Autor:  Nick Josten 15.11.2012, letztes Update: 29.01.2022
Wertung: 5.0

Test: Silent Hill: Downpour – der Schrecken auf der PlayStation 3 geht weiter

Silent Hill: Downpour
Silent Hill: Downpour

Ein neuer Protagonist, ein teilweise neues Entwicklerteam, ein neues Silent Hill – mit Downpour tritt Konamis neuester Streich in Sachen Survival-Horror auf den Plan. Aber ob der neue Ableger der fast schon legendären Silent-Hill-Reihe uns wirklich gruseln konnte, verrät das Review der PS3-Version.

Der geheimnisvolle Protagonist Murphy wird gerade aus dem Knast verlegt. Da passt der Transportfahrer einmal nicht auf und schon donnert der Bus durch die Leitplanke und in einen düsteren Wald hinein. Murphy überlebt und begibt sich auf die Suche zurück zur Zivilisation. Natürlich landet er genau in unserem berühmt berüchtigten Silent Hill. Und so beginnt eine Reise der grenzenlosen Verwirrung.

Wie man Atmosphäre erfolgreich zerstört

Zuerst muss leider ein sehr negativer Punkt des Spiels angesprochen werden. Doch fangen wir bei den ersten Eindrücken an: Atmosphärisch kribbelt es schon vor Aufregung. Wir blicken auf eine graue Straße, dahinter Nebel und dahinter gähnende Leere. Als Murphy irren wir vorsichtig durch einen offenbar völlig verlassenen Ort mit zwielichtig wirkenden Häusern. Wir heben Gegestände auf, die uns helfen könnten, und sind jetzt schon unheimlich nervös, und machen Gebrauch von der Schulterblickfunktion, um uns zu vergewissern, ob wir nun wirklich alleine sind.
Gerade zu Anfang lässt Downpour ein super stimmiges Gruselspiel anmuten, wäre da nicht Murphys Angewohnheit, sich selbst unbewusst furchtbar lächerlich zu machen. Es sind diese kleinen Logikfehler, die mich eher haben kichern lassen als dass ich mich gefürchtet habe. Ein Beispiel: Gleich nach dem Busunglück versucht Murphy einen Hügel hinauf wieder zur Straße zu gehen. Doch was ist das? Plötzlich stürzt, offenbar beschädigt durch den Bus, ein Baum vor Murphys Füße. Ein Baumstamm ist, wenn er liegt, einen Fußknöchel hoch, reicht einem vielleicht bis zu den Knien – doch Murphy erachtet den Weg als unwideruflich verbaut. An dem Baum kommt man niemals vorbei! Ein weiterer möglicher Ausweg führt durchs Wasser, doch keine Chance: Denn der Knastbruder, der gerade verzweifelt versucht, aus dem Wald zu fliehen, findet das Wasser des kleinen Sees entschieden zu kalt! Das sind nur einige Lächerlichkeiten, die uns schon zu Beginn des Spiels begegnen, vor allem wenn man bedenkt, dass Murphy später noch gegen unheimliche Monster und Zombies antreten kann.

Es stellt sich eine gewisse Atmosphäre ein. Aber die Gruselschocker, die man hinter jeder Ecke erwartet, bleiben einfach aus. Das kann natürlich oft der Trick sein, aber im Fall von Downpour, wenn der Schock fast immer ausbleibt und man mehr lächelt als sich fürchtet, ist das tödlich für das Spielerlebnis.

Tolle Grafik mit harten Schnitzern

Ich habe schon Einiges zur Äußerlichkeit des Spiels gesagt: Es ist wirklich sehr schön, detailliert und einfach authentisch, selbst wenn man davon absieht, dass die gleichen Texturen, wie etwa die eines Tischs, in jedem Haus identisch sind.
Ich komme, vor allem wenn wir uns in der Stadt Silent Hill selbst fast wie in einem Open-Map-Game frei bewegen können, in die richtige Stimmung, da passiert dem Spiel wieder so ein Missgeschick: Beim Blick hinauf in den Himmel fliegen Vögel… nicht. Da sind statische Vogelkonturen lieblos auf die graue Fläche namens Himmel geklatscht. Die hätte man dann doch lieber weggelassen.
Überhaupt ist die Liebe zum Detail sehr ungerecht verteilt. In Häusern können wir so gut wie alles irgendwie benutzen, uns mit Flaschen, Harken, Pfannen oder Feuerlöschern zur Wehr setzen, oder Scheiben zerschlagen. Einer meiner Lieblingsmomente im Spiel ist ein Fernglas für Touristen an einer riesigen Schlucht. Wenn wir dort hindurchsehen, entdecken wir zum Beispiel wie gerade jemand in einer Gondel tot zu Boden sinkt, oder wie ein Monster uns aus der Ferne direkt anstarrt. Das finde ich prima. Nur dann sind da wieder diese unnötigen Schnitzer zum Beispiel in Form von Kisten, die kaum mehr als Texturblöcke sind. Man hat an vielen Stellen das Gefühl, das Spiel musste einfach fertig werden. Schade!

Rätsel top, Gegner flop

In Downpour hat man mehr zu grübeln, als in den Vorgängern. Ihr löst Rätsel, für die ihr in der Umgebung gut versteckte Hinweise findet. Oft müsst ihr Schilder lesen, übrigens alle komplett auf Deutsch, um auf des Rätsels Lösung zu kommen, oder euch Zahlencodes für Schließfachkombinationen merken. Das macht das Spiel deutlich abwechslungsreicher und lässt einen mehr vom Gebiet erforschen als nur stur nach einem Ausgang zu suchen. Gekämpft wird wie schon in den letzten Teilen, deutlich mehr als zu Beginn der Silent-Hill-Saga. Das aber wirkt sich im Endeffekt nicht sehr positiv aus. Zunächst kämpft Murphy unbeholfener als seine Vorgänger, sodass Kombomöglichkeiten ausbleiben und ihr einfach bloß im richtigen Moment draufhauen müsst.

Eigentlich ist das ja deutlich realistischer, macht die Kämpfe aber gleichzeitig ein bisschen langweiliger. Was die Gegner angeht, so kommt Downpours Lächerlichkeit bei ihnen wieder durch. Es gibt erstmal nur eine Handvoll verschiedener Widersacher. Ihr werdet von zombiehaften Mädchen angegriffen, die aber alle exakt gleich aussehen. Am schlimmsten ist aber ein großer, nackter „Gollum“, der euch von der Decke aus angreift. Der bewegt sich nicht nur unheimlich dämlich, sondern ist dementsprechend zu besiegen. Habt ihr gerade keine Spitzhacke zur Hand, um in einer Angriffssequenz anzugreifen, werft einfach von einer sicheren Stelle aus Steine nach ihm, das haut ihn irgendwann aus den Latschen.

Hausmannskost

So schlimm, wie es sich bislang im Review liest, ist das neue Silent Hill nicht. Wir benutzen wie gewohnt fleißig Items, erforschen die Gegend und suchen einen Weg aus der verfluchten Stadt. Murphys Hintergrundgeschichte wird nach und nach aufgedeckt und bringt uns den schreckhaften Protagonisten näher. Es wäre unfair zu sagen, dass Downpour nur lächerlich ist, denn gerade die Filmsequenzen sind sehr beeindruckend.

Fazit

Das Fazit zu Silent Hill: Downpour fällt daher nicht ganz so schlecht aus, denn man hat schon Spaß beim Spielen. Aber eben auch nicht mehr. Ich habe mich bei keinem Silent Hill so wenig gegruselt, nämlich gar nicht. Die wenigen Schocker, die vorkommen, sind zu vorhersehbar. Die lieblos gestalteten Gegner verleiten mehr zum Schmunzeln denn zum Fürchten. Grafisch könnte Silent Hill ein sehr epischer Titel werden, wäre nicht an einigen Stellen krass gespart worden. Einige Features wie der Schulterblick und die Rätseleinheiten gefallen, aber ein würdiges Silent Hill hätte mehr mitbringen müssen. Daher reicht es nur für eine 5 in der Wertung, was bei uns so viel heißt wie „Erwartungen erfüllt“ oder „Voll Befriedigend“ – aber eben nicht mehr.

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