In diesem Testtagebuch halte ich euch über meine Eindrücke beim Spielen von Assassin’s Creed: Revelations, das kürzlich von Ubisoft herausgebracht wurde, auf dem Laufenden. Ich bediene mich dabei der Konsolenfassung für die PlayStation 3. Nachdem die rosarote Brille nun nach ein paar Stunden Spielzeit abgesetzt ist, folgt nun der zweite Teil meiner Einschätzungen.
Ich muss an dieser Stelle ein Lob aussprechen: Die Story des Spiels bietet weitaus mehr Anknüpfungspunkte, wirkt geschlossener als in den vorherigen Teilen und bietet neue Einblicke in die Historie der Assassinen-Bruderschaft. Auf der Suche nach Wahrheiten über den Krieg gegen die Templer muss Ezio in Konstantinopel Bücher finden, die von Niccolo Polo, Vater des Marco Polo, als Hinweise auf wichtige Artefakte versteckt worden sind. Diese Artefakte sind Schlüssel, die von der syrischen Assassinenlegende Altair, die wir im ersten Teil des Epos spielten, angefertigt wurden. Sie öffnen die geheime Bibliothek von Masyaf, in der die Niederschriften der Assassinen und das Wissen um den in Brotherhood errungenen Eden-Apfel verborgen liegen. Die Hauptstory trägt sich also in der Vergangenheit zu, indem wir erneut in die Rolle Altairs schlüpfen und so neue Aspekte seines Lebens und damit neue Hinweise auf die Bibliothek erhalten. Ein sehr schöner, neuer Weg, muss ich sagen!
Zurück im Gameplay des Spiels erwartet uns das erste Ärgernis. Wie bereits im ersten Eintrag erwähnt, können eroberte Festen von den Templern angegriffen werden. Je weiter man im Spiel vorangeschritten ist, desto schwieriger werden die Schlachten im Strategie-Modus. Die Templer fahren recht früh große Geschütze auf und es erfordert einiges an Taktik und Planung, um ihnen etwas entgegen zu setzen. Die neuen Einheiten, die ihr bei siegreichen Schlachten erhaltet, sind leider wenig hilfreich, da sie viele „Moral“-Punkte – eure Ressource in diesem Modus – kosten, aber oft wenig bringen. Kaum versieht man sich, haben einem die Templer die Feste wieder abgenommen und man darf sich erneut dem Zurückerobern widmen.
Vielleicht bin ich noch nicht ganz durch dieses strategische Element durchgestiegen, doch nach vorangeschrittenem Spielstand verliere ich bei so gut wie jedem Angriff die Feste. Mit Pech steht ihr dann nach der Schlacht mitten zwischen euren Feinden, da die umstrittene Feste ja wieder ihnen gehört. Nach einer Weile wird das Verteidigen und Erobern recht mühsam. Es empfiehlt sich, Meisterassassinen der Stufe 15 auszubilden und mit ihnen die Feste zu besetzen, denn dann kann diese nicht mehr gestürzt werden.
Die Templer bekämpfen euch mit euren eigenen Mitteln und jagen euch Meuchelmörder auf den Hals. Passt also gut auf, was hinter euch geschieht, wenn ihr den Feinden zu bekannt seid. Die Mörder töten euch mit der feigen Attacke meist nicht, aber ziehen recht viel Gesundheit ab.
Was mir ebenfalls auffällt, ist der verstärkte Argwohn der Wachen. Das mag Einbildung sein, doch scheint mir als griffen die Wachleute wesentlich früher an als in den Vorgängern. Der Bekanntheitsgrad ist nicht mehr so einfach zu senken wie in Italien, wo man oft nur den einen oder anderen Steckbrief entfernen musste. Pro Bezirk müssen oft mehrere Herolde bestochen, und mindestens eine Amtsperson eliminiert werden, bevor man sich in der Stadt wieder frei bewegen kann. Es gibt viele Verstecke, aber, wie ich finde, weitaus mehr Wachen. Das Ganze macht, so meine Einschätzung bisher, diesen Teil der Reihe schwieriger. Gerade wenn ihr Missionen mit euren Assassinen-Azubis erfüllen müsst, die grundsätzlich Alles dafür tun, um von den Wachen erwischt zu werden, wird die „vollständige Synchronisation“ (in etwa „nicht entdeckt werden“, „keinen Schaden nehmen“) um Einiges kniffliger. Ob das nun gut oder schlecht ist, kann ich zu dieser Zeit noch nicht sagen.
Ungereimtheiten bestehen in erster Linie bei der Betrachtung der Bevölkerung der Stadt. Schön sind zwar die Kommentare bei akrobatischen Aktionen („Ist er dafür nicht schon ein bisschen zu alt?“ oder „Sehr gewagt für sein Alter.“), aber mit der Zeit nerven die Bürger von Konstantinopel dann doch ziemlich. Schon bei Brotherhood und Co. war es nervig, in Revelations kommt es mir noch gesteigerter vor: Jede kleine Bewegung wird von irgendwem kommentiert. Springt ihr im Stand kurz oder hüpft gerade mal auf eine Holzkiste, so geben die NPCs sofort Kommentare wie „Ist der verrückt geworden?“ aus. Kleine, ungewollte Rempler führen zu panischem Geschrei und Diebstähle, die aus einem Versteck passieren und die in den Vorgängern niemand bemerkt hätte, werden sehr oft trotzdem gesehen und noch fünf Straßen weiter beschimpfen euch die Leute unpassenderweise mit „Tyrann!“
Die Nebenaufträge, so wie sie bei den letzten Teilen auftraten, gibt es nur noch in abgewandelter Form. Simple „Auftragsattentate“ oder Rennen sind durch die Aufträge mit euren Rekruten ersetzt worden. Habt ihr einen Assassinen zum Halter einer Feste erwählt, so ersucht dieser euch, ihm bei Problemen seines Bezirks zu helfen. Diese Missionen kommen meist den früheren Auftragsattentaten gleich. Die Rennen kommen selten vor und sind, wenn überhaupt, in eine Trainingseinheit eingebettet, die Ezio einem seiner Schüler gibt. Sonst bietet das Spiel leider wenig Nebenaufgaben, wenn diese nicht klar handlungsspezifisch sind und mit Sophia oder Prinz Süleyman zu tun haben. Hier bot Brotherhood wohl mehr Abwechslung. Kleinigkeiten wie das Reiten auf einem Pferd, oder das Fahren mit einem Boot, sind gestrichen worden. Was mir gut gefällt, ist, dass die Missionen, auf die ihr eure Rekruten außerhalb der Stadt schicken könnt, oft mit kleinen Belohnungen im Spiel verbunden sind.
Zuletzt möchte ich dann doch noch etwas zur Story loswerden, ohne einen Spoiler von mir zu geben: Was mir gefällt, ist der politische Disput zwischen Prinz Süleyman und Prinz Ahmed, die beide Sultan werden möchten. Ihr verfolgt den Streit im Spiel und Ezio mischt sich in ihn ein. Besonders schön ist dabei das Auftreten neuer historischer Figuren bei Assassin’s Creed. Überraschend gibt es eine sich scheinbar annähernde Romanze. Fans wissen, dass Ezio in keinem Teil seiner Geschichte die Frauen unwichtig sind, doch hat eine aufkeimende Liebe im schon sehr fortgeschrittenen Alter Ezios einen neuen, höheren Stellenwert.
Bis hierher habe ich noch sehr viel Spaß mit Assassin’s Creed: Revelations. Ich hab den Umgang mit Bomben und Co. gelernt, schreite mit großen Schritten in der Story voran und stoße schon an die eine oder andere Ecke im Spiel. Atmosphärisch bleibt alles übrigens top und ich habe Konstantinopel mittlerweile sehr lieb gewonnen.
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