Autor:  20.03.2007, letztes Update: 04.08.2018
Wertung: 7.3

Jade Empire im Test für PC: Königreich Süß-Sauer

Jade Empire
Jade Empire

Jade Empire im Test für PC. Zeit wird es. Geschlagene zwei Jahre ließt Bioware sich Zeit, um seinen Rollenspiel-Hit von der Xbox auf den PC zu bringen. Ob diese zwei Jahre reine Zeitverschwendung waren, oder ob sich das lange Warten letzten Endes lohnte, erfahren Sie in unserem ausführlichen Testbericht.

Klasse Masse

Eines steht auf jeden Fall fest: Bioware ließ die Zeit nicht ungenutzt verstreichen. In der Special Edition von Jade Empire stecken jede Menge Extras und Verbesserungen.

So bekommen PC-Spieler einen zusätzlichen Charakter, neue Kampfstile, Monster und Waffen spendiert. Zusätzlich steht nach dem ersten erfolgreichen Durchspielen mit dem Jade-Meister ein weiterer Schwierigkeitsgrad zur Auswahl.

Am auffälligsten sind jedoch die technischen Verbesserungen: Neben der, an den PC angepassten Steuerung – Sie laufen mit „WASD“ und kämpfen mit der Maus – wurde die Grafik optimiert. Bioware hat nicht nur die Auflösung auf 1600×1200 Pixel hochgeschraubt, sondern auch die Effekte an die aktuellen Shader moderner Grafikkarten angepasst, sowie die Texturen überarbeitet. Diese sind sehr detailliert und scharf.

Detailreiche Optik

Überhaupt strotzt die Optik nur so vor Details: Durch das Blätterdach der Bäume brechen weiche Lichtstrahlen, die asiatischen Pagoden sind mit feinen Holzschnitzereien verziert und filigrane Schriftzeichen schmücken selbst einfache Wegweiser.

Bei den Animationen lässt man sich ebenfalls nicht lumpen – weich animiert läuft Ihr Held über Wiesen, auf denen sich das Gras sanft im Wind wiegt. Gerade die zahlreichen Kämpfe beeindrucken mit akrobatischen und kraftvollen Bewegungen. Man spürt förmlich die Wucht des Schlages, wenn Ihr Kämpfer mit dem Stab ausholt. Darüber hinaus feuert Bioware in den Kämpfen ein wahres Feuerwerk an Effekten ab. So wird Ihre Figur bei aktivem Schadensschild von einem violetten Leuchten umhüllt und bei dem Magiestil Schreckensflamme ist Ihre Figur in lodernde Flammen getaucht.

Die einzelnen Gegenden, die Sie während des Spielverlaufes durchwandern, sind abwechslungsreich und atmosphärisch gestaltet. Die alte Kaiserstadt ist hell und freundlich, Passanten streifen durch die Viertel. Der Wald in der Nähe der Stadt Tien ist düster und dunkel – sowie von angriffslustigen Geistern bevölkert.

Soundtrack anpassungsfähig

Auch die Akustik weiß zu gefallen. Streifen Sie zum Beispiel durch die Viertel der Kaiserstadt, werden Sie von sanften Klängen und dem Stimmengewirr der Leute umspült. Erkunden Sie jedoch die Stadt der Toten, begleiten Sie sphärische Klänge und das leise Raunen der ruhelosen Toten. In den Kämpfen werden die asiatischen Musikstücke von einem rockigen, kraftvollerem Sound abgelöst. In jedem Moment unterstützt der Sound die stimmige Atmosphäre des Spieles. Der Ton ist von Beginn an fantastisch und wird durch die lippensynchron vertonten und schick in Szene gesetzten Gesprächen, sowie toll inszenierten Zwischensequenzen erzählt.

Treue, Verrat und heiße Liebe

An der Geschichte hat sich dagegen nichts geändert. Und das ist auch gut so. Schließlich ist es eine der besten, die in der letzten Zeit von einem PC-Spiel erzählt wurde. Nicht ohne Grund, heimste Jade Empire doch schon auf der Xbox reichlich Preise ein.

Aber zu erst muss ein passendes Alter Ego her. Dazu haben Sie die Wahl zwischen sieben Charakteren, angefangen beim Kraftprotz Tiger Shen, bis zur grazilen Kriegerin Lotusblüte. Nun können Sie Ihren Vertreter in der Spielwelt noch feinjustieren, in dem Sie ihm einen waffenlosen Kampfstil und einen Unterstützungsstil verpassen. Später kommen noch Magie- und Verwandlungsstile dazu. Erstere erlernen Sie bei Meistern, letztere durch das Besiegen des entsprechenden Gegners. Nun noch schnell ein paar Punkte auf Körper, Geist (Fokus) und Seele (Chi) verteilt und schon kann Ihre Reise durch das Jadereich beginnen.

Zurück zu den Wurzeln

Sie starten in Ihrer Schule, in der Sie die letzten zwanzig Jahre mit dem Studium der Kampfkunst verbrachten. Ihr alter Lehrmeister enthüllt Ihnen die ersten zweideutigen Geheimnisse Ihrer wahren Herkunft und schickt Sie auf die Suche nach den Geistern Ihrer Vergangenheit. Die ersten gestellte Aufgaben sind leicht. So sollen Sie sich zum Beispiel zum örtlichen Schmied begeben, um sich dort für einen von zwei Waffenstilen zu entscheiden.

Danach gilt es auch schon den ersten Angriff abzuwehren. Piraten überfallen das Dorf. Nachdem Sie diese erste Attacke überstanden haben, offenbaren sich Ihnen weiter Details der spannenden Geschichte. So erfahren Sie, wie Sie als Baby in die Obhut Ihres Meisters gelangten und dass die Tore zur Unterwelt geschlossen sind, sodass Sie deshalb immer wieder über angriffslustige Geister stolpern, die keine Ruhe finden und ihren wachsenden Zorn an den Lebenden abreagieren. An die eigene Ruhe ist aber auch nicht zu denken. Es gilt nämlich eine entführte Mitschülerin zu befreien – schuld an allem scheint der tyrannische Kaiser.

Chaos ordnen, Belohnung einstreichen

Sie sehen schon, im Jadereich liegt einiges im Argen. Auf welche Art Sie das Chaos ordnen, ist einerlei. Es gibt mindestens zwei Lösungswege. Zum einen den Weg der „offenen Hand“ und den der „geschlossenen Faust“. Sie entscheiden sich zum Beispiel dafür, ein zerstrittenes Vater-Sohn-Gespann entweder miteinander zu versöhnen (offene Hand) oder den ungeliebten Vater einfach zu töten (geschlossene Faust). Sollten Sie sich für letzteres entscheiden, brauchen Sie nicht mit negativen Auswirkungen rechnen. Anders als in vielen Rollenspielen, erhalten Sie trotzdem Belohnungen. Lediglich die Art der Belohnung variiert.

Außerdem finden Sie im Verlauf des Spiels verschiedene Juwelen, die Sie in ein Medaillon einsetzen können und durch die Sie bestimmte Boni auf Körper, Geist und Seele beziehungsweise auf die drei Gesprächstalente Intuition, Schmeicheln und Einschüchterung erhalten. Zusätzlich gibt es Juwelen, die sich nur verwenden lassen, wenn Sie einem der beiden Pfade folgen. Solche Juwelen finden Sie in Kisten oder Vasen, die auch schon mal mit schmerzhaften Fallen versehen sein können. Hier finden Sie auch Bücher und Schriftrollen, die zum Beispiel den Gesundheitswert steigern oder eine bessere Waffe spendieren. Außerdem können Sie bei Händlern permanente Verbesserungen Ihrer Attribute kaufen.

Vielfältige Quests und Gegner

Ansonsten erhalten Sie derlei Dinge durch das Erfüllen von Quests. Und auch hier glänzt Jade Empire durch eine große Vielfalt: Die Nebenquests sind zahl- und abwechslungsreich. So sollen Sie zum Beispiel eine widerborstige Bandenchefin verkuppeln, einen Friedhof von Geistern säubern oder einem Hobbychirurgen eine Leber besorgen. Nebenbei gilt es einige leichte Schalterrätsel zu lösen. Die Hauptquests zeichnen sich dabei vor allem durch reichlich Action aus – ständig sind Sie am Kämpfen und mischen die unterschiedlichsten Gegner auf.

Und auch die sind vielfältig und vor allem zahlreich. Kämpfen Sie anfangs noch gegen gewöhnliche Banditen, gesellen sich schnell die ersten Geister und Kannibalen dazu. Später legen Sie sich noch mit Dämonen, Golems und der kaiserlichen Armee an. Dabei reicht gegen die meisten Gegner der waffenlose Stil völlig aus. Nur wenige Kontrahenten erfordern ein anderes Vorgehen, da sie gegen bestimmte Angriffe immun sind. Hilfreich ist auch der Einsatz des Focus-Modus. Dabei wird die Zeit um Ihr Alter Ego herum verlangsamt, während Sie mit gleichbleibender Geschwindigkeit auf Ihre Gegner einschlagen können. Dies kostet allerdings Geisteskraft, die Sie aber mit Power-Ups, die gefallene Feinde hinterlassen, wieder auffrischen können. Magie- und Verwandlungsstile erfordern dagegen Chi, dass sich aber auch mit entsprechenden Power-Ups wieder auffüllen lässt. Zwischen den Kämpfen können Sie sich auch an entsprechenden Becken wieder aufladen.

Minispiele lockern auf

Wenn Sie zwischen den Hauptorten des Spiels wechseln, gibt es immer wieder kleine Minispiele, in denen Sie in klassischer Shoot’em Up-Manier und Topdown-Ansicht feindliche Fluggeräte vom Himmel holen. Spielen müssen Sie diese aber nicht. Sie könne sich vor Abflug auch für die Flucht entscheiden. Dann folgt statt dem kurzen Intermezzo eine der schicken Zwischensequenzen.

Inzwischen haben Sie auch schon mit Morgenstern Ihren ersten von insgesamt zwölf möglichen Gefolgsleuten aufgegabelt. Direkt mitnehmen können Sie aber immer nur einen, der Sie dann je nach Einstellung im Kampf unterstützt. Entweder direkt per Angriff oder indirekt per Unterstützung. Diese Unterstützung unterscheidet sich je nach Charakter. So frischt Morgenstern Ihr Chi auf, das Sie zum Beispiel zur Selbstheilung benötigen. Mit Seidenfuchs richten Sie mit waffenlosen Stilen mehr Schaden an. Während sich der Großteil Ihrer Gefolgsleute sowohl für Angriff, als auch Unterstützung einsetzen lässt, stehen einige davon nur für Angriff beziehungsweise Unterstützung zur Verfügung. Allerdings können Sie jederzeit einen anderen Charakter wählen.

Zwischen Ihren Gefolgsleuten entspinnt sich im Verlauf der Geschichte auch ein relativ komplexes Beziehungsgeflecht, das, wenn Sie es denn möchten, in einer Liebesgeschichte gipfelt.

Fazit

Bioware hatte mit Jade Empire bereits vor zwei Jahren auf der Xbox einen echten Hit gelandet. Der Special Edition gelingt das auf dem PC auch. Schon rein technisch lohnt sich das Spiel. Doch darüber hinaus ist Jade Empire immer noch ein fantastisches Spiel, mit abwechslungsreichen Quests, tollen Charakteren und spannender Geschichte.

Lediglich ein kleiner Fehler lief uns beim Test über den Weg: So schauten wir nach dem Laden eines Spielstandes betreten zu Boden und sahen außer den schicken Bodentexturen nichts mehr von unserer Umgebung. Ein erneutes Laden des Spielstandes behob jedoch das Problem.

Ich jedenfalls tausche jetzt erst einmal meine strahlende Heldin gegen einen, vor Kraft strotzenden Helden und spiele das Spiel noch mal als arrogantes Arschloch. (Stellen Sie sich bitte hier noch ein dämonisches Grinsen auf meinem Gesicht vor.

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