Autor:  Matze Fenn 02.09.2013, letztes Update: 22.04.2022

Interview mit Profi-FIFA-Spieler MALTE

FIFA 14: Pure Shot
FIFA 14: Pure Shot

Unser Redakteur Feldu konnte ein Interview mit dem Profi-Fifa-Spieler MALTE führen, welches wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Malte ist im E-Sport aktiv und auch dementsprechend erfolgreich! Wie sieht er die FIFA-Serie an, wie bereitet er sich vor und woher kommt der Erfolg? Dies könnt ihr alles in unserem Artikel nachlesen!

Malte, du bist ja einer der, wenn ich das so sagen darf, erfolgreicheren Spieler in Deutschland, vor allem was den E-Sport in FIFA anbelangt. Wie lange spielst du die Serie denn?
Das Ganze hat schon sehr früh begonnen als ich eigentlich noch im Kindesalter war. Schon damals war ich von der FIFA-Reihe begeistert. Mit 13 Jahren hat es dann angefangen, dass ich mich für die Online-Matches begeistert habe – das dürfte so FIFA 08 rum gewesen sein. Durch viel Öffentlichkeitsarbeit habe ich dann angefangen, einen professionelleren Weg einzuschlagen. Meinen ersten Privatsponsor hatte ich dann mit 15 Jahren. Vielleicht gehöre ich zu den erfolgreicheren Spielern, aber vor allem im spielerischen Bereich sehe ich noch einige Spieler stärker als mich.
Selbst bist du sicher auch Fußball-Fan? Seit wann und von welchem Verein?
Fußballbegeistert bin ich, seit ich denken kann. Der erste Verein, den ich kannte, waren die Bayern. Als ich dann aber mit zunehmendem Alter klarer denken konnte, wurde ich nach und nach zum HSV-Fan, obwohl ich zeitweise selbst beim Rivalen, dem FC St. Pauli gespielt habe. Sympathien habe ich aber für beide Hamburger Vereine … ist ja kein Problem, da beide in verschiedenen Ligen spielen.
Wie und wann bist du darauf gekommen, FIFA als E-Sport zu betreiben? Und vor allem, wie bist du denn dann in die „Szene“ reingerutscht? Ist man aufmerksam auf dich geworden?
Wie vorhin schon erwähnt, habe ich angefangen, mit FIFA 08 dann auch online zu spielen. Damals stand ich dann auch in den Top 200 der Weltrangliste. Eines Tages habe ich dann einen Tipp bekommen, mich bei „Consoles Sports League“ zu melden, um mich in Turnieren mit den Besten zu messen. Natürlich war das ein großer Anreiz und durch Zufall kam dann auch nach und nach Kontakte zustande, die mir oft Tipps gegeben haben und ich so auch bei immer größeren Turnieren antreten konnte. Mit 15 Jahren war ich dann in Kopenhagen bei einem großen FIFA-Turnier, bei dem fast ausschließlich bekannte Spieler antraten, die ich tatsächlich auch schlagen konnte – unter anderem der damalige Weltmeister auf dem PC. Im Anschluss wurde ich dann schon sozusagen entdeckt: Ich bekam eine Karte mit Kontakten zugesteckt, bei dem ich mich melden konnte, falls ich Interesse hätte, das alles noch größer zu gestalten. Das habe ich dann letztlich auch und dadurch wurden mir völlig neue Türen geöffnet und ich wurde wirklich toll unterstützt.
Denkst du, E-Sport in FIFA könnte man genauso gut und intensiv in einem früheren FIFA erleben, welches noch nicht die taktischen und technischen Möglichkeiten bietet?
Die Möglichkeiten sind relativ egal, wichtig ist, dass man einfach gegeneinander antreten kann. Die Strukturen wurden ja eher nach und nach ausgeprägt und waren damals, als man FIFA dann Online spielen konnte, noch nicht da. Trotzdem konnte man auch damals FIFA schon als E-Sport betreiben.
Wie lange oder intensiv trainierst du? Was trainierst du genau? Und welche Umsetzung ist für dich die beste (PC, PS3, Xbox)?
Ich trainiere alles ausgeglichen und spiele auf beiden Konsolen sowie auf dem PC gleich gern. Müsste ich einen Favoriten nennen, wäre das aber die Playstation. Das kommt auch daher, dass sich die meisten eben für FIFA auf der PS3 entscheiden und man so einfach mehr Gegner hat. Trainiert wird auf fest vorgenommene Punkte mit meinem festen Trainingspartner. So kann ich mit ihm immer im Vorfeld absprechen, wie und was ich trainieren will. Will ich auf Konter spielen, tue ich das ein Spiel lang und versuche dabei, auch die Defensive immer sattelfest zu halten – so gehe ich nach und nach alle taktischen Varianten durch.
Wie realistisch ist FIFA in deinen Augen und wo könnte EA den Hebel ansetzen, um noch was zu verbessern?
Die FIFA-Spiele sind schon sehr realistisch gehalten. Oft wurde ich gefragt, ob ich mir gerade eine Übertragung eines Spiels ansehe, da es oft auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, dass es sich tatsächlich nur um ein Videospiel handelt. Den Hebel könnte EA hauptsächlich im taktischen Bereich ansetzen, man sollte die Spieler noch besser unter Kontrolle haben (siehe First-Touch). Ebenso sollte das Spiel weniger selbst entscheiden, wie ein gewisser Spielzug endet. Oft ist es eben einfach Glück, ob ein Spieler jetzt den freien Raum nutzt und in diesen hineinläuft oder eben nicht – es wäre schön, wenn man diesen Glücksfaktor minimieren könnte.
Warum FIFA und nicht PES? Wo siehst du PES weiter entwickelt und in welchen Punkten hat FIFA die Nase vorne?
In den FIFA-Spielen wird unterm Strich einfach mehr geboten. Für mich läuft der Fußball in FIFA einfach etwas runder und auch die Lizenzen sind in meinen Augen essenziell. Zudem ist der offizielle Titel der FIFA auch in gewisser Hinsicht grafisch ausgereifter und auch gesellschaftstauglicher. PES setzt dagegen eher auf Skill sowie auf ausgefeilte taktische Möglichkeiten – ebenso hat man es selbst in der Hand, wie man vor dem Tor schießen will – allerdings ist PES nicht immer realistisch umgesetzt. Zudem spielt es natürlich eine große Rolle, dass in PES Onlinespiele eine nicht so große Rolle spielen wie bei der FIFA-Serie. Ich habe aber auch mit einem Profi-Spieler der PES-Reihe Kontakt, mit dem ich gern auch mal ein Spiel in PES austrage.
Wie siehst du die Weiterentwicklung der FIFA-Reihe und die Verbesserungen, die jedes Jahr mit sich bringen? Lohnt es sich, entgegen vieler Behauptungen, FIFA jedes Jahr aufs Neue zu kaufen?
Meiner Meinung nach rentiert es sich, allerdings sind die Änderungen und Verbesserungen für viele nur schwer erkennbar, da EA hier nur immer an Rädchen dreht. Es sind interessante Weiterentwicklungen, auch wieder bei FIFA 14, die das Spiel noch einen Tick realistischer machen. Die Ideen sind hierbei jedes Jahr wirklich gut, die Umsetzung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen und ist oft zu wenig ausbalanciert. Auch dieses Jahr hat man tolle Schüsse eingebaut, bei denen der Ball eine wesentlich realistischere Flugbahn einschlägt – EA lässt sich also oft vom realen Fußballgeschehen inspirieren.
Wie läuft das hinter den Kulissen ab? Du machst ja sicher Schule, woher nimmst du die viele Zeit? Wie ergeben sich die Reisen durch ganz Deutschland oder auch mal ins Ausland und wie finanzierst du das Ganze?
Die Zeit zwack ich einfach in der Schule ab und schwänze so ziemlich jeden Tag lacht. Nein, als Schüler hat man doch noch etwas mehr Freiräume und da noch keine entscheidenden Prüfungen anstehen, geht das mit der Zeit noch etwas leichter. Ich versuche aber auch in der Schule mit dem Minimum-Maximum-Prinzip durchzukommen, also minimaler Aufwand und maximaler Erfolg. Ich denke, ich habe schon viel Zeit in meine Hobbys und Projekte investiert, bin aber einfach froh, auch die Möglichkeiten zu haben und mit Leuten zusammen zu arbeiten, die mich auch in der Hinsicht komplett unterstützen und viel Erfahrung haben. Die Reisen ergeben sich durch die verschiedenen Events und meine Sponsoren unterstützen mich dabei. Mein Privatsponsor hat mir so z. B. die Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Paris ermöglicht. Nebenbei versuche ich auch noch, Spieler zu coachen, auch das bringt einen kleinen Nebenverdienst. Hin und wieder gibt es auch ein Preisgeld, was ich allerdings fast zu 100 % reinvestiere. Der E-Sport entwickelt sich eben immer weiter und wird umfangreicher, deshalb habe ich auch das Portal „bPartGaming“ gegründet, bei dem ich auch noch als Projektleiter fungiere. Mein Ziel ist es langfristig, das Ganze als Nebenjob oder sogar hauptsächlich zu betreiben, das bedeutet natürlich auch, dass ich viel unterwegs bin.
Stichwort bpartgaming: was ist deine Aufgabe als Projektleiter. Welche Ziele habt ihr euch gesteckt und wie sieht die Aufgabenverteilung innerhalb des Projekts aus?
Das Projekt „bpartgaming“ besteht aus drei Leuten: Georg, Benni (einer der erfolgreichsten FIFA-Youtuber) und mir. Natürlich gibt es hinter den Kulissen noch eine Menge Helfer (z. B. auch einen Grafiker), die uns super unterstützen, aber wir drei bilden den Kern. Unser Ziel ist es, DAS Community-Portal für FIFA-Spieler zu werden. Wir bieten ein großes Spektrum rund um das Thema FIFA: Hat jemand Fragen, versuchen wir wirklich alle zu beantworten, will jemand noch in Sachen FIFA lernen, versuchen wir ihn auch hier zu unterstützen – und das wichtigste, wir wollen die Leute unterhalten. Wir kennen alle Facetten der FIFA-Reihe und wissen auch, wie der Markt dahinter funktioniert. Im Vordergrund steht, dass wir FIFA-Spieler verbinden wollen, helfen wollen und verbessern wollen – so wollen wir langfristig einfach das zentrale FIFA-Portal werden. Sollten wir diese Hürde schaffen, würden wir das auch gern international versuchen. Wir bei bpartgaming arbeiten rund um FIFA in alle Richtungen, bieten ein vielschichtiges Angebot und wollen für mehr Transparenz sorgen, wofür wir den ganzen Aufwand betreiben. Langfristig würden wir das sogar gern in eine Art Firma ausweiten, um unser Hobby zum Beruf zu machen. Unser Portal soll einfach extrem Community-lastig sein. Daher bin ich nicht mehr nur E-Sportler, sondern vielschichtig im Bereich rund um FIFA unterwegs.
Was war dein größter nationaler und internationaler Erfolg?
Mein größter nationaler Erfolg war der Halbfinaleinzug bei den deutschen Meisterschaften. International war es die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Paris.
Welches kuriose Spiel wirst du nie vergessen? Respektive was waren deine verrücktesten Erlebnisse in FIFA?
Zu den positiv verrückten Erlebnissen habe ich zwei Dinge im Kopf, es geht eigentlich immer darum, ein Spiel gegen Ende noch mal zu drehen: Das erste spielte sich während der ESWC-Quali in Berlin ab. Hier spielen die 20 besten FIFA Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegeneinander um den Einzug zur Weltmeisterschaft. Ich lag viermal gegen den deutschen Meister hinten und habe in der wirklich letzten Sekunde den Ausgleich gemacht. So bin ich dann als Underdog in die nächste Runde eingezogen und das, obwohl ich eine absolute Hammergruppe hatte. Das zweite war ebenfalls in Berlin. Ich habe ein Preisgeld in Höhe von 750 Dollar bekommen, indem ich damals einen Bulgaren, der zu den besten FIFA-Spielern weltweit gehört (war schon in mehreren Weltmeisterschaften vertreten) in den Best of Three-Spielen ausgeschaltet habe. Ich habe jeweils in der 115 und 117 den Ausgleich erzielt und habe dann im Elfmetern jeweils gewonnen. Das war wirklich vollkommen verrückt.

Das Negativerlebnis in Sachen kurios war letztes Jahr die FIWC-Quali. Es ging alles recht eng zu auf dem Rasen und in der wirklich letzten Sekunde macht ausgerechnet Badstuber einen Kopfball aus gefühlten 16 Meter rein – somit war ich dann nicht mal für das nationale Finale qualifiziert.

Und leider müssen wir auch nach deiner größten Niederlage fragen?
Meine größte Niederlage war dann wohl auch das tollste bisher erlebte: die Weltmeisterschaft in Frankreich. Die Qualifikation war mein Traum. Es gibt drei Startplätze für europäische Spieler, somit habe mich gegen die besten in Europa durchsetzen können. Dann wurden mir bei der Auslosung der Weltmeisterschaft jeweils der Weltmeister und der Vizeweltmeister in meine Gruppe zugelost. Gegen beide habe ich dann ein Unentschieden geholt. Ich habe damals bewusst auf ein Unentschieden gespielt, um dann zu merken, dass das Spiel hinter mir noch gedreht wurde und ich somit nicht mehr weiter war, sondern draußen. Trotz toller Leistungen gegen die damals besten FIFA-Spieler. Das war wirklich sehr ernüchternd.
Bei welchen großen Events kann man dich in der nächsten Zeit antreffen? Und welche Ziele hast du dir für die Zukunft gesteckt?
Im Großen und Ganzen bei relativ wenig Events. Aber bei allen Turnieren, national sowie international, die etwas größer sind, kann man mich antreffen. Auch die deutsche Meisterschaft werde ich wieder spielen – und endlich auch einen Titel gewinnen (vielleicht sogar deutscher Meister werden). Zudem würde ich mich gern noch mal in der ESWC-Quali für die Weltmeisterschaft in Paris qualifizieren – ich hätte gern erneut die Chance so ein tolles Turnier zu spielen, da es einfach eine wahnsinnig tolle Erfahrung war.
Gibt’s auch Internetadressen oder Streams, um deine Spiele zu schauen?
Auf meiner Facebook Seite kann man meine Videos schauen, allerdings kann ich selbst leider nicht streamen, dafür ist meine Internetverbindung zu schlecht. Aber auch bpartgaming-Videos kann man regelmäßig mit mir schauen. Ansonsten werden auch hin und wieder bei großen Turnieren Spiele von mir gestreamt.

Hier könnt ihr übrigens mal vorbeischauen: MALTEeSport | Youtube | bPartGaming.

Und als letztes: spielst du auch andere Spiele neben FIFA? Wenn ja, welche? (Vielleicht auch online?)
Aktuell fehlt mir bedauerlicherweise etwas die Zeit. Außer FIFA spiele ich dann aber auch gern mal COD. Früher haben wir noch zusätzlich viel Counter-Strike mit den FIFA-Leuten gespielt – auch das war Spaß pur. Aber mein Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf FIFA.
Vielen Dank Malte für dieses tolle und wirklich sehr interessante Interview.

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