Es sind solche Tage, an denen man gerne rückblickt. Damals, 2008, diskutierte die Spielebranche sehr engagiert, an welchem Standort zukünftig der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) die jährliche Spielemesse in Deutschland ausrichten solle. Es waren Namen wie Frankfurt, Hamburg oder München genannt, und eben Köln, dem am Ende der Debatte stehenden Gewinner. Seit 2009 nunmehr veranstaltet die Koelnmesse mit dem BIU als ideellem Partner die gamescom.
Einer der vehementen Befürworter Kölns war damals Nintendo. Insofern vermag es nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet der beliebte Konsolen-Hersteller ankündigte, in diesem Jahr der gamescom fernzubleiben. Stattdessen will Nintendo auf Hausmessen, und im Rahmen der E3 ihre Produkte ankündigen – Wii U inklusive. Das Ziel ist klar: Wieso die Aufmerksamkeit mit anderen Herstellern teilen, wenn ich Händler und Medien auch exklusiv haben kann?
Im Schatten dieser Strategie ergeben sich nunmehr zwei Probleme: Das eine hat unmittelbar mit der Koelnmesse zu tun – mit Nintendo verliert der Veranstalter einen sehr wichtigen Partner, der definitiv fehlen wird. Nintendo ist ein Magnet, der zahlreiche Besucher anzieht – vor allem auch im Casual-Bereich. Da zudem Microsoft und Sony nichts „Wichtiges“ auf der diesjährigen gamescom anzukündigen haben, wird in diesem Jahr auf dem Konsolen-Markt ein wenig gähnende Leere herrschen.
Das zweite Problem zielt auf die Spielbranche und hier auf den BIU im Besonderen: Die gamescom ist vor allem auch eine Publikumsmesse und lebt davon, für jeden da zu sein. Indem Nintendo seine eigenen Brötchen backt, driftet die Branche in die umgekehrte Richtung. Ähnlich erging es der E3 in Los Angeles, wo die einstige Publikumsmesse E3 zu einer Exklusiv-Veranstaltung für ausgewählte Besucher mutierte.
Die Absage Nintendos für die gamescom 2012 bedeutet gewiss kein Gesamteinbruch und ein Aus für die gamescom in Köln. Aber es könnte der Anfang vom Ende des bisherigen Konzeptes bedeuten. Die Entscheidung von Nintendo war womöglich ein statuiertes Exempel – folgen bald weitere Unternehmen?
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