Autor:  Patrick Wieth 28.12.2008, letztes Update: 19.08.2018
Wertung: 3.5

T34 vs. Tiger im Test: Materialschlacht ohne Simulation

T34 vs. Tiger
T34 vs. Tiger

T34 vs. Tiger im Test. 1943 – der Russlandfeldzug ist längst im Höhepunkt einer Materialschlacht kulminiert. T34 vs. Tiger nimmt sich dieser Situation an und bringt sie auf den PC-Bildschirm. Wir konnten ein Auge darauf werfen und uns eine Meinung bilden. Wie die ausfällt, verraten wir im Review.

Mit T34 vs. Tiger halte ich ein Spiel in meinen Händen, das erneut den 2. Weltkrieg thematisiert. Diesmal müssen keine heroischen Generäle und keine Truppen befehligt werden. Nun stehen die Panzer im Fokus. Mit über 50.000 gebauten Exemplaren ist der T-34 mit Sicherheit das Stahlmonster der Ostfront. Ihm steht der Tiger gegenüber: Ein bedeutend schwererer Panzer, der nur noch vom Königstiger in Sachen brachialer Gewalt übertroffen werden konnte. Das wird in diesem Spiel gegenübergestellt und als Panzersimulation verkauft. Doch wie bewährt sich T-34 vs. Tiger im Einsatz?

Ab ins kalte Wasser!

Das Wort Simulation schreckt sicher schon viele Spieler ab. Was man sich darunter vorstellen muss, weiß man häufig nicht. Handbücher, die kaum in eine Hand passen, und ein Inhalt, der einem Lexikon gleicht, sind keine Seltenheit. Außerdem sind Simulationen oft eine abenteuerliche Reise ins Reich der komplizierten Steuerung.

Ehrfürchtig suche ich also das Tutorial, aber meine Suche bleibt erfolglos und ich muss wohl direkt durchstarten. Das ist der Knackpunkt, denn sofort loslegen lässt sich mit dem Panzer nicht. Die Drehzahlen des Motors lassen sich nur manuell regeln, Gänge werden hoch und runtergeschaltet, außerdem wird abgewürgt was das Zeug hält. Der erste Kniff ist die Handbremse zu lösen. Ist sie aktiviert kann man nicht losfahren. Dann muss man die Drehzahlen hochschrauben und einen Gang einlegen. Ein passionierter Need-for-Speed-Spieler kommt sich wie ein Fahranfänger vor. Hat man die Fahrerei gemeistert, wird sie schnell fad. Die Lernkurve ist trotzdem beachtlich. Man wird förmlich ins kalte Wasser geworfen.

Feuern nach eigenem Ermessen!

Sitzt man allerdings als Schütze im stählernen Ungetüm, so muss man erneut autodidaktisch tätig werden. Hat man allerdings erstmal herausgefunden wie die Zielanvisierung, das Laden anderer Munition, und das einigermaßen treffsichere Feuern funktionieren, so bleibt immer noch ein Rest Tortur. Denn das Visier, das heißt der Granatenlauf, reagiert sehr sensibel auf Bewegungen des gesamten Panzers. In Fahrt ist es nur schwer möglich, einen treffsicheren Schuss abzufeuern. Der Turm bewegt sich ohne Zuhilfenahme der Numpad-Tasten nur sehr behäbig. Das macht die Steuerung nicht eben einfacher. Wer also mit automatischem Fahrer und Kommandanten agiert, wird es als Schütze sehr schwer haben.

Was aber heißt hier automatisch? Man kann die weiteren Insassen eines Panzers zuschalten und sich damit mehr auf seine eigentliche Position im Panzer beschränken. Als Kommandant hat man gar keine andere Wahl, da man dem Fahrer und dem Schützen eben nur Befehle gibt. Das funktioniert sogar recht gut. Man muss nur wild Tasten drücken und der Schütze feuert während man gleichzeitig den Fahrer so navigiert, dass man nicht sofort zerstört wird. Spannung kommt aber als eher passiver Kommandant nicht auf.

Über den Tellerrand hinausblicken?

Nachdem man ein paar Missionen absolviert hat, fragt man sich, ob es denn andere Panzer zu steuern gibt. Als Antwort muss jedoch ein glasklares „Nein“ herhalten. Es gibt lediglich die beiden im Titel erwähnten Modelle. Schön für den, der es mag, schwach für eine Simulation. Da wundert es einen auch nicht, wenn die Missionen sich alle sehr ähnlich spielen: An den Einsatzort fahren, vorsichtig vortasten und alles möglichst sicher ausschalten, wenn man nicht zerstört werden will – so lautet die Devise.

Ich stelle definitiv höhere Ansprüche an eine gelungene Simulation. Zwei verschiedene Panzertypen sind da einfach zu wenig, zusätzlich noch eine lächerliche Infanterie, die nicht nur eine überflüssige Sterbeanimation hat, sondern an und für sich überflüssig ist, da ihnen Anti-Fahrzeug Waffen fehlen, wie beispielsweise die gefürchtete deutsche Panzerfaust.

Zieloptik

Grafisch kann sich T-34 vs. Tiger schon eher sehen lassen. Die Vegetation ist gelungen. Sie kommt authentisch, vielleicht etwas zu lebhaft rüber, doch vollkommen im Rahmen. Die Panzer lassen Detailreichtum und eine saubere Modellierung erkennen. Es gibt zahlreiche Innenansichten des Panzers, die spieltechnisch zwar keinen Sinn machen, aber optisch mit Sicherheit gut die Realität abbilden. Wie gut sie die Realität abbilden, kann ich leider nicht beurteilen, da ich noch nie in einem T-34 oder Tiger gesessen habe.

Weniger gelungen sind die Animationen. Wie bereits erwähnt, sterben Infanteristen sehr merkwürdig und sind eher lieblos in Szene gesetzt. Man merkt deutlich, dass Panzerliebhaber am Werk waren. Allerdings sind die Zestörungsanimationen der Panzer ebenfalls nicht vielfältig, auch denkwürdig – um nicht zu sagen merkwürdig.

Schall nicht isoliert

Die Akustik bettet sich wiederum ganz gut in das Spiel ein. Sie baut die nötige Atmosphäre auf, die ein Spiel mit Schlachten von epischem Ausmaß haben sollte. Etwas mehr Variation hätte sicher nicht geschadet, aber die verrauschten Funkbefehle, donnernden Kanonenrohre und rasselnden Maschinengewehre passen zusammen.

Wie ist es um den Mehrspielermodus bestellt? Dieser stellt natürlich ein Abbild der Einzelspieler-Problematik dar, und wird besser gemieden. Besonders schwer ist das nicht, da sich online keinerlei Spieler finden.

Kein Käfer aber ein Bug

Schlussendlich bleibt noch der Bericht eines schönen Bugs: Mein T-34 Panzer startete in schwindelerregender Höhe. Das ließ sich reproduzieren, trug nur nicht zu meiner Erheiterung bei.

Nachdem man die Handbremse gelöst und den Motor gestartet hat, wirkt die Kraft der Erdanziehung mit all seiner Macht und der Panzer ist bereits bei 21.000 km/h angelangt. Und das bei 628 Umdrehungen pro Minute, wenngleich es eher Motor-, als Fahrzeugumdrehungen sein dürften.

Nun beschleunigt der Panzer immer mehr, bis interessante Effekte eintreten. Der Panzer bläht sich auf (Massenzunahme), die Messgeräte versagen. Hier lässt sich sehr schön, die von Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie prognostizierte Singularität aufzeigen, die entsteht, wenn ein massebehaftetes Objekt Lichtgeschwindigkeit erreicht. Wenn ich ehrlich bin, hat mir dieses „Feature“ am besten gefallen.

Fazit

Mich kann T-34 vs. Tiger leider überhaupt nicht überzeugen. Ich denke fast alle Spieler werden sich sagen: „Da kann ich in Battlefield ja viel mehr machen.” Damit haben sie sicher Recht. Doch dieses Spiel hat nicht den Anspruch eine Panzersimulation zu sein. Aber als solche vergleiche ich sie zwangsläufig mit Operation Flashpoint (OFP), einem etwas älteren Spiel. Dort herrscht sehr viel Realismus. Ich würde fast behaupten es ist sogar mehr. Automatische Schützen oder Fahrer kann man nicht hinzuschalten. Wenn in OFP der Fahrer fehlt oder gestorben ist, dann muss man eben umsteigen, jedes Mal wenn man von Schütze zu Fahrer wechseln will. Aber das ist für mich nicht das Entscheidende. Was zählt ist der Spaß, und der bleibt bei T-34 vs. Tiger einfach aus.

Nicht nur die Steuerung ist bei Operation Flashpoint besser gelungen. Es gibt in OFP zudem eine gute Handlung, die grandios erzählt wird. Man verfügt über eine sehr große Varianz an Fahrzeugen, kann ein-, sowie aussteigen und zusätzlich gibt es noch einen umfangreichen Karten-Editor. All das fehlt bei T-34 vs. Tiger. Es sind schlicht zu viele Elemente frustrierend oder unausgereift.

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