Autor:  13.01.2009, letztes Update: 18.09.2018
Wertung: 9.0

Test: Valkyria Chronicles – Rundenbasiertes Manga-Action-Rollenspiel

Valkyria Chronicles: Protagonist Welkin Gunther
Valkyria Chronicles: Protagonist Welkin Gunther

Valkyria Chronicles im Test. SEGA brachte noch 2008 ein Spiel auf den westlichen Markt, das Fans in Asien schon ein bisschen länger spielen durften. Vorweg: Wenn Ihr noch kein Englisch könnt, solltet ihr es unbedingt lernen. Es lohnt sich.

Valkyria Chronicles bietet viele Vorzüge, die auf den ersten Blick nicht zur Geltung kommen. Das Spiel kämpft wegen des Manga-Hintergrunds mit Vorurteilen. Außerdem machte SEGA sich das Leben selbst schwer. Doch der Reihe nach.

Mandelaugen ohne deutsche Sprachausgabe

Manche lieben Mangas, andere finden sie blöd. Nicht jeder weiß, wieso, aber tut es trotzdem. SEGA schielt mit Valkyria Chronicles aber in jedem Fall auf die Gruppe derer, die Mandelaugen mögen. Entsprechend veröffentlichte man das Spiel zunächst in Japan.

Diejenigen, die Mandelaugen mit Kitsch gleichsetzen, werden von SEGA mit einer fehlenden deutschen Sprachausgabe wahrscheinlich nur noch in ihren Vorurteilen bestätigt. Doch Valkyria Chronicles ist ein interessantes und ausgewogenes Spiel. Die englische Sprachausgabe ist überdies unheimlich gelungen. Oft genug erleben wir anderswo enttäuschende und gefühllos gesprochene Dialoge. Das ist bei Valkyria Chronicles ganz anders. Die virtuellen Sprechakte unterstreichen die tolle Atmosphäre des Spiels.

Krieg tobt und wir sind mittendrin

Euch kommt die Rolle von „Welkin Gunther“ zu. Welkin ist Sohn eines ehemaligen Panzergenerals aus dem „ersten großen Krieg“. Das Szenario selbst ist in einem fiktiven Europa um 1930 angesiedelt. Das weist topographisch durchaus Ähnlichkeiten mit Mitteleuropa auf. Nicht umsonst heißt ein zentraler Schauplatz „Gallia“.

Welkin Gunther ist auf Besuch in die Heimat gekommen. Der Student der Biologie möchte Freunde und Verwandte wiedersehen. Doch sein Aufenthalt bleibt nur kurz idyllisch. Rasch nähern die ersten Ausläufer des Krieges sich dem Dörfchen Bruhl. Zusammen mit seiner Halbschwester Isara, und seiner Freundin Alicia aus Kindertagen, melden sich die drei freiwillig für die Miliz. Ihr könnt aber schon die Flucht aus Bruhl in einigen strategischen Momenten miterleben.

Action gepaart mit individuellen Fähigkeiten

Ein großes Buch stellt das eigentliche Interface von Valkyria Chronicles dar. Immer wieder könnt Ihr Euch Videoclips ansehen, die die Geschichte erzählen. Und in jedem Kapitel erwarten Euch Kampfsituationen. Das Spiel nimmt Anleihen bei Rollenspielen, verteilt es doch Erfahrungspunkte und zusätzlich eine Art Währung für gewonnene Schlachten.

Jeder Charakter verfügt über menschliche Eigenheiten, genauso wie über spezielle Fähigkeiten. Im Hauptquartier stellen wir ein Team von 20 Mitgliedern zusammen. Es gibt welche, die sich untereinander nicht grün sind. Wenn wir diese später in Kampfhandlungen gemeinsam kämpfen lassen, verringert das die Durchschlagskraft. Positiv wirkt es sich natürlich aus, wenn wir solche miteinander ins Feld schicken, die sich mögen. Manche sind gegen Pollen allergisch oder gegen Staub. Erstere sind bei Einsätzen im freien Feld nicht zu gebrauchen, die anderen bei Wüsteneinsätzen. Jedesmal schmälert das Defizit die Aktions- oder Gesundheitspunkte. Es gibt Klatschweiber, Stützpunkt-Beschützer und viele andere mehr. Jede einzelne Eigenschaft kann manchmal hilfreich sein. Weitere Fähigkeiten werden den Truppen übrigens antrainiert auf dem Trainingsgelände.

Viele Wege führen zur Befreiung von Gallia

Das Spiel bietet aufeinanderfolgende Missionen, die wir alle erfolgreich absolvieren müssen. Doch die Taktik, die Ihr einsetzt, kann variieren. In der Regel stehen uns 20 Spielrunden zur Verfügung, in denen wir den Auftrag erledigen müssen. In einer Handvoll Episoden ist das ein bisschen anders. Nun soll es Spieler geben, die gerne möglichst rasch ans Ziel kommen. Diese werden insofern vom Spiel belohnt, als dass sie am Ende mehr Erfahrungspunkte gutgeschrieben bekommen. Doch ruhigere Zeitgenossen, die erst alle Gefahren aus dem Weg räumen wollen, ehe sie die feindliche Basis erobern, kommen trotzdem durchs Spiel.

Allerhöchstens gegen Ende, wenn es bei den finalen Missionen ans Eingemachte geht, hilft Abwarten nur bedingt. Es schadet wohl eher. Es kann gut sein, dass der Gegner ständig Nachschub anfordert, selbst wenn wir alle seine Stützpunkte bereits eingenommen haben. Das war bis dahin oft ein probates Mittel, um ebenjene Nachschublieferungen zu unterbinden.

Wasserfarben mit malerischer Soundkulisse

SEGA selbst nennt die Grafikengine, die für die wunderschöne Optik verantwortlich ist „Canvas“. Zeichnungen oder Bilder, die ausschauen wie in Wasserfarben gemalt, bilden die Kulisse für butterweich animierte Figuren. Schon aus diesem Grund solltet Ihr Valkyria Chronicles mal gesehen haben.

Zur tollen Sprachausgabe gesellt sich ein wunderschöner Soundtrack, der anderen bekannten Rollenspielen aus dem asiatischen Raum in nichts nachsteht. Spieler von Final Fantasy werden wissen, wovon ich schreibe. Alle anderen können sich die Machart der musikalischen Untermalung als eine Mischung aus Forrest Gump und Herr der Ringe vorstellen. Die Musik passt sich immer den Gegebenheiten an, mal ist sie leicht und fröhlich, mal fordernd und druckvoll.

Fazit

SEGA selbst preist Valkyria Chronicles als strategisches Rollenspiel an. Für mich ist es aber ein rundenbasiertes Strategiespiel mit Einsprengseln. Denn es nimmt Anleihen im Rollenspiel und erlaubt Echtzeitkämpfe aus der Ego-Perspektive.

Ein wesentliches Element fehlt jedoch, der Mehrspielermodus. Fernab von einer wunderbar erzählten Geschichte im Singleplayer hätte ich mir die Möglichkeit gewünscht Schlachten, die außerhalb des Plots liegen, gegen andere zu spielen. Ganz gleich ob an einer Konsole oder online.

Natürlich erfindet SEGA das Rad nicht neu. Doch Valkyria Chronicles ist erfrischend anders. Es fesselt mich viele Stunden an die Konsole. Da es bereits 2008 herauskam, gehört es nachträglich in meiner Liste von Favoriten aus dem Jahr sortiert. Dazu zählen namhafte Titel wie GTA IV, Metal Gear Solid 4 und BioShock. Ich kann für Valkyria Chronicles eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Geschmäcker sind aber bekanntlich verschieden.

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