Autor:  Nick Josten 15.04.2014, letztes Update: 10.06.2022
Wertung: 6.8

Test: Das schwarze Auge: Blackguards für PC

DSA: Blackguards - Gruselfaktor
DSA: Blackguards - Gruselfaktor

Daedalic Entertainment hat mit Das Schwarze Auge: Blackguards einen Genremix aus Rollenspiel und rundenbasierter Strategie veröffentlicht. Wir haben uns das Spiel rund um böse Buben mal näher auf dem PC angeschaut und unser Einschätzung im Review festgehalten.

Die Story von Blackguards beginnt ähnlich wie die von Dishonored: Euer Held, den ihr flott in einem Editor erstellt, wird Zeuge, wie die Prinzessin ermordet wird und anschließend selbst des Verbrechens beschuldigt und landet im Gefängnis. Dort trifft der von euch gewählte Krieger, Magier oder Jäger den Zwerg Naurim und den Magier Zubaran. Mit ihnen bricht er aus dem Gefängnis aus und lebt fortan ein Leben als Gesetzloser. So weit die Story. Ihr steht also auf der „bösen“ Seite, habt aber die Möglichkeit, durch euer Verhalten zu beeinflussen, ob ihr ein Guter oder ein Böser seid.

Eine Schlacht nach Plan

Das Kampfsystem in Blackguards ist rundenbasiert. Jeder neue Ort, den ihr betretet, besteht aus einem Raster, auf dessen Feldern ihr agieren könnt. Strategisch wählt ihr Laufrichtung, Angriff oder Fähigkeit aus. Am Anfang ist das Ganze noch recht unspektakulär; schnell wird aber klar, dass ihr mit einer gewissen Strategie an die Sache heran gehen müsst. So kann mit der Umgebung interagiert werden: lauft statt zu eurem Gegner zu einem Kronleuchter-Seil, um es zu zerschneiden und schon saust der Leuchter auf eure Feinde herab.

Doch gerade die Besonderheit ist sicher nicht jedermanns Sache, da sich auf diese Weise die Kämpfe ziehen wie Kaugummi. Noch dazu besteht das ganze Spiel ausschließlich aus diesen Kämpfen, von kurzen Abstechern in die Stadt abgesehen. Freunde von Action-Rollenspielen bspw. werden sich deshalb sehr geduldig zeigen müssen. Strategen hingegen werden ihre Freude haben.

Fiese Schurken, miese Dialoge

Die „Protagonisten“ des Spiels, also eure Verbündeten, sind Gesetzlose und alles andere als heroisch. Der Zwerg ist cholerisch, der Magier pervers. Ihr trefft auf eine drogensüchtige Elfe und allerhand schurkenhaftes Gesindel, das eure Truppe darstellt. Nur leider lenkt das Ganze kaum davon ab, dass die Story und Dialoge des Spiels wirklich oberflächlich sind. Im Grunde klickt man nach ein paar Stunden Spielzeit nur noch durch die Dialoge.

Umfangreiches Charakterlog

Jeder Charakter lässt sich ganz in RPG-Manier ausrüsten und verbessern. Mit im Kampf gesammelten AP (Abenteuer-Punkten) könnt ihr Talente verbessern und jeden Kämpfer individuell in eine bestimmte Richtung lenken. Wirklich nützlich werden die Fähigkeiten und die Ausrüstung erst später, wenn ihr euch durch die ersten Stages durchgekämpft habt. Dann fangen die großen strategischen Überlegungen an: Wer wird mein Fernkämpfer, den ich hinter Grabsteine oder Hindernisse stelle? – Ja, die Umgebung und auch die Physis bestimmter Objekte in jedem Raster spielen eine Rolle! Wer wird mein Schadensbringer, wer muss beweglich sein? Das am Anfang wahnsinnig zähe Gameplay beginnt einen irgendwann zu packen, aber eben erst mit entsprechendem Spielfortschritt.

Dem Kriminellen fehlt das Geld

Der Einstieg ist schwer und es mangelt an allem: Waffen, Ausrüstung, Verpflegung. Man findet einige Heiltränke, aber die kann man nur benutzen, wenn man sie ausrüstet. Und ausrüsten kann man nur Charaktere, die schon einen Gürtel haben. Davon findet man zwei, der dritte muss wie die Waffen gekauft werden. Da muss man schon mal wirtschaften. Blöderweise raubt einem das anfangs etwas den Spaß, weil man nicht wirklich vorwärts kommt.

Warum macht das nicht so viel Spaß?

Dazu kommen gefühlt unzählige Anzeigen und Tabellen. Inventar, Charakterlog mit drei Seiten pro Charakter. Jeder Charakter hat dann auch noch einen Ring mit vielen verschiedenen Fähigkeiten, jeweils drei Waffensets und, und, und. So eine Fülle von Möglichkeiten ist um Gottes Willen kein Minus! Aber für mich hat es einfach ein bisschen die Dynamik des Spiels geraubt. So einem Titel mit einer wenig aufwändigen Grafik hätte ein dynamischeres Kampfsystem ganz gut getan.

Fazit

Daedalic hat mit Das Schwarze Auge: Blackguards ein umfangreiches Spiel herausgebracht, das zugegeben mal etwas anderes ist. Ich persönlich finde das Kampfsystem sehr gewöhnungsbedürftig und allgemein zu träge. Rundenbasierte Rollenspiele à la Final Fantasy bekommen das Ganze eleganter hin: Blackguards fehlt einfach der Pfiff. Die Charaktere und derbe Stimmung sind zwar erfrischend provokant, aber ob mir das reicht… Immerhin kümmert sich Daedalic wie gewohnt um die Fans und packt zu dem Spiel noch einen Soundtrack und ein Poster!

Positiv ist eindeutig die Interaktion mit der Umgebung, die ein zusätzliches strategisches Element darstellt. Doch darüber hinaus schlägt unser Wertungssystem URS zu, das noch ein paar Pünktchen abzieht. Denn Blackguards bietet kein generisches Gameplay, sondern bedient nur ein Genre. Das Disciples-Franchise beispielsweise oder die King’s-Bounty-Spiele bieten ähnliches Gameplay, aber deutlich dynamischer.

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