkwürdig, dass solche Diskussionen geführt werden müssen. Ein Roman-Autor wird schließlich auch nicht gedrängt seine Geschichte zu verändern, falls sie irgendjemandem nicht gefallen könnte. Man kann ja hinterher diskutieren und auch kontrovers diskutieren. Es ist ja weder ein Roman noch ein Videospiel etwas, das „jedem“ gefallen muss. Kratos, der Spartaner, er würde sicherlich nur ungerne „Everbody’s Darling“ sein wollen.
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