Enemy Territory: Quake Wars im Test. Die Strogg: Seelenlose Verschmelzungen aus verrottendem Fleisch, Knochen und Metall. Ähnlich den aus Star Trek bekannten Borg (klingt schwedisch!) durchstreifen Sie die Galaxie auf der Suche nach fleischlichen Ersatzteilen. Nun haben Sie die Erde erreicht und beginnen gleich damit, Ihre Bestellliste abzuarbeiten. Doch da der Mensch bekanntlich zum Widerstand neigt und sich nicht so ohne Weiteres ausschlachten lässt, ist es nun an Ihnen, aktiv in die Schlacht einzugreifen.
Anders als Sie es aus der „Quake“-Reihe gewöhnt sind, greifen Sie nicht nur auf Seiten der menschlichen GDF (Global Defence Force) in das Geschehen ein, sondern schlüpfen auch in die faulige Haut der Strogg. Oberstes Ziel ist es auf der jeweiligen Karte die Oberhand zugewinnen und dem Gegner Gebiete abzujagen beziehungsweise eigene zu verteidigen. Das haben alle drei Spielmodi gemeinsam.
In der Kampagne spielen Sie drei Karten infolge. Haben Sie die erste geschafft, geht es auf der nächsten weiter. Immer das vom Server vorgegebene Zeitlimit im Nacken. Im Spielmodus Ziel spielen Sie dagegen nur auf einer Karte, die sich vom Kampagnenmodus aber nicht weiter unterscheidet. Am interessantesten, gerade für Ligaspiele, ist der Modus Stoppuhr. Ein Team legt eine Zeit vor, die nach dem Seitenwechsel durch das andere geschlagen werden muss. Zurücklehnen können Sie sich nicht.
Jede Karte bietet für fast jede der fünf Spielerklassen ein abwechslungsreiches Angebot verschiedener Aufgaben. Da müssen Brücken repariert, Slipgates gehackt und Geschütze aufgebaut oder zerstört werden.
So baut der Techniker (GDF) beziehungsweise der Konstruktor (Strogg) drei verschiedene Geschütztürme. Je einen gegen Personen, Fahr- und Flugzeuge. Der Geheimagent/Infiltrator hackt feindliche Zielobjekte, wie Fronteinstiegspunkte und übernimmt so Gebiete des Gegners. Der Feldagent/Oppressor positioniert Artillerie und fordert Luftangriffe oder Orbitalschläge an. Der gemeine Soldat/Aggressor ist dabei für das Grobe zuständig und zerstört seine Zielobjekte mit Sprengsätzen und schweren Waffen. Dagegen widmet sich der Sanitäter/Versorger so profanen Dingen wie dem Wiederbeleben gefallener Kameraden oder versorgt sie mit Munition und Medikits beziehungsweise Stroyent.
Einige Aufgaben in Quake Wars sind dabei wichtig, um zumindest einen Teilsieg zu erzielen. So soll die GDF immer wieder einen mobilen Kommandoposten (MKP) an einen bestimmten Punkt auf der Karte fahren und dort positionieren. Da der MKP aber sehr anfällig ist und Techniker bei ihren Reparaturversuchen sinnlos ihr Leben opfern, wird der MKP immer wieder von einer guten Stroggverteidigung zu Klump geschossen. Hier und an anderen Stellen versagt die Balance.
Dabei setzen die Soldaten der GDF auf konventionelles Gerät wie Projektilwaffen, kettengetriebene Panzer und Helikopter, die Strogg aber auf stroyentbefeuerte Energiewaffen, Schwebepanzer und futuristische Gleiter. Beim Zielen über Kimme und Korn verschwimmt bei den Stroggwaffen kurz die Sicht. Wechseln Sie dagegen als GDF-Spieler in den Zoom-Modus, haben Sie sofort klare Sicht. Auch das Wiederbeleben per Defibrilator geht GDF-Spielern schneller. Dafür können Sie als Stroggversorger gegnerische Leichen in Wiedereinstiegspunkte verwandeln. Allerdings geschieht dies in Onlinespielen eher selten. Meistens nehmen Sie über den Wiedereinstieg per Warteschleife schneller wieder am Spiel teil. Da Sie quaketypisch schnell wieder sterben, geht Ihnen selten die Munition aus. Somit ist die Klasse des Sanitäters/Versorgers eher nutzlos. Damit verliert Enemy Territory eine wichtige taktische Komponente, gerade im Vergleich zu Battlefield 2.
Anders als beim großen Konkurrenten regelt sich auch das Belohnungssystem. Sie erarbeiten sich durch Abschüsse und Missionen Erfahrungspunkte, mit denen Sie im Rang aufsteigen und klassenspezifische Belohnungen. So erhalten Sie einen Granatwerfer für den Techniker/Konstruktor, eine Maschinenpistole für den Geheimagenten/Infiltrator oder eine schnellere Zielerfassung für den Raketenwerfer des Soldaten/Aggressors. Allerdings behalten Sie Ränge und freigeschaltete Upgrades lediglich für den Zeitraum einer Runde beziehungsweise einer Kampagne. Nur Ihre gesammelten Erfahrungspunkte werden global gespeichert und lassen sich via Internet mit anderen vergleichen.
Technisch braucht sich Quake Wars nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Die Karten sind groß, abwechslungsreich und schick gestaltet. Solange Sie sich nicht in Innenräume wagen: Hier verliert die modifizierte Doom-3-Engine kurioserweise stark. Figuren, Fahrzeuge und Objekte sind ausreichend detailliert. Die schicken Fahrzeugcockpits suchen ihresgleichen. Jedoch nehmen sie einen Großteil des Bildschirms ein und versperren so die Sicht. So schalten Sie diese also am Anfang mal zum Angucken an und später für die bessere Übersicht wieder aus. Gelungen sind die Effekte. Gerade auf Seiten der Strogg, wenn beim Orbitalschlag der orange Lichtstrahl der Ionenkanone über den Boden wandert oder der Cyclops-Mech seine explosiven Energiebälle verschießt.
Allerdings dürften kommende Highlights wie Call of Duty 4 oder Unreal Tournament 3 noch einiges drauflegen. Selbst das ältere Battlefield 2142 sieht an einigen Stellen besser aus. Wenn Sie dann noch die Grafikeinstellungen reduzieren, verliert Enemy Territory stark an optischem Reiz. Jedoch sollten Sie bedenken, dass nicht derjenige gewinnt, dessen Kugel schicker aussieht, sondern derjenige, dessen Kugel schneller fliegt. Sprich derjenige, mit der höheren FPS-Zahl. Und das ist meistens derjenige mit den reduzierten Details.
Beim internen Serverbrowser gewinnt Quake Wars dagegen das Duell gegen die Konkurrenz der Battlefield-Reihe klar und deutlich. Der Serverbrowser ist schnell, leicht zu handhaben und bietet jede Menge Filterfunktionen, was Ihnen die Suche nach dem passenden Spielplatz immens erleichtert. Das Anticheat-Programm „Punkbuster“ ist bereits mit an Bord, genauso wie eine Freundesliste. Was dagegen fehlt ist „Voice over IP“. So müssen Sie also entweder auf den integrierten Schnellchat per Tastatur oder ein externes Programm wie Teamspeak zurückgreifen. Für Clans bietet sich letzteres ja sowieso an.
Enemy Territory: Quake Wars versucht die schnellen actionreichen Gefechte aus Quake mit der taktischen Vielfalt eines Battlefield 2 zu verknüpfen, scheitert dabei aber am eigenen Anspruch. In den schnellen Schusswechseln stirbt man viel zu oft und viel zu schnell, als dass man sich die nötige Zeit für das Erfüllen der Missionen nehmen kann. Gerade wenn man auf Seiten der GDF einen MKP erfolgreich in das Zielgebiet steuern muss, ist das eher lästig. Die Nachteile auf beiden Seiten gleichen sich leider nicht aus und so fehlt es einigen Karten am nötigen Gleichgewicht. Zwar ist die Idee der aufgabenbasierten Karteneroberung im Grunde gut, wurde aber in einigen Punkten nicht konsequent zu Ende gedacht. Die Taktik bleibt dabei leider allzu oft auf der Strecke. Dennoch macht Quake Wars Spaß und bringt einige Abwechslung in das Genre der Mehrspieler-Shooter. Doch angesichts der bestehenden und noch kommenden Konkurrenz wird es Enemy Territory schwer haben, sich bei den Spielern zu etablieren. Und so ist Quake Wars weder Fisch, noch Fleisch. Aber trotzdem essbar.
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