Autor:  Matze Fenn 05.12.2013, letztes Update: 10.05.2022
Wertung: 7.6

Forza 5 im Test

Forza 5 - Screenshot
Forza 5 - Screenshot

Pendant zu Gran Turismo – auf der Xbox One? Da gibt es nur eine richtige Antwort: Forza. Mit der Reihe haben die Entwickler um Turn 10 richtig Erfolg – zumal die Reihe Xbox exklusiv ist. Eine möglichst realistische Rennsimulation mit einer großen Auswahl an Fahrzeugen, vielen Möglichkeiten und Spielmodi. Eben das passende Gegenstück was GT für die Playstation ist. Nach den ersten Wertungen sind die Erwartungen an den fünften Teil der Reihe natürlich hoch. Zu Recht – denn Forza setzt die Messlatte in Sachen Grafik, Gameplay und Technik nach oben. Dabei ist nicht alles Gold was glänzt.

Holpriger Start in die nächste Generation

Kurz vor Release wurde bekannt, dass man in Sachen Streckenauswahl und Fahrzeugauswahl stark reduziert hat. Wie drastisch das allerdings, vor allem bei den Strecken, sein sollte, war da noch nicht klar.

Somit rein ins Laufwerk und los geht die wilde Fahrt. Als Spielmodi stehen euch wieder die Karriere, welche den größten Teil des Spiels einnimmt, die freien Rennen und die Online-Modi zur Verfügung. Wir starten eine Karriere, kaufen uns einen Audi RS3 und ab auf die Piste – die erste Meisterschaft wartet. Dabei ist die Karriere nun in verschiedene Kategorien und Ligen eingeteilt, das richtige Auto dafür muss man sich von seinem hart ersparten Geld kaufen. Genau das gleiche Prinzip eben wie das Gegenstück auf der Playstation – und es hält den Spielspaß doch hoch, schließlich will man immer ein neueres und besseres Modell.

Was dann folgt basiert auf der Vorabmeldung, Forza 5 würde weniger Strecken zu bieten haben und weniger Autos. Denn die Meisterschaften in verschiedenen Klassen sind zwar abwechslungsreich, aber die Strecken wiederholen sich einfach zu schnell – der Vorgänger auf der Xbox 360 hatte immerhin noch fast doppelt so viele Strecken zu bieten. So fanden einige neue Strecken wie der F1-Kurs in Abu-Dhabi oder die Stadtrundfahrt durch Prag, die definitiv was fürs Auge ist. Allerdings fehlen auf der anderen Seite einfach Strecken wie die Nordschleife des Nürburgrings oder der Hockenheimring oder die Strecke in Mugello. Und auch die Fahrzeuge wurden stark dezimiert. Klar reicht eine Auswahl von knapp 200 Autos den meisten vollkommen aus, allerdings fehlen in manchen Kategorien wirkliche Klassiker und Meilensteine der jeweiligen Marke, was wir dann doch etwas schade fanden. Insbesondere, weil es DLC’s geben soll, die kostenpflichtig erworben werden können und mehr Autos bringen sollen – diese DLC-Politik ist wirklich ein Graus – demnächst gibt’s nur noch ein Auto für den VOLLEN Preis und der Rest muss alles per DLC erworben werden?! Wir können das nicht gut heißen.

An sich macht die Karriere vor allem am Anfang wirklich viel Spaß, immerhin gibt es ja viel zu entdecken an Klassen, Autos, Strecken und Sonderherausforderungen, wie z.B. eine bestimmte Anzahl an Autos zu überholen oder Pylonen-Parcours – hätte gerne auch mehr davon sein dürfen, so fährt man wenigstens nicht immer nur stumpf seine Rennen auf sich immer wiederholenden Strecken.

Nicht jeder Wagen ein guter Wagen

Trotz der großen Auswahl kommt es vor, dass uns unser aktuelles Modell, welches wir gerade fahren, nicht ganz passt. Vor allem etwas weniger stärkere Autos, die wir uns gekauft haben um in unserem Budget zu bleiben. So wollten wir an unserem älteren Rennwagen etwas herum basteln, ein paar Einstellungen verändern, die ganze Mechanik etwas aufwerten um dann wieder auf der Strecke richtig Gas zu geben. Nach kurzer, umständlicher Suche fanden wir dann auch die Einstellungen, die ihr jedoch in einer Meisterschaft vor dem jeweiligen Rennen nicht mehr ändern könnt. Hier trifft man das gewohnte Bild: Eine richtig große Auswahl an Einstellungsmöglichkeiten, viele Tuningmöglichkeiten (hier schlägt das Herz eines Autoliebhabers sicher höher) und viele weiteren Möglichkeiten – da kommt man durchaus auf seine Kosten. Das nächste Problem ist allerdings die Anwendung sämtlicher Änderungen. Denn wie bereits erwähnt könnt ihr das Fahrzeugsetup nicht mehr vor dem Rennen ändern oder eure abgespeicherten Einstellungen laden. So nutzen mir selbst die besten und feinsten Abstimmungen am Fahrzeug nichts.

Karriere ist nicht alles

Wer keine Lust auf Karriere hat und auch zu Anfang schon mit richtig großen und tollen Boliden fahren will, der kann sich in einem freien Rennen ein Auto mieten. Immerhin – das kostet keine Credits, allerdings gibt es auch keine XP oder Preisgelder zu holen. Auch hier kann man, wem das alles zu lange dauert, der kann wieder durch Mikrotransaktionen sämtliche Fahrzeuge erwerben – man sieht deutlich, Geld verdienen war den Entwicklern wohl wichtiger, als dem Spieler viel schnellen Spaß mit sämtlichen Fahrzeugen zu ermöglichen, sehr schade. Dem Spieler soll es so schwer wie möglich gemacht werden, den ganzen Spaß des Spiels auszukosten und das obwohl man einen Vollpreis gezahlt hat. Merklich auch daran, dass man seinen Kontostand nicht mehr durch Verkäufe seiner eigenen, älteren Fahrzeuge aufbessern kann. Zwar kann man diese noch abgeben, allerdings ohne Bares ausgezahlt zu bekommen – und genau deshalb hat man Auto-Clubs gestrichen, hier hätten die Spieler wieder untereinander den Fuhrpark teilen können – nicht mit Turn 10.

Welch eine Auto-Pracht

Die Formalitäten im Menü wurden geklärt, jetzt endlich ab auf die Piste wo laute Motoren, schnelle Wagen und viel Action auf euch warten. Dabei merkt man sofort: Diese Grafik ist wirklich Next-Gen und richtig Bombe. Aber zur Technik später mehr. Die Entwickler besinnen sich in Sachen Gameplay klar auf die Stärken auf Forza 4, mehr noch, sie können in einigen Bereichen sogar noch zulegen. Forza schimpft sich ja seit eh her Simulation und genau das Gefühl habe ich. Genau wie im echten Rennsport werden ich unterschiedlich gefordert, schließlich gibt es doch gravierende Unterschiede in Sachen Fahrgefühl zwischen einem kleinem Kompaktwagen und einem Flitzer dem R8 oder einem Ferrari. Jedes Fahrzeug reagiert eben individuell, man muss sein Fahrzeug kennenlernen, austesten wo die Grenzen im Fahrtechnischen Bereich liegen. Wer seine Daten auswerten will, kein Problem, man kann jederzeit sämtliche Fahrdaten einsehen, darunter die G-Kräfte, die Reifenbelastung oder die Temperaturen, für Profis natürlich gefundenes Fressen um das Fahrverhalten zu optimieren. Aber auch weniger erfahrene Spieler können sich ohne Probleme ans Steuer wagen, sämtliche Hilfen sind optional und können angepasst werden, somit kann man sich langsam im Spiel vortasten.

Natürlich kann auch die KI angepasst werden, gegen die man fährt. Für den Anfänger einfacher, für den Profi etwas fordernder. Allerdings stimmt der Begriff KI nicht mehr ganz, denn heutzutage fährt man in Forza gegen sogenannte Drivatare. Die Spielweiße anderer Spieler wird analysiert und aufgezeichnet und ihr dürft dann gegen diese antreten. Das Gute daran ist: Die Gegenspieler fahren alle individuell, machen genauso Fehler, fahren nicht immer nur auf der optimalen Rennlinie und haben den ein oder anderen Überraschungsmoment auf Lager. Dabei fließen Informationen wie der Vollgas-Anteil in der Runde mit ein, wie derjenige Spieler die Kurven nimmt, ob er unfallfrei überholt oder nicht und viele weitere Faktoren. Oft findet man sogar Freunde unter den Gegner, die ebenfalls Forza 5 spielen. Bekommt man damit aber nicht Probleme gegen starke Fahrer? Nein, denn der  Schwierigkeitsgrad kann wie gesagt individuell eingestellt werden und skaliert somit die Gegner. Eine tolle Idee, wenn auch nicht ganz fehlerfrei und wirklich Originale Fähigkeiten der Gegenspieler.

Rahmenbedingungen

Eine Karriere in der man Geld spart, Meisterschaften fährt, neue Wagen kauft und aufmotzt – klingt nicht schlecht. Vor allem IN den Rennen wird euch Gameplaytechnisch einiges geboten. Außerhalb vermissen wir aber einiges. So gibt es kein richtiges Rennwochenende in der Meisterschaft, keine Qualifikation, kein Training. Auch dynamische Wetterbedingungen wie man sie zum Schluss auf den älteren Konsolen in Rennspielen gesehen hat sucht man vergebens. Und auch Boxenstops sind nicht wirklich spannend inszeniert. Das alles sollte ein Rennspiel unserer Meinung nach eigentlich beinhalten, allen voran in der „nächsten Generation“. Zudem herrschen immer gleiche Bedingungen auf den Strecken, da könnte man eigentlich mehr erwarten auf den neuen Konsolen mit den neuen Spielen.

Im Rennen selbst vermissen wir dann Zeitstrafen, Strafen für rüpelhaftes Fahren oder Verwarnungen. Egal wie ihr fahrt, ob ihr eure Gegner abschießt oder auf den Strecken abkürzt, es wird euch nicht negativ angerechnet. Einzig eure Bewertung als Drivatar wird beeinflusst und bekommt den Eintrag „keine saubere Runde gefahren“ – ansonsten: Konsequenz null. Insbesondere in Online-Rennen stört das natürlich ganz enorm.

Die einzige Beeinträchtigung aufs Rennen könnt ihr mit dem Schadensmodell einstellen. Wer hier auf Realismus setzt, der wird auch ganz schnell merken, dass sich ein Fahrzeug nach einem Crash nur noch schwer beherrschen lässt und so soll es ja auch sein. Netter Nebeneffekt: Die Schäden am Auto sehen wirklich gut und realistisch aus. Allerdings nur wenn man das ganze aus der Cockpit-Ansicht genießt. Von außen fehlt dem Auto einfach zu wenig, dafür dass wir wirklich einen schweren Crash hatten. Aber gut, seis drum, man kann eben nicht alles haben.

Technisch perfekt

Wie vorhin schon angesprochen sind die Autos auf der Piste wirklich eine Augenweide. Sehr viele Details, super Spiegelungen im Lack. Auch die Strecken wurden toll modelliert mit sehr vielen Details und der Blick abseits der Strecke lohnt sich fast immer, besonders in Prag. Aber auch sonstige Umgebungen sind wirklich detailliert dargestellt, wenn ich da so an die Bäume und an die Pflanzen oder Wiesen denke, an denen ich vorbei rausche…. Noch wichtiger und schöner sind nur die Boliden selbst, welche auf der Strecke einfach toll aussehen, die Sonne spiegelt sich auf der Motorhaube, der Lack sieht blendend aus – hier kann Forza schon wirklich vollends überzeugen. Noch besser wird die ganze Angelegenheit wenn wir ins Autohaus, genauer gesagt im Forza Vista-Modus. Dabei handelt es sich um eine Art Laufsteg für Autos samt „anfassen“. Hier könnt ihr jedes Fahrzeug genauer unter die Lupe nehmen, könnt jedes noch so kleine Detail begutachten und das Auto mit den Augen regelrecht aufsaugen. Wer dann genug gesehen hat kann die Türen öffnen oder die Motorhaube und kann noch mehr Details und Modellierungen entdecken. Und auch hier gilt, die Motoren und inneren Ausstattungen sind originalgetreu. Jedem Auto- und Motorsportfan dürfte hier die Hose aufgehen, denn hier kann man schnell mal eine Stunde wie im echten Ausstellungsraum rumsuchen und sich Eindrücke holen. Hier wird einem klar, was Next-Gen-Grafik bedeutet. Doch Vorsicht, ein kleinen Haken hat die Sache: Das Innenleben lässt sich nicht bei jedem Fahrzeug begutachten.

Und auch der Sound eurer Boliden ist natürlich individuell vom Fahrzeug abhängig – allerdings klingen diese wirklich realistisch und können euch schon mal ein wenig die Füße unter dem Boden wegziehen – genau das wollen wir hören, das Röhren der PS-Monster! Ein kurzes Wort noch zum Sound im Menü – belanglos und auf Dauer ermüdend. Das dürfte dann aber auch reichen, mehr gibt der Sound hier nicht her.

Wort zum Onlinemodus

Auch den haben wir kurz in Augenschein genommen und waren überrascht. Wie gesagt, es gibt keine Regeln und Strafen, wer den anderen eben abschießen will, der kann das tun und trotzdem das Rennen gewinnen. Wer abkürzt, der kürzt eben ab, alles kein Problem. Vielleicht finden wir deshalb für das Online-Spiel kaum gegnerische Piloten, vielleicht ist die Konsole aber auch noch zu frisch. Auf ein Rennen kamen bei uns 2-3 Gegner. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Verbindung absolut stabil lief. Einzig und allein das Anarchie-Verhalten einiger Spieler stört etwas, hier hätte sich Turn 10 durchaus was einfallen lassen müssen/dürfen. Ansonsten wär der Online-Modus wirklich in Ordnung – wir vermissen die Abwechslung hin und wieder, denn einfach nur seinen Rundkurs abzustottern macht auf die Dauer nicht mehr so viel Spaß (zumal das auch im Singleplayer der Fall ist).

Fazit

Man merkt Forza 5 an, dass es eben ein Vorzeigewerk sein soll, denn in Sachen Grafik und Liebe zum Detail macht dem Spiel niemandem etwas vor. Hier hat es den Titel „Next-Gen“ auch völlig verdient. In Sachen Inhalt trifft das leider nicht immer zu. Das Gameplay ist zwar wirklich ein Erlebnis, besser kann man in einer Simulation die Boliden nicht steuern und doch ist jedes Fahrzeug individuell. Schwächen zeigt es aber vor allem, wenn es um Inhalt geht. Zu wenig Strecken, die Autos dezimiert aber noch ausreichend und die DLC-Politik, bei der noch zusätzliche Wagen und demnächst sicher auch Strecken für Geld erworben werden können. Auch dynamische Wetterwechsel oder Qualifikationsrennen fehlen einfach für eine richtige Meisterschaft. Für Autoliebhaber definitiv etwas, vor allem fürs Auge. Für Rennspielfans aber etwas zu wenig. Zumindest optisch absolut Next-Gen würdig.

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