Autor:  01.03.2005, letztes Update: 27.12.2017
Wertung: 4.5

RPM Tuning: Das Budget steht im Weg

RPM Tuning
RPM Tuning

Frogster hat die Werbetrommel stark gerührt – und Need for Speed könnte Konkurrenz kriegen. Diesen Februar erschien nämlich ein neues Rennspiel des Berliner Publishers. Wir haben RPM Tuning im Test durchaus Licht und Schatten zuzuschreiben. Mit mehr Budget wäre vermutlich ein besseres Spiel daraus geworden.

RPM Tuning ist, wenn man es kurz beschreiben möchte, eine interessante Mischung aus Grand Theft Auto und Need For Speed: Underground. Das Element aus GTA ist die Hintergrundgeschichte, die man als Spieler durchläuft (dazu später mehr) und aus Need For Speed Underground kommt der ganze Rest: Man muss illegale Rennen fahren. Dabei ist die Örtlichkeit keine Geringere als das an der amerikanischen Westküste gelegene Los Angeles. Auch die Polizei ist mit von der Partie und sieht solche Rennen natürlich gar nicht gerne.

Die Hintergrundgeschichte

Der Leitfaden zu RPM Tuning ist schnell erzählt: Vince, ein Hobby-Rennfahrer möchte eine Karriere als Rennfahrer beginnen, braucht aber Auto und Tuning-Zubehör. Auf seinem Weg nach oben auf der Erfolgsleiter findet er immer wieder Gelegenheit, seinen Boliden auszuführen und gegen neue Fahrer anzutreten.

Die Fahrphysik

Die Fahrphysik wirkt etwas hart, d. h. man muss ziemlich lange lenken, um eine enge Kurve zu passieren. Anders als beim Vorbild Need For Speed: Underground hilft es in den Kurven nicht, wenn man einfach langsamer fährt, davon wird die Lenkung auch nicht empfindlicher. Was dem Entwickler Babylon allerdings sehr gut gelungen ist, ist das Ausbrechen des Autos, wenn man über eine Bordsteinkante fährt. Dabei fliegt der Wagen über den Fußweg und lässt sich – zurück auf der Straße – nur schwer wieder manövrieren. Erst nach ein paar Metern, wenn er wieder geradeaus fährt, ist ein normales Fortkommen möglich.

Technisches

Das Spiel erfordert – laut Hersteller – einen Pentium 3 mit 800 MHz (oder vergleichbar), eine GeForce-2-kompatible Grafikkarte mit 32 MB Speicher und 256 MB RAM.

Leider muss ich sagen, dass ich das Spiel mit einer GeForce FX 5200 nicht zum Laufen bekommen habe (abgesehen vom für mich untragbaren Fenstermodus, in dem das Spiel aus einem Fenster heraus gespielt wird). Nachdem ich die GeForce gegen eine Radeon 9800 Pro getauscht habe, hat der Spielstart endlich funktioniert. Das Problem bei der GeForce wird wohl gewesen sein, dass man mit neueren Detonator Treibern nicht mehr die Möglichkeit hat, für bestimmte Auflösungen bestimmte Bildwiederholfrequenzen einzustellen – und der Plug-and-Play-Treiber aus dem Betriebssystem macht nun mal bis zu 240 Hz – mein Monitor aber nicht. Beim Spielstart kann man sich Grafikkarte, Auflösung, Sprache und Sound-Ausgang aussuchen, keine Bildwiederholfrequenz. Ich gehe mal davon aus, dass das Spiel versucht, die höchst mögliche Bildwiederholfrequenz zu aktivieren, und mein Monitor entsprechend zusehen musste. Da kann man nur auf einen Patch vom Hersteller hoffen, der dieses Manko behebt.

Nicht immer optimal

Die Grafik ist nicht wirklich zeitgemäß, dafür aber auch mit alten Grafikkarten kompatibel. Der Hersteller empfiehlt eine GeForce-2-kompatible Grafikkarte, das rechtfertigt durchaus die Grafik. Die Autos der Spieler bzw. Gegner sehen im Großen und Ganzen gut aus. Es ist lediglich eine übertriebene Reflektion an der Karosserie, die das Gesamtbild trügt. Ähnlich wie in Need For Speed: Underground wurden die Autos aus dem Gegenverkehr stiefmütterlich mit Texturen gekleidet. Die In-Game-Oberfläche ist klar und übersichtlich.In der Mitte das eigene Auto, links unten eine kleine Straßenkarte, die von der Aufmachung etwas an GTA3 erinnert, rechts oben die Anzahl der Runden und die Zeit, sowie Motor Temperatur, Nitro-Füllstand und Tachometer.

Leider sind die Cut-Scenes als Video auf der Festplatte gespeichert, was zur Folge hat, dass bei höheren Auflösungen vor allem schnelle Bildwechsel darin verpixelt aussehen. Günstiger wäre da sicherlich das Modell GTA gewesen, in dem die 3D-Engine die Zwischensequenzen generiert.

Vorn BMW, hinten Mercedes

Leider haben die Entwickler nicht in Lizenzen für Original-Autos oder Tuning-Teile investiert. So kommt es, dass die Autos relativ alberne Namen tragen und wie eine Mischung aus zweierlei Autos aussehen. Das ist zwar schade, kann aber durchaus mit dem niedrigen Preis entschuldigt werden.

Beats

Der Sound ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Er ist klar und deutlich, die Musik während des Rennens abwechslungsreich aus dem Genre Techno gewählt. Einzig der Klang der Motoren könnte etwas authentischer sein – er erinnert leider manchmal etwas an alte DOS-Rennspiele.

In den Cut-Scenes zwischen den Abenteuern wurde so verfahren wie in GTA: Die Akteure unterhalten sich auf Englisch und es wird ein deutscher Untertitel eingeblendet. Das scheint auch gut so zu sein, denn so spart man sich eine erneute Lippen-Synchronisation und es tritt nicht der Fall Half-Life ein, dass es die deutschen Sprecher sind, die das Klang-Ambiente in ein negatives Licht rücken – die englischen Sprecher klingen auf jeden Fall professionell und für ihre Rollen geeignet.

Tuning ist Alles

Wer nicht tunt, hat keine Chance. So einfach sind die Regeln der Rennen im Abenteuer-Modus gestrickt. Die Autos der Gegner sind auf jeden Fall getunt und wenn man in etwas Falsches investiert hat, dann wird das Rennen umso härter.

Tunen kann man fast alles: Die in Deutschland verbotene Lachgaseinspritzung („Nitro“), die Karosserie (für Ruhm-Punkte), am Motor das Getriebe, die Elektronik, den Turbo, die Einspritzung und die Kühlung, um nur einige zu nennen. Die Kühlung ist besonders für die Lachgaseinspritzung wichtig. Deren Funktionieren ist nicht nur vom Füllstand der Lachgas-Tanks abhängig, sondern auch von der Motor-Temperatur, die während einer Nitro-Beschleunigung rapide ansteigt und nur langsam wieder abfällt.

Vorsichtig fahren!

RPM Tuning verfügt über ein gut gelungenes Schadensmodell, d. h. also, dass man die Wand besser nicht als Kurven-Hilfe benutzen sollte, wenn man schnell und sicher ins Ziel möchte.

Auch positiv fällt beim Schadensmodell auf, dass die Entwickler darauf geachtet haben, dass das Auto z. B. schlechtere Motoreneigenschaften bekommt, wenn man allzu oft vor die Wand fährt und das Vorderteil des Wagens in Mitleidenschaft gezogen wird.

Fazit

RPM Tuning ist kein schlechtes Spiel. Hier und da treten Folgen von Budget-Engpässen zutage. Jedoch ist ein großer Plus-Punkt die hohe Kompatibilität mit älterer Hardware, selbst wenn dadurch die Grafik nicht ganz mit den großen Genre-Kollegen wie Need for Speed: Underground 2 mithalten kann. Das beeinflusst den Spielspaß nicht. Der Abenteuer-Modus bietet eine interessante Geschichte einer Rennfahrer-Karriere. Auch gibt es interessante Innovationen an der Motorenfront, so z. B. die Motorentemperatur, die darüber entscheidet, ob man Nitro einsetzen kann, oder nicht.

Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre das Problem mit der Bildwiederholfrequenz und die harte Lenkung. Für Rennsportfans mit kleinem Geldbeutel und schwacher Hardware aber auf jeden Fall zu empfehlen!

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