In gut 20 Jahren hat sich viel getan an der Videospiel-Front – und doch bilden die 90er Jahre einen Meilenstein. Wir möchten in diesem Special auf wichtige Rennspiele der 90er Jahre eingehen, von denen beinahe alle als Wegbereiter für heutige Racer gelten können.
Mit den 80ern im Rücken (Test Drive, The Duel: Test Drive II) wurde das Spiel Stunts (auch bekannt als 4D Sports Driving) von Distinctive Software Inc. (DSI) 1990 entwickelt. Dies läutete meine Rennspiel-Karriere ein. Es handelt sich um einen Arcade-Racer für MS-DOS, bei dem mit diversen Traumautos der damaligen Zeit ein Parcours mit verrückten Hindernissen bestanden werden musste. Dies konnte man entweder alleine tun oder gegen Computer-Gegner fahren. Besonders langlebig machte das Spiel der eingebaute Streckeneditor, mit dem man sich selbst neue Herausforderungen stellen konnte. Ein Novum im Rennspiel-Genre war die Grafik: Stunts ist einer der ersten Vertreter, der mittels Polygonen eine echte 3D-Grafik auf den Bildschirm brachte. Heute ist Stunts Abandonware und kann auf diversen Webseiten, sogar legal, heruntergeladen werden. Zum Spielen wird ein Emulator wie DOSBOX dringend empfohlen. Das Spiel erschien auch für Amiga.
DSI war es auch, das in den 80ern die Serie um Test Drive etabliert hatte. In den 90ern kamen gleich vier Stück dieser Vertreter auf den Markt, allerdings nicht mehr von DSI entwickelt, sondern von Accolade und Pitbull Syndicate. Mit Test Drive: Unlimited und Test Drive: Unlimited 2 stehen sogar zwei recht aktuelle Ausgaben des Franchises in den Regalen der Spieler, womit Test Drive als eine der ältesten Rennspiel-Serien gelten darf.
Um den Hattrick zu komplettieren, muss DSI abermals genannt werden. Die Rede ist von der Need-For-Speed-Serie, die 1994 debütierte und in den 90ern ebenfalls vier Spiele hervorbrachte (The Need For Speed, Need For Speed II, Need for Speed III: Hot Pursuit und Need for Speed: Brennender Asphalt). Diese wurden jedoch nicht als DSI entwickelt, sondern als EA Canada (jetzt EA Blackbox), da DSI 1991 von Electronic Arts gekauft wurde.
Als klassisches Rennspiel darf auch F-Zero gelten. Ende 1990 auf dem Super Nintendo Entertainment System veröffentlicht, könnte es eins der ersten Spiele sein, bei denen die heute obligatorische Epilepsie-Warnung eine reale Daseinsberechtigung hatte. Das Spiel war quietsch-bunt, unheimlich schnell und sah für damalige Verhältnisse (auf einer Konsole) bombastisch aus. 60 Bilder pro Sekunde und Mode-7-Optik konnten nicht viele SNES-Spiele bieten. Man stieg in einen Antigravitationsgleiter (daher der Name F-Zero) und musste Rundkurse gegen den Computer oder Freunde absolvieren. Viele Spieler meines Alters könnten das Spiel ausgiebig beim Einkaufen mit den Eltern gespielt haben – F-Zero diente in vielen Kaufhäusern als Demo-Spiel für das aufgestellte SNES.
Rennspiele wurden auch von Super Mario Kart (1992/1993) geprägt. Hier traten Charaktere aus Super Mario gegeneinander an, um ein Go-Karts Rennen zu fahren. Die verschiedenen Charaktere haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Aber im Grunde genommen war das für das Spiel überhaupt nicht wichtig, weil mit den Items auf der Strecke gekämpft wurde – ein roter Panzer hat den Gegner außer Gefecht gesetzt und man konnte vorbeiziehen. Viele Spieler behaupten sogar, dass Super Mario Kart für das SNES das beste Mario Kart überhaupt ist.
Direkt von Super Mario Kart beeinflusst wurde Wacky Wheels. Während die einen behaupten, es sei nicht so cool wie das Original, sind die anderen froh, ein solches Spiel auch ohne SNES spielen zu können, denn Wacky Wheels kam für MS-DOS auf den Markt von Apogee. Es gibt nicht ganz so viele Items wie bei Mario Kart, aber dafür konnte man mit Igeln um sich werfen und so Gegner kurzzeitig ausbremsen. Die Charaktere sind Tiere, die aus einem Zoo ausgebüchst sind. Weiterhin darf man – absolut subjektiv – festhalten, dass Wacky Wheels einen der coolsten Soundtracks bei Rennspielen hat.
Einer der System-Seller der ersten PlayStation war zweifelsohne Gran Turismo, das sich betont simulativ gegeben hat und damit eine gewisse Komplexität an den Tag legte, die man vorher noch nicht so wirklich kannte. Auch heute noch ist GT für viele Rennspiel-Fans die Referenz, was Realismus bei Auto-Simulationen angeht, wobei sich Sony den Markt mittlerweile mit Microsoft und Forza teilen muss. 1999 folgte dann Gran Turismo 2, das von Polyphony Digital entwickelt wurde, denjenigen Programmierern, die sich bis heute für Spiele aus der GT-Serie verantwortlich zeichnen. Neu war, dass man sich Rennlizenzen erarbeiten musste, was noch ein wenig mehr in Richtung kompromisslose Simulation ging.
Gegen Ende der 90er Jahre wurde auf dem PC MS-DOS immer unwichtiger als Betriebssystem für Videospiele und Windows setzte sich zusehends ins Rampenlicht, was vor allem der 3D-Schnittstelle DirectX geschuldet ist. In dieser Zeit entstanden so langsam auch Spiele, die man auch heute noch als „grenzwertig vorzeigbar“ definieren konnte. Einer dieser Vertreter ist Driver, das für viele als ein spiritueller Prototyp für ein 3D-GTA gilt. Während das eigentliche Ziel des Spiels war, so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen, waren viele Spieler und besonders außenstehende Zuschauer einfacher gestrickt. Meine damalige Deutschlehrerin charakterisierte das Spiel damit, dass man „solang umherfährt, bis einen die Polizei verhaftet“. Man muss dem Spiel aber zugutehalten, dass es zumindest den Eindruck einer offenen Welt in eine 3D-Optik gebracht hat. Das Spiel erschien auch für Sonys PlayStation und in einer Umsetzung für den Game Boy. Jahre später brachte zudem Gameloft eine Portierung für iOS heraus.
Ebenfalls 1999 wurde Crazy Taxi veröffentlicht, jedenfalls in Form eines Arcade-Automaten. Ziel des Spiels ist es, Passagiere von A nach B zu befördern, wobei das Ziel vorher nicht bekannt ist. Je schneller man ist und je besser man den Passagier während der Fahrt mit halsbrecherischen Manövern unterhält, desto großzügiger fällt das Trinkgeld aus. Spätestens damit war das Rennspiel-Genre in neuen inhaltlichen Sphären angekommen – nicht mehr galt es, sein Vehikel möglichst schnell um einen vorgegebenen Kurs zu zirkeln, es wurden auch mal neue Aufgaben gestellt. Erst 2000 ging es dann vom Spielhallen-Automaten auf die Konsole. Das Spiel wurde zuerst für Dreamcast, danach für PS2, GameCube und auch PC veröffentlicht. Jahre später wurde eine aufgehübschte Version auch für PS3 und Xbox 360 herausgegeben.
Welches waren und sind eure besten und liebsten Rennspiele der 1990er?
Au ja, wie habe Stunts damals geliebt! Da können aktuelle Spiele meiner Meinung nach heute einpacken 😀
Das kenne ich noch, da konnte man seine strecke selber bauen 🙂 Aber, weis net megr wie es heist 🙁
Das steht aber im Artikel auf unserer Webseite. Stunts (aka 4D Sports Driving). 🙂
Danke! 🙂 Bin da net mehr drauf gekommen 😉
Das war das zeitalter, wenn man eine Grafikkarte mit extra 3D-Beschleuniger hatte 😀
4D Sports Driving…das waren Zeiten. Noch vor’m 1. NFS… ^^
Stunts und Wacky Wheels…. wieviele Stunden habe ich mit diesen beiden Spielen verbracht? Tatsächlich war der Streckeneditor bei Stunts eine Revolution! Und ich erinnere mich noch gut an die genervten Gesichter meiner Mitspieler bei WW, wenn ich ihnen mal wieder eines dieser „Nervteufelchen“ auf den Bildschirm schickte. 😀
Allerdings – ein Spiel fehlt hier meiner Meinung nach noch eindeutig: Nämlich FATAL RACING, 1995 von Gremlin Interactive veröffentlicht. Eins der ersten Renngames mit integriertem Schadensmodell – und für diese Zeit grandiose Graphik!
Oh ja das habe ich auch gerne gespielt voll cool das würde ich heute noch gerne spielen aber geht ja bei win7 nicht und win 3.11 giebt es ja nicht mehr 🙁
spiele ich noch fast täglich auf meinem powermac g5 😉
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