Kommentar zur Gamescom 2011. Wenn Ihr dieser Tage die Koelnmesse besucht, werdet Ihr Teil der Besucherströme. Ihr erlebt laute Musik und hübsche Hostessen. 2011 macht die Gamescom ihrem Namen wieder alle Ehre. Doch das Feiern in Köln-Deutz verklärt womöglich den Blick auf die Zukunft. Denn zu den Highlights gehören erneut Spiele wie Need for Speed, Call of Duty, Battlefield oder FIFA und Pro Evolution Soccer. Die aber könnten sich schon bald abnutzen.
Gamer sind wie kleine Kinder: Lässt man sie zu lange mit ihrem Geschenk alleine, wollen sie erst einmal nicht mehr los lassen. Die Aussteller auf der Gamescom 2011 versuchen genau das: Die Kinder mit ihren Produkten anzufixen. Die größte Zielgruppe sind Schüler und Studenten.
In den Hallen 6 bis 10 der Koelnmesse werden die Stände auf der Gamescom von Jahr zu Jahr bombastischer. Die präsentierten Spiele sind dagegen oft die gleichen. Die Branche steht auf der Stelle. Ab und zu gibt es eine Perle. Doch die Begeisterung lebt vor allem von den Spieleserien, die die Publisher jährlich oder zumindest zweijährlich herausbringen.
Electronic Arts zeigt neben einem neuen FIFA auch ein neues Need for Speed. Zusammen mit Entwickler DICE veröffentlicht der Publisher ein neues Battlefield. Ubisoft wird nicht Müde die Geschichte von Assassin’s Creed fortzusetzen. Blizzard baut ebenfalls auf alte Bekannte. Wir bedanken uns und nehmen Wartezeiten von bis zu drei Stunden in Kauf, um zwanzig Minuten Diablo 3 anzuspielen.
Die größten Fortschritte erleben die Grafik-Engines der Hersteller. Die neueste Frostbite-Version von EA und DICE sorgt in Battlefield 3 für einen Augenschmaus. Der zaubert ein Lächeln in die Gesichter der Fans. Das beobachten wird sonst nur wenn die immer freizügiger werdenden Messehostessen auftreten. Im Gamersprech heißen die leicht bekleideten Damen „Babes“. Die Entwickler allerdings fordern schon jetzt eine neue Konsolengeneration, weil Sie mit Ihrer Technik angeblich an die Grenzen stoßen.
Bei den Konsolen-Spielen geben weiterhin Microsoft, Nintendo und Sony den Ton an. Doch Bewegungssteuerungen wie „Kinect for Xbox 360“ gelten nicht mehr als Trend. Den hingegen erzeugt die Smartphone-Branche. Auf der Gamescom lief zum Beispiel ein Android-Bot durch die Hallen, um neue Smartphone-Spiele zu bewerben.
Die Hersteller richten sich immer häufiger darauf aus, ihre Games für mehrere Plattformen bereitzustellen. Das macht auch aufwändige Portierungen notwendig. Das deutsche Entwicklerstudio exDream Entertainment bietet mit der „Delta Engine“ sogar ein Grundgerüst an, das aufwändige Portierungen überflüssig machen soll. Die Middleware soll nämlich alle wichtigen Plattformen von Haus aus unterstützen. Doch bislang gab es auf der Basis solcher Engines noch keine populären Spiele zu sehen.
Ubisoft lud auf der Gamescom 2011 zu einem „Roundtable“ ein. In der Gesprächsrunde wurde betont, wie wichtig Fan-Feedback für das Unternehmen ist. Benedikt Grindel, den Ihr vielleicht von die Siedler kennt, lies sich den Satz entlocken: „Wir kommunizieren ständig mit den Spielern“, quasi jede Minute. So könne das Unternehmen Änderungen in den Spielen sehr schnell umsetzen.
Die Zeit, in denen Updates viele Monate oder Jahre auf sich warten ließen, ist vorbei. Anregungen würden heutzutage in mehreren Tagen bis wenigen Wochen integriert.
Vielleicht wird die Gamescom im nächsten Jahr spannender. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die Unternehmen sich neue Ideen einfallen lassen. Denn um auf das Beispiel vom Anfang zurück zu kommen: Geschenke können irgendwann urplötzlich langweilig werden. Wenn es dann nichts Neues gibt, ist das Geschrei groß. Die Gefahr besteht, das Battlefield 6 oder FIFA 2020 keine Verkaufsrekorde mehr erzielen werden.
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