FIFA 12 im Test für PS3. Electronic Arts beschert uns dieses Jahr wieder eine neue Fußballsimulation. Wer im Spiel erfolgreich sein möchte, der muss vor allem die kontrollierte Offensive beherrschen. Denn mehr denn je gilt, dass die Partien in der Abwehr entschieden werden.
Ein Glück, dass Electronic Arts für die PC-Version von FIFA 12 eine andere Engine verwendet. Wir lachten alle herzlich, als die Demo für Windows besonders peinliche Momente kreierte. Wenn wir aber ehrlich sind, dann ist ein wenig von dem neuen Dummy-Gehabe der Spielerfiguren auch in unseren Versionen vorhanden. Zum Beispiel, wenn Spieler zum Jubel ansetzen, wie ein Magnet am eigenen Kollegen kleben bleiben und dann sehr unorthodox zu Boden gehen.
Meine Eindrücke von FIFA 12 sind noch recht frisch. Denn ich habe den Controller gerade erst weggelegt. Im eigentlichen Spielgeschehen gibt es in der Fußballsimulation keine komischen Momente. Viel öfter wirken Bewegungsabläufe nun realistischer als noch im Vorgänger. Ihr werdet umgestoßen und fallt nicht wie ein Sack zu Boden. Berühren sich mal die Knie zweier Spieler, dann kommt Ihr aus dem Tritt, ganz so, wie man es eigentlich erwartet.
Natürlich habe ich das Konkurrenzprodukt PES 2012 von Konami ebenfalls gespielt. Dort gefiel mir der Soundtrack, den die Japaner der Fußballsimulation beilegen, in weiten Teilen besser. Man kann eben nicht alles haben. Denn ansonsten war ich bei der Konkurrenz nämlich eher genervt von der Usabilty. Ich konnte viel zu viele Eingaben machen, die mich eher an ein Managerspiel als an eine Fußballsimulation erinnerten. Dazu kommt, dass es im Konkurrenzspiel nicht mal eine fiktive deutsche Liga gibt.
EA wechselt bei FIFA 12 in diesem Jahr den Fokus beim Gameplay. Im Unterschied zum Vorgänger legt das Spiel mehr Wert auf die Defensive. Das fiel schon dem Kollegen Stahmann auf. Mir persönlich macht FIFA deshalb noch ein wenig mehr Spaß als letztes Jahr. Ich bin nämlich kein Ballartist und versuche eher gesittet Spielzüge auszugucken, um dann Räume auszunutzen. Das klappt besonders dann gut, wenn die Abwehrleistung der gesamten Mannschaft stimmt. Dann mache ich mir weniger Sorgen, dass es hinten brennt, falls die Stürmer vorne keinen rein machen.
Mit der linken vorderen Schultertaste – erfahrt Ihr im Tutorial – weist Ihr Eure Mitspieler an, sich einem Gegenspieler zu nähern, ihn zu bedrängen, ihm eventuell sogar den Ball abzulaufen. Komme ich mit meiner Spielfigur dazu oder stelle im Raum zwischen Angreifer und Mitspieler die Passwege zu, dann beißt sich vielleicht sogar Lionel Messi die Zähne am bayerischen Beton aus. Ich selbst kann natürlich ebenfalls versuchen dem Gegenspieler das Leben schwer zu machen. Das klappt erstaunlich gut. Kommt doch mal einer vorbei, kann ich immer noch das Bein rausstellen und ihn mit Glück irritieren. Das angesprochene Tutorial bietet EA Sports nicht ohne Grund an. Tatsächlich gibt es einige neue Möglichkeiten für die Defensive. Die Blutgrätsche gehört fast schon der Vergangenheit an. Ihr könnt prima an der Seitenlinie den Ball ablaufen.
Das große Plus quasi seit Beginn der Serie sind die authentischen Spieler- und Vereinsdaten. EA erwirbt dazu die Lizenzen und gibt eine Menge Geld dafür aus.
Deutlich weniger Spaß machen die Kommentatoren. Zwar handelt es sich bei Manni Breuckmann und Frank Buschmann um potente Sprecher. Doch wiederholen sich deren Sprüche irgendwann und sind dann ausgelutscht und nicht mehr lustig. Erst recht nicht, wenn sie „Verzogen der Ball, wie ein verzogenes Kind…“ lauten. Solche oberflächlichen Weisheiten gehören nicht in ein Videospiel. Wenn Ihr länger mit FIFA 12 zu tun habt, nehmt Ihr die beiden Sprecher eh irgendwann nicht mehr wahr.
Doch das großen Plus bei FIFA sind nicht die Lizenzen. Sie tragen ihr Scherflein zur Atmosphäre und Authentizität bei. Die Fußballsimulation profitiert aber vor allem von der Präsentation auf und neben dem Spielfeld. Die Einblendungen, der Jubel, die Stadionsprecher in der Landessprache – EA hat dabei seit einiger Zeit die Nase vorn. Konami konnte in diesem Jahr nur bedingt Boden gutmachen.
Das Spielfeld bekommt aber von EA am meisten Aufmerksamkeit. Das ist bei den anderen Sportspielen aus dem Hause EA nicht anders. Auch beim Eishockey, Basketball, American Football und selbst beim Boxen oder MMA legt das Unternehmen mehr wert auf das Zentrum und weniger auf die Peripherie.
Mein Test fällt nicht ausufernd aus. FIFA 12 bietet mit der Impact Engine eine wichtige Neuerung, die in der ersten PC-Demo noch für Lacher sorgte. Die Simulation bietet neue Stärken in der Defensive. Deshalb ist das Game vor allem für Vertreter der kontrollierten Offensive das Spiel der Wahl. Die beiden Konkurrenzprodukte FIFA 12 und PES 2012 unterscheiden sich nämlich vor allem in dieser Spielphilosophie.
Persönlich behaupte ich, dass vor allem die „deutschen“ Kicker in FIFA 12 wesentlich besser ausschauen. Der Entwickler konnte schließlich spezielle 3D-Aufnahmen mit der Deutschen Nationalmannschaft machen. Auch Franck Ribéry macht im EA-Sports-Produkt die bessere Figur. Doch es gibt umgekehrt Spieler, die in PES 2012 besser zur Geltung kommen.
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