Deus Ex: Human Revolution im Test. Endlich gibt es wieder einen Vertreter des Deus-Ex-Franchise. Square Enix hat das Prequel zur Saga veröffentlicht. Wir staunen über die deutlich verbesserte Grafik-Engine. Aber wir sind auch angetan von der neuen Story, selbst wenn die Endzeitstimmung versprüht. In unserem Fall haben wir das Action-Rollenspiel auf der PlayStation 3 in Augenschein genommen.
Human Revolution spielt circa fünfundzwanzig Jahre vor den Ereignissen der ersten Episode. Die Firma Sarif Industries steht am Pranger. Sie modifiziert Menschen mit „Augmentierungen“. Diese Technologie verleiht den Probanden unnatürliche Kräfte für Körper und Verstand.
Es gibt Befürworter und Kritiker der Augmentierungen. Welche Rolle spielt Ihr dabei? Ihr seid Adam Jensen, der als Sicherheitschef von Sarif Industries angeheuert wird. So werdet Ihr aber in den Konflikt der Firma und der fanatischen Gegner von Purity First verwickelt. Ihr werdet schwer verletzt. Euer Leben hängt am seidenen Faden. Doch man unterzieht Euch einer modifizierenden Operation. Ihr überlebt, werdet aber zum ultimativen Agenten mit vielen Augmentierungen.
Der rote Faden des neuen Deus Ex ist fesselnd. Euer erster Auftrag lautet, die Angreifer auf Sarif Industries ausfindig zu machen. Ihr begebt Euch in deren Fabriken und Hauptquartiere. Dann seid Ihr plötzlich mittendrin in verworrenen Verschwörungen von Industrie-Bossen und hochkriminellen Kartellen. Die Welt, in der Ihr Euch bewegt, ist tief gespalten.
Ihr steht ständig zwischen den Stühlen. Ist dieses Eingreifen in die Evolution des Menschen gerechtfertigt? Oder gehen die Industriellen mit ihrem Gottspiel zu weit? Diese Konflikte begleiten Euch die ganze Zeit über. Das Spiel wird durch die spannende Handlung zu einem Fest für Sci-Fi-Liebhaber. Zumindest in diesem Punkt steht Human Revolution den vorherigen Spielen in nichts nach.
Human Revolution ist von der Anlage ein Ego-Shooter. Das Spiel ist jedoch facettenreicher. In jedem Fall weist es Rollenspiel-Elemente auf. Immerhin könnt Ihr Adam Jensen im Spielverlauf „aufrüsten“. Ihr wandelt Erfahrungspunkte in zahlreiche Augmentierungen um. Dabei modifiziert Ihr nicht bloß körperliche Attribute wie Widerstandsfähigkeit oder Geschwindigkeit, sondern verbessert auch Eure Fähigkeiten. Ihr könnt lernen, Menschen zu analysieren, um sie dann fernsteuern zu können oder Ihr entlockt ihnen wichtige Informationen.
Besonders wichtig sind Eure Fertigkeiten als Hacker. Meistens schleicht Ihr durch die Level und sammelt unentdeckt Informationen. Dabei begegnen Euch stets Computer oder Terminals, die Ihr hacken müsst. Diese Hacks sind eigene Minispiele. Schafft Ihr es, Terminals zu überlisten, erhaltet Ihr Zugang zu Räumen, Passwörter oder Software.
Schon im ersten Deus Ex konntet Ihr entscheiden, ob Ihr Widersacher nur betäuben wollt. Dafür braucht Ihr vor allem viel Geduld. Oder Ihr geht lieber kein Risiko ein und schießt auf jeden, der sich bewegt. Durch die Level zu schleichen ist natürlich spannender und nervenaufreibender. Ihr müsst unerkannt an Wachen vorbei, aber auch nicht in Konflikt mit Kameras und Geschütztürmen geraten. Findet Euren Weg durch Luftschächte und die Kanalisation.
Wählt Ihr die Offensive, müsst Ihr oft lange Feuergefechte mit Third-Person-Deckungssystem aushalten. Die sind nicht gerade ungefährlich für Euch. Im Gegensatz zu anderen Shootern seid Ihr selbst bei voller Augmentierung schnell am Boden. Aber natürlich kommt Ihr nur so in den Genuss der zahlreichen Waffen und deren Aufrüstungen.
Tötet oder verschont Ihr Personen, beeinflusst das zum Beispiel die Art Eurer Belohnung für eine Mission. Toll sind die vielen Nebenaufgaben. Sie bieten Euch Erfahrung, Geld und andere Belohnungen. Vor allem aber fügen Sie oft Puzzleteile zum großen Plot der Story hinzu.
Die „Sidequests“ findet Ihr verteilt in den Städten, in denen Ihr Euch beliebig lang aufhalten könnt. Ihr kommt in Detroit, China oder Singapur herum und könnt die umfangreichen Maps nach Belieben nach Geheimnissen oder Nebenaufgaben durchsuchen. So legt Ihr Gangstern das Handwerk, helft oder bestraft Menschen. Diese Freiheit ist ein weiterer großer Pluspunkt.
Bis hierhin hab ich Deus Ex: Human Revolution hauptsächlich gelobt. Doch in einem Punkt muss ich das Spiel kritisieren. Die Spielgrafik ist nicht auf dem gleichen Level. Die gerenderten Zwischensequenzen sehen toll aus. Aber die Mimik und Gestik der Spielfiguren ist tragisch leblos. Das merkt Ihr vor allem bei längeren Dialogen. Die Figuren öffnen Ihren Mund wie Handpuppen, nur dazu noch ohne Rhythmus. Die Synchronisation ist ebenfalls nur dürftig. Bei Human Revolution handelt es sich um einen AAA-Titel. Deshalb darf man an das Spiel einen höheren Maßstab ansetzen.
Außerdem ist die „Intelligenz“ der Gegner unverhältnismäßig zum Spielfortschritt. Spielt Ihr den mittleren Schwierigkeitsgrad, so sind die CPU-Widersacher fast dümmlich. Den ersten Bossgegner dagegen könnt Ihr schon kaum bewältigen. Natürlich sind die Gegner im leichten Schwierigkeitsgrad noch dümmer. Doch komischerweise werden sie von banalen Aktionen, die weit weg passieren, sofort alarmiert. Der Schwierigkeitsgrad wankt ziemlich und steigert sich meiner Meinung nach nicht so allmählich, wie er sollte.
Deus Ex: Human Revolution ist eindeutig ein Top-Game. Es zeichnet sich durch innovatives und abwechslungsreiches Gameplay aus. Auch bietet es Euch hohe Entscheidungsfreiheit und eine fesselnde Story mit verschiedenen Facetten und Stoff, der zum Nachdenken anregt. Die Grafik trübt den positiven Eindruck ein wenig. Fans bringt Sie aber vom Genuss des Spiels nicht ab. Mögt Ihr Splinter Cell oder Fallout, dann ist DXHR ein absoluter Kauftipp. Seid Ihr Fans der Reihe, dann freut Euch über ein würdiges Stück im Epos.
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