Autor:  Otto Normal 21.12.2006, letztes Update: 18.01.2021
Wertung: 6.5

Tony Hawk’s Project 8 im Test: Die Bretter die die Welt beskaten

Tony Hawks Project 8, Bild: Electronic Arts
Tony Hawks Project 8, Bild: Electronic Arts

Tony Hawks Project 8 im Test. Ja, liebe Freunde des Konsolensports, Sie lesen richtig: Die Zahl im Titel ist tatsächlich die der Unendlichkeit. Tony-Hawk-Spiele wirken fast wie Fließbandarbeit. Das muss nicht per se schlecht sein. Immerhin gibt es immer noch Möglichkeiten, etwas zu verbessern. Ob der neue Teil tatsächlich nur eingefleischte Trickakrobaten anspricht, oder sogar neue Fans begeistern kann, klärt unser Test.

Einmal Skater immer Skater

Auch Neversoft bleibt seinem Erfolgsrezept treu, schließlich ist das Spielprinzip der Kern des Erfolgs der Reihe.

Zunächst suchen Sie sich einen Skater aus. Sie können aus drei vorgefertigten Charakteren wählen oder einen eigenen erstellen. Das macht sogar Spaß, da es viele Optionen zur Individualisierung gibt. Die Basis bilden drei Grundtypen. Es gibt rotzige Punks mit Nietenhalsbändern und roten Irokesen, kleine Kinder mit Knieschonern, oder den Hip-Hopper mit der weiten Hose und Kapuzen-Sweater.

Mit Ihrem Board befahren Sie dann einen von 8 Parcours. Ähnlich den Schlagkombos in einem Beat ‘em up, können Sie durch verschiedene Tastenkombinationen sämtliche Tricks auslösen. Die Schwierigkeit dabei ist die Koordination. Das Timing zur Landung muss stimmen, sonst bricht sich unser liebevoll gestylter Punker noch einen Zacken aus seinem Irokesen.

Angeheizt

Der Skateshop bietet Spezialtricks von so genannten Heizern. Diese bekommen Sie nach besonders guten Combos gutgeschrieben. Die Spezialtricks sind nicht unbedingt realistisch, dafür sehen sie aber atemberaubend gut aus. Außerdem gibt es im Shop neue Decks.

Wie in vorherigen Episoden von Tony Hawk spielen Sie die Parcours erst nach und nach frei. Thematisch sind die Level um eine amerikanische Großstadt herum angesiedelt. Darunter befindet sich Altbekanntes wie Innenstädte mit Autos. Die können sowohl Hindernis als auch Rampe für spektakuläre Combos sein. Daneben gibt es ungewöhnliche Schauplätze wie eine Autofabrik mit zahlreichen Sicherheitsgeländern, über die wie üblich „gegrinded“ wird, bis das Board raucht. Bis zu 70 dieser geschickten Sprünge von einem Hindernis auf das nächste verstecken sich in jedem Level.

Berühmte Gesichter

Hin und wieder treten bekannte Skater in den Levels auf und bieten spezielle Challenges an. Die sind für den Fortschritt auf der Karriereleiter unerlässlich. Darunter auch Rodney Mullen, der uns in die große spielerische Neuerung von Tony Hawks Project 8 einführt, den „Nail the Trick“-Modus.

Ist die Spezialanzeige gefüllt, können Sie neben den herkömmlichen Spezialtricks auch den Nailmodus aktivieren. Durch zeitgleiches Drücken der Analogcontroller zoomt das Spielgeschehen in Zeitlupe auf das Skateboard. Die beiden Kontrollsticks übernehmen ab jetzt die Kontrolle über jeweils ein Bein des Skaters. Zieht man beispielsweise das vordere Bein nach hinten, wird ein Kickflip ausgelöst. So lassen sich sämtliche Standardtricks ausführen, aber auch ganz eigene neue Kreationen entwerfen. Die wahre Königsklasse ist das Kombinieren von mehreren Tricks hintereinander, ohne sich mit den Beinen zu verheddern und unsanft auf dem Asphalt aufzuschlagen.

Angenagelt

Der neue Modus macht auch optisch was her. Wie schon im Fokusmodus verschwimmt alles bis auf die Boardaction und man bekommt tatsächlich das Gefühl, sehr nah dabei zu sein. Zumal auch die Soundkulisse entsprechend verlangsamt wird. Ansonsten hat sich auf der Oldgen grafisch nicht viel verändert. Die Grafiken erfüllen ihren Zweck und sind die Manöver noch so riskant, das Spiel läuft stets flüssig und auch Clippingfehler halten sich sehr in Grenzen.

Vom Sound her gibt sich Neversoft auch diesmal keine Blöße. Die Geräuscheffekte stimmen bis ins Detail und der Soundtrack ist vom Feinsten. Den einen oder anderen Song darf man mittlerweile auch im Radio bewundern, beispielsweise Kasabians „Club Foot“. Sehr gelegen kommt auch die Möglichkeit, nur Titel aus bestimmten Genres abzuspielen. So muss der eingefleischte Punker sich keine Rapmusik antun und dem Rastafari bleibt das Metalgeschrammel erspart.

Der Multiplayermodus bietet wieder Graffiti-, Combo und Trickmodus und die Möglichkeit den Spiltscreen horizontal oder vertikal einzurichten.

Fazit

Tony Hawks Project 8 richtet sich definitiv an bereits geübte Gamepad-Derwische. Einsteiger werden zwar in den ersten Levels noch mit relativ leichten Skatezielen bedacht, doch mit fortschreitender Tabellenplatzierung dünnen diese sich flott aus. Schon im vierten Level raufen sich auch geübte Spieler die Haare, wenn es gilt, den Laserschranken auszuweichen um die Disketten zu beschaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Level derart voll gepackt sind mit Hindernissen und Gaps, dass man eigentlich kaum noch gerade aus fahren kann. Die entspannte Spazierfahrt muss man so vielleicht beim Downhilljam suchen.

Die Qualität der Level variiert aber auch abseits davon stark. Der Vergnügunspark mit Achterbahnen und Geisterschiff wird gegenüber dem Betonpark seines Namens nicht gerecht. Der neue Nail the Trick Modus gefällt besonders, weil er genau das wieder in dieses leicht entartete Spiel hineinbringt, was Skaten eigentlich ausmacht. Üben, üben und nochmals üben. Hier ist wirklich Fingerspitzengefühl gefragt und nicht das monotone Rumhacken auf dem Gamepad. Schade ist nur, dass man den eigenen Trickkreationen keinen Namen geben kann. Der mangelnde Realismus ist oft ein Kritikpunkt der Tony Hawk Reihe gewesen. Bei Project 8 findet man aber seit langem mal wieder eine richtige Innovation. Jeder der schon mal auf einem echten Board stand, weiß, wie schwer es überhaupt ist, einen Olli zu springen.

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