Autor:  Matze Fenn 10.07.2013, letztes Update: 12.04.2022
Wertung: 6.5

Deadpool

Game-Controller, Bild: CC0
Game-Controller, Bild: CC0

Wow, wer hätte das denn gedacht. Seid doch mal ehrlich, wer von euch hat nicht gedacht, dass Deadpool eine Lizenzgurke wird? Es kommt aber alles ganz anders als man Erwartet, ganz anders! Wir sind Froh, dieses Game getestet zu haben, denn es hat nicht nur Potenzial, es hat auch einen richtig derben und fiesen Humor! Hier kommt endlich mal wieder was für das Zwerchfell! Superhelden gibt es wirklich sehr viele mittlerweile, die meisten sind total Ernst und seriös, aber welcher von diesen Charakteren ist versaut und pfeift auf alles? Richtig Deadpool. Erfahrt in unserem Test mehr zu diesem Spiel!

Während er im Sessel hockt und sich „kratzt“

Wir haben es definitiv nicht darauf abgesehen, irgendwelche perversen Andeutungen zu machen, aber bei diesem Spiel müssen wir hier und da eine Ausnahme machen. Als wir die Kampagne das erste mal starteten, sahen wir Deadpool gemütlich in seinem Sessel – breitbeinig – drinnen sitzen und er krault oder kratzt sich hier und da an seine „zensiert“. Spätestens da wird dem einen oder anderen klar, das Spiel wird sich wohl nicht sonderlich ernst nehmen. Dennoch braucht man überhaupt keine Angst haben, dass das Ganze auch im lächerlichen abdriftet, denn wir können an dieser Stelle nochmal betonen, dass wir köstlich amüsiert wurden!

Nachdem der sogenannte „Merc with a Mouth“ im Vorspann uns bedrohte, haben wir im ersten Level erst einmal auf den Postboten gewartet. Wie soll das Spiel auch mit einer Geschichte beginnen, wenn es derzeit noch keine gibt. Schließlich muss das Spiel (vorsichtig, klingt verrückt) „Deadpool“ überhaupt mal entwickelt werden. In dieser Zeit könnt ihr – wenn ihr nicht direkt zur Tür geht – euch selbst beschäftigen. Egal ob ihr einen Gang zur Toilette macht, oder Internet surft, alles ist möglich und ganz wichtig es wird immer sehr witzig dargestellt (vor allem der Toiletten Gang mit dem Zensierbalken).

Nachdem ihr den Postboten die Tür geöffnet habt und sozusagen einen Auftrag erhalten habt, geht das Spiel auch schon los. Nun, was ist denn jetzt eigentlich die Story? Naja, es gibt eigentlich so wirklich keine. Stattdessen werden uns aber ungehobelte, aber auch sehr witzige Einlagen und andere Comickollegen präsentiert. Unter anderem gucken so mal Psylocke und Wolverine vorbei.

Nachdem wir ein paar Stunden gezockt haben, machte sich allerdings ein wenig Ernüchterung breit. Für einen Durchlauf ist der Humor der einzige Grund, der den Spieler wirklich bei Stange halten kann. Ein zweiter Durchgang ist wohl für die meisten Spieler nicht mehr interessant, außer sie müssen für ihre Platin Trophäe noch den ein oder anderen Erfolg ergattern. Insgesamt werdet ihr knapp fünf bis sechs Stunden brauchen um alle Kapitel erfolgreich abzuschließen. Einen Multiplayer Modus werdet ihr hier nicht finden, weshalb das Spiel insgesamt sehr Mager ausfällt. Auch der Herausforderungsmodus kann motivationsmäßig nicht mehr viel rausreißen.

Das Kampfsystem von Deadpool erinnert sehr stark an einer Mischung aus DmC und Batman: Arkham City, leider wird aber entsprechende Qualität nicht ganz erreicht! Ein Problem des Spiels ist, dass das Kamerasystem einem ständig einen Strich durch die Rechnung macht. Man muss ständig mit der Hand nachjustieren, andernfalls ist es unmöglich sich korrekt zu bewegen oder gar Gegner zu attackieren! Apropos Gegner: Diese sind leider nicht sonderlich schlau, weshalb das Spiel auch extrem einfach gestaltet ist. Etwas Abwechslung im Kampfalltag bieten zumindest die freischaltbaren Fähigkeiten und Waffen. Um an Sai-Dolche, Schrotflinten, neue Combos oder mehr Lebensenergie zu gelangen, benötigen wir sogenannte DPs. Diese liegen zwar auch im Level verteilt, den Löwenanteil bekommen wir aber von erledigten Schurken. Wenig kreativ gibt sich das Leveldesign. Deadpool könnte sich ob seiner abgedrehten Inszenierung spielerisch so ziemlich alles erlauben, schmeißt uns aber größtenteils generische Abschnitte wie einen so ähnlich schon etliche Male gespielten Hochhaus-Komplex entgegen. Den Tiefpunkt bilden völlig unpassende, weil aus dem Zusammenhang gerissene Schleicheinlagen und Rätsel, die selbst Hulks Großmutter nach einer Ohrfeige ihres Enkels noch problemlos im Koma lösen könnte. Schade, denn Deadpool bietet in seinen lichten Momenten Szenen, die an Einfallsreichtum und Brillanz kaum zu überbieten sind. Etwa wenn ein Ausflug in die Kanalisation aus »Budget-Gründen« kurzzeitig zum Draufsicht-Dungeon-Crawler in feinster 8bit-Zelda-Optik mutiert oder der vermeintliche Abspann bereits nach zwei Stunden über den Bilschirm flimmert, weil unser Held glaubt, er habe den Endgegner bereits besiegt. Das ist witzig, macht Spaß und bleibt im Gedächtnis – kommt aber viel zu selten vor.

Fazit

Deadpool ist ein bisschen schwer zu bewerten. Der dreckige Humor und die Ironie machen das Spiel definitiv spielenswert und es macht auch wirklich Bock. Allerdings reicht ein einmaliger Durchlauf, für mehr wird man einfach zu wenig motiviert. Als Comic Fan sollte man sich den Titel wirklich mal ansehen, auch alle anderen die gute Unterhaltung wollen sind hier gut aufgehoben. Dennoch wäre sicherlich etwas mehr drinnen gewesen!

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