Autor:  12.03.2009, letztes Update: 02.09.2020

Amoklauf Winnenden: Regenbogenpresse schürt Neid-Debatte

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Amoklauf in Winnenden. Ein Mitschüler des Amokläufers gibt der BILD-Zeitung zu Protokoll, dass der Amokläufer „immer das neuste Handy“ hatte, und mit Geld um sich schmiss.

Ob man nun als Jugendlicher immer mit den neusten Gadgets ausgerüstet ist oder nicht, spielt bei der Ausbildung möglichen Gewaltpotentials keine Rolle. Trotzdem zitiert die Regenbogen-Presse von Springer den Mitschüler des Amokläufers und schürt so eine Neid-Debatte.

Der Leser einer solchen Meldung konstruiert einen dubiosen Zusammenhang, zwischen dem Besitztum und der Tat, die aber in keinem Zusammenhang zu sehen sind. Jeder kann sich selbst hinterfragen, ob seine technischen Spielereien ihn zum potentiellen Amokläufer machen. Obwohl die Pubertät hart sein kann, muss der bloße Besitz von Technik außerdem keinen Hinweis auf den sozialen Kontext eines Jugendlichen zulassen. Nicht jeder, der immer das neuste Handy hat, ist auch gesellschaftlich isoliert.

Dass Amokläufer Tim aus Winnenden keine Freunde hatte, lag nicht daran, dass er ständig das neueste Handy hatte. Wenn ein Mitschüler das zu Protokoll gibt, sagt das viel eher etwas über den Mitschüler selbst aus.

Eltern in der Verantwortung

Viel interessanter ist, dass die Eltern gewusst haben, dass es ihrem Jungen nicht so gut geht. Dass Tim schon in psychiatrischer Behandlung gewesen ist, und dass offenbar die Rufe nach Schulpsychologen in diesem Fall rein gar nichts verändert hätten, zumal an der Realschule von Tim ja ein solcher zum Einsatz kommt. Es hat ihm offenbar an nichts gefehlt, so die vordergründige Annahme. Liebe, Zuneigung, Anerkennung – das alles wollte ihm offenbar niemand zuteil werden lassen.

Man erfährt außerdem, dass niemand ihm seine Grenzen aufzeigte. Seine wenigen Freunde soll Tim mit seinem Waffen-Tick genervt haben, sie mit seinen Softair-Waffen beschossen, sodass diese keinen Spaß daran fanden.

Warum sich während der Erziehung niemand um den Amokläufer Tim gekümmert hat, darf man Familie K. fragen. Vielleicht gehört ein Kind ja zum Heile-Welt-Bild dazu. Bestimmt haben sie Tim geliebt. So sehr, dass sie ihn zur Nachhilfe geschickt haben. So sehr, dass sie ihn in eine Privatschule schickten. Ob er das überhaupt wollte, danach hat niemand gefragt. So fühlt man sich dann übergangen von allen Seiten.

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