Der OnLive-Service will das so genannte Cloud Gaming einführen, das dauerhaft Spieleplattformen in Form von Hardware ersetzen soll und auf alle möglichen Plattformen die Games aus dem Internet streamt. Auf der GDC Europe in Köln haben wir einen Vortrag von Tom Dubois dazu gehört.
OnLive sieht die Gaming-Industrie wie folgt: Früher kam alle fünf Jahre eine neue Konsole heraus, die nach gut einem Jahr die Hälfte an Wert verlor. Heute wartet man weit mehr als fünf Jahre und die Konsolen bleiben dennoch teuer; OnLive möchte dies ändern.
Unter Cloud Gaming versteht man eine Technologie, die unabhängig vom Endgerät, (besonders hochwertige) Spiele auf jeder Plattform erlaubt, sei es auf Tablets wie dem iPad, Mobiltelefonen, Fernsehern, selbstredend normalen Computern mit Internetanschluss und tendenziell sogar auf Konsolen wie der Xbox 360 oder der PlayStation 3. Das lästige Disc-Kaufen würde so außerdem der Vergangenheit angehören.
Dazu gibt es entweder eine Software, die der Plattform entsprechend funktioniert, oder aber eine Mikro-Konsole von OnLive, die den Eintritt ins Internet ermöglicht, z. B. für Fernsehgeräte, die noch nicht selbst internetfähig sind. Über den Service werden die Games „gestreamed“ und können jederzeit gespielt werden. Keine gebrauchte Hardware, kein Kampf um die neueste Konsole, nur noch ein Service, eine Hardware und ein exklusiver Controler. Alternativ die Erreichbarkeit über die meisten modernen Medien.
Tom Dubois erklärt, dass Mobile oder Social Games die Zahl der Konsolenspieler schrumpfen lässt, genau wie deren Hardware. Inspiriert ist dieser Gedanke zweifellos von den Möglichkeiten, die uns schon seit vielen Jahren das PC-Gaming ermöglicht, bei dem Downloads und das Internet bereits „unnötige“ Datenträger teilweise ersetzen konnten. In seinem Vortrag zeigt Dubois uns auch, dass Analytiker der Spielebranche wie Anita Frazier ebenfalls die großen Plattformen PS3, XBox 360 und PC auf dem absteigenden Ast sehen.
GaaS (Games as a Service) ist das Stichwort: Das „Instant Play“, also das „Streamen“ von Spielen, soll dem User ein Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit bieten, da egal ob am Mac, an Tablets oder in gewohntem „Zuhausegefühl“ mittels Fernseher, jeder Spieler – wie Dubois sagt – mit höchster Geschwindigkeit und Erreichbarkeit Spiele erhält. Dabei wird sich deutlich vom klassischen Download distanziert, da ein Spiel quasi für alle zugänglich ist, ohne wirklich gespeichert zu sein.
Dubois rückt Inhalte in den Vordergrund, sie seien zentral und man müsse sie wieder in den Blick nehmen. Wenn der Hardware-Wettlauf wegfällt, könnten sich die Spiele-Entwickler mehr auf die kreative Arbeit konzentrieren. Hardware und Aufrüstung seien teuer. Dubois stellt sinngemäß die Frage: Was ist, wenn das Geld bei den großen Blockbustern an der wichtigen, kreative Seite fehlt?
Onlive verspricht laut Dubois keine gebrauchten Spiele mehr, keine Piraterie durch Raubkopien, die Möglichkeit für Publisher (und es sind wirklich schon zahlreiche ins Boot geholt worden, so z. B. Square Enix, THQ und Capcom) den weitreichendsten Markt überhaupt zu erschließen: das Internet.
Spieler kaufen, testen oder mieten die gestreamten Games, können Flatrates wie bei Handytarifen nutzen oder Spiele der Datenbank „à la carte“ aussuchen. Dabei sind neben den innovativen Ideen der Gegenwart auch zukunftsbezogene Aspekte zugegen, wie ein stetiger Bezug zu Facebook, der dem hohen Nutzungsgrad des Social Networks Rechnung trägt.
Daneben wird es die Möglichkeit zum Tausch der „Game Control“ geben (Game Control Swap). Spieler A kann bei Bedarf die Leitung an einen anderen Spieler übertragen und sich entweder ausklinken oder eben in weniger wichtiger Funktion weiter mitspielen. Und natürlich wird es auch Koop-Gameplay online geben. Dubois und der Rest des OnLive-Teams träumen von MMO-Quests beispielsweise, bei denen nicht ein paar, sondern einige tausend Spieler beteiligt sind.
Ob die Idee, sämtliche Disks sowie Downloads allmählich der Vergangenheit angehören zu lassen, sich in der Industrie durchsetzt, ist vorerst fraglich. Hersteller der Nach Meinung von OnLive wohl schon auslaufenden Nextgen-Konsolen würden einen Großteil ihrer Lizenzgebühren einbüßen, würde sich der Dienst etablieren. Wie Sony, Microsoft und Co. darauf reagieren werden, bleibt also abzuwarten. Bisher versuchen die Hersteller mit allen Mitteln, Kunden anzuwerben, denn in den USA hat OnLive schon viele User, in UK ist der Start für den Online-Service ebenfalls datiert. Im Rest Europas hat uns diese mögliche Revolution noch nicht erreicht, genauso hat OnLive noch nicht den asiatischen Markt erschlossen.
Ob Cloud Gaming die Zukunft sein kann? Dies steht wohl noch in den Sternen. Fest steht aber, dass OnLive ein handfestes Konzept präsentierte und bisher Vieles dafür spricht, dass sich das Kaufen auf OnLives Zentralrechnern etablieren könnte, und das nicht zu knapp.
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