Autor:  29.01.2006, letztes Update: 28.05.2018
Wertung: 6.0

C64 DTV im Test: Retro-Kult oder -Quatsch?

C64 DTV - Produktfoto
C64 DTV - Produktfoto

Bei uns musste sich der Retro-Joystick C64 DTV im Test beweisen. Es ist ein Nachbau des Competition Pro Joysticks, auf dem 30 Spiele vorinstalliert sind. Den Joystick könnt Ihr direkt an den Fernseher anschließen. Aber handelt es sich um Retro-Kult oder -Quatsch?

Nostalgiker des älteren Semesters, also ab 30 aufwärts, erinnern sich wehmütig an die gute alte Zeit, als man seine Freizeit vor 8-Bit-Rechnern der Marke Commodore 64, liebevoll Brotkasten genannt, und mit Klassikern wie Maniac Mansion, Pirates!, den zahllosen Summer, Winter oder California Games verbrachte, oder Stunden in die Lösung der Impossible Mission investierte und sein Taschengeld in den ersten brauchbaren Joystick, einen totschicken Competition Pro steckte. Ja, damals war alles besser! Doch war damals wirklich alles besser? Wer das wissen will, kann sich jetzt mit dem Nachbau des Competition Pro, dem C64 DTV, inklusive 30 damaliger Spiele-Highlights vergnügen. Wir haben ihn geprüft.

Ran ans Gerät

Anders als früher ist für das Spielvergnügen kein C64 von Nöten. Der C64 DTV Joystick wird einfach per AV-Kabel an den Fernseher  angeschlossen. Die 30 mitgelieferten Spiele sind im Joystick fest installiert und nicht wie noch Mitte der 80iger auf übergroßen 5,25 Zoll Disketten. Ein Stromanschluss ist nicht notwendig. Den Strom bezieht das Gerät aus vier AA-Batterien, die leider nicht im Lieferumfang enthalten sind. Die Spiele werden nach dem Einschalten des C64 DTV über ein schlichtes Menü ausgewählt und reichen von Alleykat, über die bereits erwähnten Summer Games, bis hin zu Zynaps. Das Repertoire umfasst Action-, Sport- und Rennspiele, sowie Jump and Runs.

C64 DTV: der analoge Wahnsinn

Hat man sich für ein Spiel entschieden, kann es fast losgehen. Doch erst mal müssen sich Leute, die nach 1985 geboren wurden, vom optischen Schock erholen. Denn grafisch können die Lieblinge der Eltern mit den Freunden der Kinder nicht mehr mithalten. Grobklötzige Spielfiguren rennen durch zweidimensionale Pixelwelten für die Worte wie „fotorealistisch“ noch nicht erfunden waren; die Farbwahl war keine Stärke vieler damaliger Designergrößen. Spätestens bei blassrosa Buchstaben auf hellblauem Grund kapitulieren die Augen.

Wir entschieden uns im Test für die Summer Games und wählten dort den Klassiker 100m Dash (den 100 Meter-Lauf). Aus gutem Grund. Forderte diese Disziplin doch schon damals Alles von Spieler und Joystick. Durch wildes hin- und herrütteln des Sticks treibt man seinen Läufer an. Dabei weckt das vertraute Klicken der analogen Taster des C64 DTV bei Kennern des Originals wohlige Erinnerungen.

Um in Spielen wie Gateway to Apshai die fehlende Tastatur zu ersetzen, verfügt der Commodore 64 DTV über vier zusätzliche Tasten, mit denen sich Sonderfunktionen ausführen lassen.

C64 DTV im Test ein ergonomischer Alptraum

Wie damals ist der Joystick weit entfernt von einer ergonomischen Form und nach längerem Spielbetrieb beginnen die Hände zu schmerzen. Dazu trägt die schlechte Standfestigkeit ihren Teil bei. War diese beim Original schon nicht die beste, wurde bei der Neuauflage zusätzlich auf die damaligen Saugfüße verzichtet. Zu Gute halten muss man dem C64 DTV, dass er durch seine schlichte Bauform sowohl für Rechts- als auch Linkshänder geeignet ist. Die Verarbeitung ist insgesamt stabil. Die Feuerknöpfe haben einen deutlich spürbaren Druckpunkt.

Für den Batteriewechsel wird allerdings ein Schraubendreher benötigt, da der Deckel des Batteriefachs mit dem Rest verschraubt ist.

Fazit

Der Commodore 64 DTV Joystick ist eher für den Nostalgiker geeignet, der seine Umgebung immer wieder mit Erinnerungen an seine Kindheit nervt und wird daher ebenso ein Nischendasein fristen, wie andere Produkte ähnlicher Machart. Bitte nicht falsch verstehen – die Spiele sind zum Großteil Klassiker der Spielegeschichte und bieten teilweise mehr Spielwitz und Ideen als viele moderne Grafikblender. Allerdings fehlt es dem Joystick etwas an Flair, das einem der gute alte C64 mitsamt 1541-Floppy und der obligatorischen Stapel 5,25 Zoll-Disketten vermittelte. Und für knapp 25 Euro hat man eine Zeitlang seinen Spaß.

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