Autor:  Nick Josten 20.11.2013, letztes Update: 09.05.2022
Wertung: 6.7

Lara Croft in Tomb Raider im Test

Tomb Raider: Lara erkundet die Höhle
Tomb Raider: Lara erkundet die Höhle

Monate nach der Veröffentlichung hab ich mich mit dem Re-Boot von Lara Croft in Tomb Raider aus dem Hause Square Enix beschäftigt. Trotzdem soll ein Test zum Action-Adventure nicht fehlen.

Square Enix serviert uns ein neues Abenteuer der Lara Croft für Konsolen und PC. Das Prequel zur berühmten Tomb-Raider-Reihe erzählt die Geschichte einer jungen, noch unerfahrenen Lara, die auf einer mysteriösen Insel erstaunlich schnell zu klettern, zu kämpfen und zu töten lernt…

Episch ist das neue Tomb-Raider-Abenteuer allemal: Eine Gruppe von Forschern, zu der die junge Lara von Anfang 20 angehört, gerät in einen unnatürlichen Sturm und strandet auf einer scheinbar einsamen Insel. Natürlich umgeben diese Insel allerlei Mysterien und bald wird die Reise zum gefährlichen Abenteuer, denn eine geheimnisvolle Organisation bewohnt die Insel und die ist alles andere als freundlich. So weit, so gut. Von der taffen Abenteurerin, die wir kennen und lieben ist bei Lara noch nichts zu bemerken. Sie kämpft sich erst einmal allein durch die Wälder. Ihre Waffe ist keine Knarre, sondern ein Bogen.

Cineastische Sequenzen

Gegen Grafik in Tomb Raider ist nichts einzuwenden: Man fühlt mit Lara mit, die noch grün hinter den Ohren ist, und erlebt filmreife Sequenzen wie aus einem guten Actionfilm. Mein Problem ist nur, dass diese Sequenzen viel zu sehr überwiegen. Es ist eher als würde man einen Film sehen als tatsächlich ein Action-Adventure spielen. Die Story ist dabei mehr als vorausschaubar und lockt niemanden hinter dem Ofen hervor, der gutes Storytelling à la Heavy Rain kennt.

Von der Forscherin zur Killerin

Das Spiel packt einen durch ein genretypisches Gameplay, das zwar nicht gerade neu, aber schön abwechslungsreich ist. Mal klettert und hangelt man sich an riesigen Felshängen entlang, mal weicht man mit dem Fallschirm hohen Bäumen aus, oder rast wilde Wasserströme hinunter. Den Löwenanteil macht jedoch das Kämpfen aus. Feuergefechte aus der Dritte-Person-Perspektive, wie sie aus Uncharted und anderen Genrevertretern bekannt sind. Und genau wie bei Uncharted arten diese Schießereien völlig aus. Wer Lara Croft aus ihren alten Spielen kennt, weiß natürlich, wie gut sie mit Waffen umgehen kann. Aber diese junge Lara, die am Anfang des Spiels noch todtraurig bedauert, für das eigene Überleben ein Tier getötet zu haben, sollte eigentlich weniger gut Schießen können. Sollte. Denn rasend schnell kommt Lara nicht nur mit dem Bogen, sondern auch mit Pistolen, Maschinengewehren, Schrotflinten und schwerem Gerät zurecht. Nicht nur das: Die liebe Lara verliert fix, nach einem ersten Schreck vor der ersten Tötung eines Menschen, die Scheu davor und verteilt Kopfschuss um Kopfschuss. Dies stellt einen krassen Bruch in der Erzählung dar, und lässt die anfänglich bewusst erzeugte Empathie für die Hauptfigur schwinden. Die Organisation, die Lara und ihre Freunde attackiert, wartet mit einer Armee auf, die von unserer Heldin gnadenlos dezimiert wird.
Das Thema Realismus sei bei einem Action-Game nun nicht diskutiert, doch da muss selbst ein weniger kritischer Mensch stutzen. Die Todesopfer dieses Abenteuers sind kaum zu zählen.

Rollenspiel-Elemente

Lara lässt sich an Lagerstätten auf verschiedenste Art ausrüsten. Dabei können ihre Waffen mit Treibgut verbessert werden, das wie Spielwährung überall auf den Maps verstreut ist. Darüber hinaus kann Lara Techniken für den Nahkampf, sowie das Überleben in der Wildnis (z. B. Jagen) erlernen. Schicke Sache, obwohl die meisten Überlebens-Updgrades leider wenig zum Spiel beitragen. Einige sind jedoch fast unabdingbar und so kommt der Spieler hin und wieder auch mal zum Farmen.

Ebenfalls schön sind die versteckten Gräber, die dem Spiel seinen Titel bestätigen. Überall auf der Insel kann Lara kleine Gräber finden, in denen Rätsel zu lösen, oder Kletterpartien zu meistern sind, um an einen besonderen Schatz zu kommen. Diese Schätze sind zwar meistens nur Artefakte, die Infos zur Hintergrundstory der Insel beitragen. Die kleinen Level sind jedoch eine willkommene Abwechslung zu der sonst eher schlauchförmigen Storyline.

Umfang so klein wie die Spielwelt

Die Spielzeit für die Kampagne in Tomb Raider beträgt nur wenige Stunden. Die Gegner werden härter und sind nur mit bestimmten Angriffen klein zu kriegen, doch wirklicher Anspruch steckt nicht dahinter. Das gilt vor allem für die recht simplen Klettereien, bei denen man kaum noch den Controller selber zu bedienen hat. Die Rätsel sind zwar oft sehr gut gemacht, doch viel mehr gibt es nicht, das heraussticht. Die restlichen Artefakte in Gräbern oder versteckten Orten zu suchen, bringt einem außer 100% Spielfortschritt und der einen oder anderen Trophäe rein gar nichts und das Durchspielen auf höherem Schwierigkeitsgrad ist kein besonderer Anreiz. Vor allem, wenn man die Story schon kennt.

Fallen, laufen, wieder fallen

Bevor ich zu meinem Fazit komme nur noch der wohl nervigste Teil des Spiels, von dem ich mich wirklich frage, ob das den Entwicklern nicht aufgefallen ist: In den Zwischensequenzen beziehungsweise Quicktime-Events geht es fast ausschließlich darum, dass Lara auf brüchigem Boden landet und irgendwo runterfällt. Das Ende eines Levels ist zum Greifen nahe, doch Lara gerät ins nächste Szenario, indem der Boden wegbricht. Oder eine alte Hängebrücke stürzt plötzlich hinunter. Tatsächlich ist unsere Lara Croft mit nichts so sehr beschäftigt, als irgendwo runter zu fallen. Was erst wohl als nette Art der Abwechslung gedacht war, ist nach dem dritten oder vierten Sturz in die Tiefe nur noch lächerlich.

Fazit

Tomb Raider ist als Prequel zwar sehr schön anzusehen und ich gebe zu, das Spiel nicht wirklich aus der Hand legen zu können. Aber es überwiegen die störenden Faktoren. Das Spiel ist wahnsinnig schnell zu Ende. Es gibt keinen Anreiz für weiteres Zocken nach der Story. Die Schlachten und das ständige Runterfallen sind zum Lachen.

Eine schöne Idee hat mal wieder keine zufrieden stellende Umsetzung gefunden.

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