Spellforce 2 im Test. Begeistert packe ich Shadow Wars aus und freue mich schon auf einen neuen Strategiehit. Die Installation dauert zwar ein bisschen, aber das kann ja nur bedeuten, dass ich ein umfangreiches Spiel in der Hand halte. Deshalb hält mich das auch gar nicht davon ab weiterhin mit einem breiten Grinsen den Ladebalken zu beäugen. Jetzt geht‘s auch schon los – oder auch nicht.
Unser Test zu Spellforce 2 verrät Euch, ob ich mich von Meldungen über eine „Access Violation“ abhalten ließ. Nach einiger Zeit gelangte ich dann zur Erkenntnis, dass Spellforce 2 nicht auf FAT32-Festplatten läuft, jedenfalls nicht bei mir. Nachdem ich dieses Problem in den Griff bekommen hatte, konnte ich auch mein Lächeln wieder entdecken und loslegen.
Geil. Die Grafik ist wirklich gut gelungen, so sind reichlich Details vorhanden und der Gesamteindruck kann überzeugen. Die Helden fügen sich gut in die Landschaft und die Truppen ein und auch die getragenen Gegenstände lassen sich sofort erkennen. Dass die Anforderungen auch entsprechend hoch sind, ist zwar nicht selbstverständlich, aber durchaus akzeptabel.
Die Sequenzen erinnern wie im ersten Teil stark an „Herr der Ringe“, sind aber trotzdem authentisch.
Es ist zwar leicht Spellforce 2 als Strategiespiel zu bezeichnen, trotzdem ist es kein reinblütiges Strategiespiel, da in der Kampagne und im „Freien Spiel“ die Rollenspielelemente überwiegen. Spielt man allerdings im Multiplayer oder ein Gefecht gegen den Computer, so lassen sich fast keine Rollenspielelemente erkennen.
Man beginnt ein Spiel typischerweise mit einem Hauptgebäude und fünf Arbeitern. Diese schickt man dann als geübter Feldherr zur Ressourcenbeschaffung und baut weitere Arbeiter. Natürlich lässt sich dies durch Silber-, Stein- und Lenyalager beschleunigen und die Entwickler haben gut daran getan, den Ressourcenwirrwarr aus dem ersten Teil mit drei verschiedenen Ressourcentypen zu bekämpfen.
Nun benötigt jedes Volk jede Ressource in etwa gleich stark, aber leider ist auch jedes Volk exakt gleich aufgebaut. Nachdem man nämlich ein paar weitere Arbeiter gebaut hat, gibt man das erste Gebäude in Auftrag, mit dem die Produktion einfachster Soldaten im Haupthaus freigeschaltet wird. Versorgt werden die Truppen mit einem Bauernhof oder in aufgerüsteter Form einer Rinderfarm bzw. mit dem jeweiligen Äquivalent der anderen Völker.
Zusätzlich lässt sich das Hauptgebäude noch dreimal upgraden, wodurch ein neues Gebäude zur Produktion, sowie ein Gebäude zur Erweiterung der Produktionsliste des anderen Gebäudes freigeschaltet wird. Auch das ist wieder bei allen drei Völkern gleich. Somit ist es für die taktischen Entscheidungen ziemlich gleichgültig, welches Volk man wählt, der Unterschied beschränkt sich auf das Aussehen und diverse Zauber.
Trotz allem spielt sich Spellforce 2 recht zügig und man muss keine langen Aufbauzeiten befürchten und kann schon früh mit ersten Auseinandersetzungen rechnen, die das Spiel sehr lebendig machen. Leider sollte man dann auch gegen Menschen spielen, da die Künstliche Intelligenz des Computergegners nicht besonders stark ist und auch keine verschiedenen Stufen für dessen Stärke einstellbar sind. Hinzu kommt noch, dass Phenomic nicht besonders viele Karten für ein Gefecht beigelegt hat. Die Krönung ist allerdings, dass nur maximal sechs Spieler in zwei verschiedene Teams gegeneinander antreten können.
Was die Rollenspielelemente angeht, so sind sie eigentlich gar nicht vorhanden. Man wählt vorher einen vorgefertigten Held auswählt, den man dann für Lenya anheuern kann. Hinzu kommen noch weitere günstigere und schwächere Helden, die immer gleich sind. Trotzdem sind die Helden ziemlich stark und wäre Lenya nicht seltener als die anderen Ressourcen, so wären die Helden definitiv zu stark. Falls man die Helden in einem Gefecht hochspielen kann, so ist mir das nie gelungen.
Insgesamt hätten die Entwickler wesentlich mehr machen können – die Jungs und Mädels von Phenomic haben Vieles außer acht gelassen und besonders im Gefecht viele Optionen eingespart.
Ganz anders sieht es für den Teil des Rollenspiels aus. Dem zuzuordnen sind die Spielmodi „Kampagne“ und „Freies Spiel“. Dort wählt der Spieler anfangs seinen Avatar aus und beginnt ihn zu formen, während die Geschichte voranschreitet. Die Kampagne beginnt mit einer Sequenz, die wie bereits erwähnt stark an „Herr der Ringe“ erinnert.
Daraufhin nimmt die Geschichte ihren Lauf. Als Shaikan findet man heraus, dass das eigene Volk bedroht ist, die eigene Schwester muss man mit der Kraft seines Blutes wiederbeleben und so weiter und so fort. Damit will ich nicht ausdrücken, dass die Geschichte langweilig ist, sondern deren Erzählung hier jeglichen Rahmen sprengen würde. Denn die Kampagne kann den Spieler für sehr viele Stunden in den Bann von Spellforce 2 ziehen, selbst wenn man die Nebenquests außer acht lässt.
Hinzu kommt noch das „Freie Spiel“, bei dem der Spieler seinen Helden weiter die Welt verbessern lassen kann. Dieses beschert dann auch noch einige Stunden Spielspaß. Wenn Phenomic noch einen Editor nachlegt, dann wird es sogar ständigen Nachschub an neuen Karten geben. Also hier ist ganz klar an erster Stelle der Umfang als großer Pluspunkt genannt.
Man entscheidet, ob er ein Kampf- oder Magieheld wird. Es ist auch möglich in beides Punkte zu investieren. Ansonsten ist ein durchschnittlicher Fertigkeitenbaum vorhanden. Aber man kann nur eine begrenzte Anzahl seiner Fertigkeiten auch wirklich im Kampf einsetzen. Bei dem Hauptheld sind dies 8 Zauber und bei den restlichen Helden lediglich 3. Obwohl es viele Variationen innerhalb der Zauber gibt, wie z. B. Rüstungsverstärkung, Feuerbälle, Schadensreduzierung, zurückgeworfenen Schaden oder Lebensabsaugung, gibt es nur aktive Zauber und keine passiven Fertigkeiten. Das heißt keine Auren, keine Schwertbeherrschungen und auch keine Fähigkeiten die andere verstärken.
Insgesamt ist es der Umfang, der den Rollenspielcharakter von Spellforce 2 klar definiert. Die vielen Helden, die man gleichzeitig steuern kann, sowie lange rollenspiellastige Kampagnen holen die Mankos wieder raus, die man aber letztlich auch akzeptieren muss, da es sich nicht um ein reines Rollenspiel handelt.
Das Click-and-Fight-System bestimmt die gesamte Spielweise. Will man siegreich aus Schlachten hervorgehen, muss man sich an selbiges anpassen. Das heißt für den Spieler, er muss mit der Tab-Taste die Gegner anvisieren schnell einen Zauber wirken und den nächsten anvisieren, wenn man dann allerdings noch gute Zauber (Heilzauber) wirken möchte, muss man wieder die eigenen Einheiten anvisieren. Mit einer anderen Spielweise hat man eher wenig Aussichten, da Hotkeys für Zauber nicht vorhanden sind und auch sonst viele typische Mechanismen der bekannten Strategiespiele nicht implementiert wurden. Es ist zwar noch möglich mit der Strg-Taste Gruppen zuzuweisen und einzelne Einheiten in eine Gruppe ein- und auszubinden, aber eine sinnvolle Übersicht der anvisierten Einheiten existiert genauso wie ein sinnvoller Lebensbalken nicht. Wer sich an die Steuerung gewöhnt hat, kann trotzdem gut durchkommen und seine Befehle an den Mann bringen.
Überzeugen kann mich der strategische Teil nicht wirklich. Das gute Fundament wurde nicht genutzt und besonders mit der mangelnden Ausarbeitung im Gefecht, in Hinsicht auf KI, Kartenvielfalt und Abwechselungsreichtum im Keim erstickt. Im Gegensatz dazu gefällt mir der rollenspieltypische Teil sehr gut, da er nicht bloß umfangreich ist, sondern auch gut zur Geschichte passt.
Es sieht auch ganz danach aus, dass Phenomic mit JoWooD zusammen weitere Patches bringen wird, die neben einem Map-Editor auch viele Mängel beheben werden. Ansonsten möchte ich noch anmerken, dass der im Prolog geschilderte Mangel nicht in die Wertung eingeht, auch wenn er bei mehreren Spielern beobachtet werden konnte.
Die Endwertung darf auch nicht missverstanden werden, da sich nur unter Betrachtung der Rollenspielelemente eine bessere Wertung ergeben hätte. Erwartet man ein gutes Rollenspiel, erhalten Sie mit Spellforce 2 definitiv das, was Sie sich erhoffen.
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