Autor:  Philipp Baldia 11.09.2011, letztes Update: 28.09.2021
Wertung: 4.0

Test: Polizei – Simulation auf dem Prüfstein

Polizei, Bild: rondomedia
Polizei, Bild: rondomedia

Spielepublisher rondomedia verspricht mit Polizei eine erstaunlich realistische Simulation des deutschen Polizeibeamten-Alltags, und mit einem Open-World-Szenario ein Endlosspiel, in dem ständig neue Aufträge für Abwechslung sorgen sollen. Ob die versprochene Abwechslung auf Windows PCs aufkommt, erfahrt Ihr in unserem Review.

Ohne große Erholungszeiten wechseln die beiden kontrollierbaren Polizisten im Spiel Polizei von Publisher rondomedia von einer Nacht- in eine Frühschicht. Ob mit oder ohne Uniform spielt für sie keine Rolle; die deutsche Polizei ist immer einsatzbereit, fit und motiviert. Kaum sitzen die beiden Protagonisten im Streifenwagen, kommt neben dem Tagesbefehl, der beispielsweise aus dem Abschleppen von widerrechtlich abgestellten Fahrzeugen oder dem Plakatentfernen an öffentlichen Wänden besteht, schon ein Notruf rein. Solche Notrufe gestalten das Spiel erst wirklich abwechslungsreich und variieren von der Verkehrsunfallaufnahme bis hin zum Banküberfall.

Kein Carmageddon

Mit Blaulicht und Sirene können die Beamten nach einem Klick auf das Navigationssystem nun durch die teilweise breiten Straßen der modernen Großstadt rasen. Doch Achtung: Wer zu schnell ist und unschuldige Zivilisten überfährt, der beendet seine Schicht frühzeitig und geht punktearm und ohne Belobigung aus, wodurch der Dienstrang so schnell nicht steigt.

Am Einsatzort angekommen, kann man aus acht Geräten das richtige zum weiteren Verfahren wählen. So hilft ein PDA bei der Identifikation von Fahrzeugen und Personen. Sollte dabei eine gesuchte Person entdeckt werden, so helfen einem Pfefferspray, Schlagstock oder einfach nur die Handschellen diese ruhig zu stellen und für den Abtransport bereit zu machen; im Einzelfall muss der erprobte Beamte jedoch seine Waffe nutzen, um seinen Gegenüber kampfunfähig zu machen, um ihn dann per Funkruf entweder vom Rettungs- oder Polizeiwagen abtransportieren zu lassen.

Schnelle Erleuchtung

Rast man mit blinkendem Blaulicht und schreiender Sirene durch die strahlend illuminierten Straßen der Großstadt könnte man fast meinen es sei schon Weihnachten, da von überall Lichtbögen die Straße durchziehen. Fast jedes Auto verfügt über eingeschaltete Scheinwerfer und hat ein Fahrer diese trotz schlechter Wetterlage nicht aktiviert, so wird er angehalten und zur Rechenschaft gezogen. Am abendlichen Horizont erblickt man Berge, die eher aus einer Modellbahnwelt zu stammen scheinen. Häuserfassaden wiederholen sich allmählich nach der ersten Schicht und man fragt sich leicht: „War ich hier nicht schon mal?“ Die Antwort lautet natürlich „nein“, da man durch den verhältnismäßig großen Bezirk fährt und bisher noch keine Runde gedreht hat.

Funkgeflüster… oder eher ein Rauschen?

Was der Grafik der Simulation fehlt, das macht der Sound ebenfalls nicht wett. Das auf Dauer nervige und immer wieder gleiche Rauschen des Funkgeräts nach Verabschiedung eines Funkspruchs beginnt nach der dritten Schicht an den Beamtennerven zu zehren, die bekannterweise nicht sehr geduldig sind. Gelungen ist einzig die Polizeisirene, deren Klang sehr realistisch erscheint. Weniger schön ist allerdings die Geräuschtote Stadt, in der sich niemand traut ein Wort zu sagen; ausnahmslos schweigen alle Passanten, deren Personalien aufgenommen werden.

„Aus dem Weg, hier kommt die Polizei…“

Besonders ärgerlich stellt sich die Situation dar, wenn die virtuellen, sonst so sprintfitten Ordnungshüter selbst über kleinste Erhöhungen nicht rüber kommen. Vielmehr muss man um solche „Unebenheiten“ herumlaufen, und das trotz Jugend und harten sportlichen Auswahlkriterien für den Polizeidienst?

Allgemein ist die Steuerung des Spiels sehr gewöhnungsbedürftig, auch da die Kameraführung überarbeitungswert ist. Anfänger haben da ihre Probleme schnell ins Spiel zu finden; die Belegung der F-Tasten für die Ausrüstungsgegenstände ist eher suboptimal.

Keine Gleichstellung

Auf der Strecke bei dieser Simulation bleibt in jedem Fall die Gleichberechtigung, deren Fehlen sich in der einseitigen Bewaffnung der weiblichen Beamtin mit einem Pfefferspray und der schwereren Bewaffnung ihres Kollegen mit Schlagstock und Dienstwaffe ausprägt.

Fazit: Simulation des Alltags

Der Alltag heißt so, weil er nach kurzer Zeit schon nicht mehr spannend ist und gemäß dieser Definition ist Polizei eine Alltagssimulation. – Anfangs macht es noch Spaß Verbrecher dingfest zu machen, abtransportieren zu lassen und für Ordnung in der Stadt zu sorgen und gleichsam Erfolge und Belobigungen einzustreichen. Auf Dauer verkommt der Ordnungssinn jedoch zur Routine, man stumpft ab. Die Schichten, in denen man weder speichern noch Einstellungen ändern kann, dienen nur dem Zeitvertreib.

Wer einmal Gesetzeshüter spielen möchte, der fährt mit dieser Simulation genau richtig; wer jedoch wirklich Spannung, und verschiedene Situationen erleben will, der sollte sich besser im realen Leben bei der Polizei bewerben, denn Erfahrungen der realen Art kann das Spiel trotz Versprechen nicht erfüllen.

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