Autor:  19.04.2007, letztes Update: 17.09.2018
Wertung: 3.0

World of Chaos im Test: Chaos ist das ganze Leben

World of Chaos, Bild: Xider
World of Chaos, Bild: Xider

World of Chaos im Test. Wenn ein kleiner Entwickler versucht, ein episches Rollenspiel zu basteln, ist man auf der einen Seite vorsichtig, schließlich könnten sich die Programmierer an dem Brocken verschlucken. Auf der anderen Seite hofft man aber, endlich mal wieder etwas Neues abseits der ausgetretenen Rollenspielpfade zu erleben. Doch leider hat sich Xider Games ganz gewaltig verschluckt.

Nur das Genie beherrscht das Chaos

Am Anfang wartet keine Charaktererstellung auf Sie, sondern lediglich ein leidlich hübsches Intro. Denn Sie sind Skandar Graun, ein Halb-Ork, dessen Eltern ermordet wurden, als Sie noch ein Kind waren. Und natürlich sinnen Sie auf Rache. Was auch sonst? Dabei sind Sie das Werkzeug des Gottes Yvorl, seines Zeichens Herrscher über das Chaos. Für ihn sollen Sie das mächtige Artefakt „World of Chaos“ stehlen, mit dem sich die Ordnung im Universum zu Nichte machen lässt. Hüter dieses Artefaktes ist Peltar, der auch der Mörder Ihrer Eltern ist. Was für ein passender Zufall! Und das Leben eines Halb-Orks ist bekanntlich ziemlich schwer. Sowieso schon nirgends gern gesehen, von allen Seiten Anfeindungen ausgesetzt und mit den üblichen Vorurteilen konfrontiert, haben Sie auch noch mit den vielen Macken des Spiels zu kämpfen.

Viele Macken im Spiel

Das geht schon bei der Grafik los. Laut Hersteller erwarten Sie absolute Spitzengrafik und atemberaubende Effekte. Sehen tun Sie davon aber nichts. Die Grafik ist gerade mal zweckmäßig und die Effekte sind alles andere als atemberaubend. Das Wasser ist leblos, die Zaubersprüche sind wenig spektakulär in Szene gesetzt, der Schattenwurf ist unrealistisch und ist schon mal eine Etage tiefer zu finden, während Ihre Figur im zweiten Stock steht.

Die an sich gut modellierten Figuren sind eher lustig als gut animiert. Beim Gehen wanken die Charaktere, als ob sie John Travolta in Saturday Night Fever Konkurrenz machen wollten. Mal still zu stehen scheint der Bevölkerung von WorLuk eh ein Graus zu sein. Selbst bei Gesprächen bewegen die Figuren ihre Köpfe und Oberkörper hin und her, wie Stevie Wonder am Klavier.

Unschöne Perspektive

Zu allem Überfluss macht die verkorkste Kamera das Ganze nicht besser. Zwar können Sie stufenlos von der Vogelperspektive bis direkt hinter die breiten Schultern Ihres Helden zoomen. Allerdings versperren diese breiten Schultern die Sicht auf Ihre Umgebung und auf eine oblivionmäßige Weitsicht müssen Sie dabei auch verzichten. Selbst in Wüstenregionen verschwimmt nach ein paar hundert Metern alles in einem diffusen Nebel. Aus der Vogelperspektive sehen Sie zwar ein klein wenig mehr von der Welt um Sie herum, leider gehen dabei die sowieso schon wenigen Details ganz verloren. Zumindest können Sie die Kamera frei um Ihren Helden drehen.

Auch der Sound ist eher mäßig gelungen. Zwar wird die Welt von einer stimmigen, mittelalterlichen Musik untermalt. Allerdings nerven die immer gleichen Stücke schnell. Auch die Stimmen der Figuren können nicht überzeugen. Zwar spricht Ihr Held Skandar mit der deutschen Stimme von Samuel L. Jackson und passt auch hervorragend zum brummigen Charakter der Figur. Vom Rest kann man das leider nicht behaupten. Wächter nerven schnell mit den immer gleichen Stimmen und den immer gleichen Sätzen. Zum Glück haben nur die wenigsten Bewohner etwas zu sagen. Sie lassen sich schlichtweg gar nicht erst ansprechen.

Bedienung mit Macken

Auch die Bedienung steckt voller Macken. Statt wie heutzutage üblich mit den W-A-S-D-Tasten die Welt zu erkunden, klicken Sie sich mühselig durch die Gegend. Der Charakterbildschirm ist unübersichtlich und schwer verständlich. Die Charakterentwicklung ist ebenso schwer zu durchschauen. Zwar verteilen Sie die gewonnenen Erfahrungspunkte auf viele verschiedene Fähigkeiten. Welche Auswirkungen das hat, ist aber nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Dabei lässt Sie das dürftige Handbuch im Stich. Darin wird so gut wie nichts erklärt. Auf eine Hilfefunktion im Spiel wurde gleich ganz verzichtet. So wandern Sie erstmal ziemlich ziel- und orientierungslos über die Karten. Zwar gibt es im Spiel eine Karte des jeweiligen Levels. Leider werden darauf wichtige Punkte wie Händler oder Questgeber nicht automatisch markiert. Stattdessen müssen Sie solche Punkte umständlich selber eintragen.

Chaostheorie

Zu allem Überfluss häufen sich auch noch die technischen Mängel. Das beginnt beim unausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Bereits ein kleiner Wolf stellt gerade am Anfang Ihrer Heldenkarriere ein teilweise unüberwindliches Hindernis dar. Zum Glück können Sie sich aus den rundenbasierten Kämpfen zurückziehen. Zumindest, wenn Sie am Zuge sind. Solange der Gegner am Drücker ist, können Sie nichts machen. Was an sich ja auch in Ordnung ist, wenn die Künstliche Intelligenz sauber programmiert wäre. So passiert es ein ums andere Mal, dass die KI-Gegner nicht in der Lage waren, an den neben ihnen stehenden Kollegen vorbei zu gehen. Da Sie dabei nicht mal in das Menü wechseln können, hilft in solchen Fällen nur der Griff zu den Tasten Strg-Alt-Entf, um das Spiel per Taskmanager zu beenden.

Auch in anderen Situationen reagiert die KI äußerst merkwürdig: So können Sie ohne Schwierigkeiten Kisten plündern, obwohl der Besitzer direkt neben Ihnen steht. An anderen Stellen schreit der Besitzer sofort „Dieb, Mörder!“, obwohl er mehrere Räume entfernt ist und Sie gar nicht sehen kann. Diese Personen lassen sich danach zwar immer noch ansprechen, aber mehr als einen kurzen Satz bekommen Sie dann nicht mehr zu hören. Besonders problematisch wird es bei wichtigen Personen, die zum Beispiel storyrelevante Hinweise oder Quests zu vergeben haben. Zumal wichtige Ereignisse und auch der Tag-Nacht-Wechsel durch bestimmte Quests ausgelöst werden. In solchen Fällen landen Sie immer wieder in Sackgassen und kommen nicht mehr weiter. Haben Sie dann keinen Spielstand, der direkt vor dem schamlosen Diebstahl lag, müssen Sie im besten Fall nur einen längeren Abschnitt erneut spielen. Im schlimmsten Fall dürfen Sie gleich ganz von vorne anfangen. Motivationsfördernd ist das nicht.

Zudem stürzt das Spiel sehr oft bei den verschiedensten Aktionen wie Speichern, Laden, Wechsel in den Kampfmodus oder dem Betreten einer neuen Karte ab. Zwar befindet sich bereits ein Patch in der Entwicklung. Wann dieser aber veröffentlicht wird, konnte uns kein Verantwortlicher sagen.

Fazit

World of Chaos macht so ziemlich alles falsch. Angefangen bei den Mängeln im Spieldesign (unfairer Schwierigkeitsgrad) und der umständlichen Bedienung, bis hin zu den technischen Schwierigkeiten (dämliche KI, permanente Abstürze).

Dabei steckt in World of Chaos eigentlich genügend Potential, um zumindest Fans des Rollenspielgenres anzusprechen. Eine gut erzählte Geschichte, die Möglichkeit der Partybildung, abwechslungsreiche Quests. Leider ist das alles ziemlich verschenkt. Solange kein Patch erschienen ist, der zumindest die gröbsten Fehler beseitigt, kann ich das Spiel nicht einmal hartgesottenen Rollenspielern empfehlen. Sollte dieser in der nächsten Zeit erscheinen, werfen wir gerne noch einmal einen Blick auf das Spiel und informieren Sie an dieser Stelle, ob sich auch für Sie ein weiterer Blick lohnt. Bis dahin gilt jedoch: Finger weg!

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