Testtag 4: Dass im Pool keine Leichen schwimmen, ist offenbar dem Metzger zu verdanken. Ich dachte ich, dass dies mein vorletzter Tagebucheintrag zu Silent Hill: Origins werden würde. Doch nach der Episode im Riverside Motel ist das Ende ziemlich nah.
Die Gegnerdichte nimmt zu diesem Zeitpunkt stetig zu, und wer gegen Ende eine Chance haben möchte, sollte unbedingt seine Munition bis zum Schluss aufsparen. Im Nahkampf sind die gehäuteten Endgegner zwar zu besiegen, aber nur, wenn man besonders viel Fingerspitzengefühl beweist und in seinen Reaktionen hellwach ist. Wenn man zu oft Fehler macht, wird man gezwungen, vom letzten Speicherpunkt aus den Weg zum nächsten Endgegner wieder anzutreten.
Im Riverside Motel begegneten mir zwei Schergen nacheinander. Zum einen durfte ich den Schlachter (engl. „The Butcher“) besiegen und darauf ein fieses Tentakelwesen, das aus der Wand stak, wo vorher noch eine Imagination von Travis’ Vater hing. Diese verriet uns, wie er sich selbst erhängt hatte. Wir lösen noch das eine oder andere Puzzle und werden gegen Ende mit besonders vielen Einspielern belohnt, einige davon in einer erstaunlich guten Renderqualität. Überhaupt kann Silent Hill: Origins insofern punkten, dass das Spiel einen 16:9-Modus anbietet – auf der PlayStation 2 nicht immer selbstverständlich.
Sollten wir nach dem Riverside Motel den Weg zum finalen Endgegner schaffen und ihn besiegen, erwartet uns, je nachdem, wie wir uns im Spiel geschlagen haben, ein unterschiedliches Ende. Mal werden wir an den Ursprung der Stadt zurückgeführt, mal wird uns schonungslos die Wahrheit über Travis‘ Vergangenheit vor Augen geführt. Natürlich gibt es auch ein ganz besonderes Ende, das uns allerdings aus dem Horror in die Science-Fiction entführen will.
Alles in allem ist Silent Hill: Origins ein solides Spiel, das verbesserungsfähig ist. Der Spielfluss wird immer wieder unterbrochen, wenn wir auf die Karte gucken müssen, um uns zu orientieren. Das ist nötig, weil ein Kameraschwenk den geographischen Mittelpunkt für die Steuerung verändert, und wir nach dem Perspektivenwechsel nicht mehr in dieselbe Richtung laufen wie vorher, obwohl wir die Stellung des Analogsticks nicht verändert haben. Ein Ärgernis, das Silent Hill mit vielen Spielen teilt.
Silent Hill: Origins hat allerdings auch einen ideellen Makel. Denn es hätte gar nicht erscheinen dürfen, war es doch ursprünglich als exklusiver Titel für die PlayStation Portable angedacht. Liebhaber des Genres werden sich damit abfinden können. Trotz der immer gleichen Strategie, die man anwenden muss, um in den Episoden zu bestehen, werden sie den Griff zum Geldbeutel nicht bereuen. Neulinge werden sich nicht so schnell einfinden und womöglich an den kleineren und größeren Macken aufhalten.
Silent Hill: Origins ist trotzdem kein Staubfänger, sondern eine mehr als kurzweilige Angelegenheit. Meine gespeicherten Spielstellen zeigen an, dass ich knapp 18 Stunden Spielzeit investiert habe, um das Spiel ein erstes Mal durchzuspielen, die gestorbenen Tode und die Zeit, die man benötigt, um wieder zur selben Stelle zu kommen wie vor Travis‘ Ableben noch nicht mitgerechnet.
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