Autor:  Matze Fenn 12.03.2014, letztes Update: 03.06.2022
Wertung: 7.0

Castlevenia: Lords of Shadow 2 im Test

Castlevania: Lords of Shadow 2 - Auf der Suche nach Carmilla
Castlevania: Lords of Shadow 2 - Auf der Suche nach Carmilla

Mit Castlevania: Lords of Shadow legte das bis dato relativ unbekannte Studio Mercury Steam im Jahre 2010 einen Überraschungshit hin. Mirror of Fate bot eine Mischung aus den klassischen Castlevanias und dem Reboot und überzeugte uns besonders durch sein komplexes Gameplay. Den Abschluss soll uns nun das lange herbeigesehnte Lords of Shadow 2 bieten. Ob es die großen Erwartungen erfüllen kann, verraten wir euch in unserem Test.

Gabriel ist zurück

Wer Teil 1 noch nicht gespielt hat, sollte diesen ersten Abschnitt überspringen um nicht gespoilert zu werden. Denn Lords of Shadow 2 (LoS 2) knüpft quasi nahtlos an den Vorgänger an. Mirror of Fate (MoF) ist storytechnisch zwar eine wirkliche Bereicherung, LoS 2 lässt sich aber durchaus verstehen wenn man MoF nicht durchgespielt hat. Wie zum Ende von LoS bereits angekündigt wurde, ist Gabriel nun zu Dracula. Einige Zeit ist verstrichen und Dracula ist durch fehlendes Blut als Nahrungsmittel schwach geworden. Er sehnt sich nach seiner liebsten Marie und hofft auf den nicht eintreffenden Tod, da er unsterblich ist. Gabriels alter Freund Zobek ist zurück und benötigt erneut eure Hilfe um Satan zu stoppen. Euer Lohn dafür ist Gabriels alte Waffe, die einzige die ihn von seiner Unsterblichkeit erlösen kann.

Wandlungsfähiger Weltenwandler

Bereits in den ersten Stunden bekommt ihr eine ordentliche Portion an besonderen Fähigkeiten, die ihr über das Spiel hinweg intelligent einsetzen müsst um zum Ziel zu kommen oder Geheimnisse zu finden. Auch wenn die Steuerung bei der Verwandlung nicht die genauste ist, so sind alle Spezialfähigkeiten eine nette Abwechslung. Im Kampf sind das Leere Schwert (absorbiert Lebensenergie) und die Chaoskrallen (zerstört Panzerung) als neue Fähigkeiten von größter Bedeutung. Man sollte Fähigkeiten im Hinterkopf behalten, da man sonst leicht stecken bleiben kann. Hilfen gibt es zwar, jedoch sind diese nicht dynamisch auf das Spielverhalten angepasst. Als Starthilfe gibt es ein ödes 0815 Tutorial bei dem alle wichtigen Knöpfe gedrückt werden müssen und dann ein paar Übungskämpfe zum Erlernen der Grundfähigkeiten erledigt werden müssen. Das könnte vor allem bei einer Fortsetzung besser in die Story eingebaut werden. Die Kämpfe sind durch den Wegfall der Quicktime-Events flüssiger und spielen sich dadurch auch angenehmer.

Eure Peitschenskills sind durch die kräftezehrenden Jahre verloren gegangen und alles muss von vorne erlernt werden. Darüber hinaus lassen sich die Waffen aber zusätzlich noch aufleveln und Skills upgraden. Um Gabriel voll auszubilden reicht ein Playthrough ohne massives Grinden definitiv nicht. Dafür steht euch dann nach dem Abspann „New Game+“ zur Verfügung, bei dem ihr mit den bisherigen Fähigkeiten von vorne beginnen könnt. Mit dem Wechsel zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit wollen die Entwickler den Fans die Rückkehr in die Welt vom ersten Teil erlauben und gleichzeitig was komplett Neues schaffen. So stimmig die Vergangenheit sein mag, umso langweiliger wird die Gegenwart nach der ersten Hälfte des Spiels.

Viel hilft viel

Das dachte sich offensichtlich das Entwicklerteam. LoS 2 ist nicht nur vollgepackt mit Fähigkeiten des Protagonisten, auch regelmäßiges Backtracking mit Gegner-Respawn kann Gabriel das Leben schwer machen. Und dann hat jemand entschieden, dass Castlevania doch sehr wohl eine Schleichsequenz vertragen kann. Erwartungsgemäß kann weder die Spielmechanik in ihrer aktuellen Form, noch der Aufbau der Sequenz auch nur Ansatzweise überzeugen. Schleichen gehört einfach nicht in ein Castlevania. Wo man in LoS noch seine Kapitel einzeln anwählen musste und damit gleichzeitig auch seinen Spielfortschritt nachverfolgen konnte, fiel die Ausrichtung im Nachfolger auf eine offenere Spielwelt. Das mag sich natürlich anfühlen, trägt aber in diesem Falle nicht dazu bei die Geschichte besonders packend zu erzählen. Zudem ist die Wegfindung deutlich schwieriger, auch selbst die anzeigen auf der Karte führten ein paar Mal zur Verwirrung.

Wie üblich gibt es Collectibles ohne Ende. Von Rollen bei toten Rittern über Lebens- und Magieupgrades bis hin zu Kleidos-Nadeln zum Freischalten von zusätzlichen Herausforderungsmissionen. Für die eifrigen Sammler ist also reichlich zu tun. Bei den zusätzlichen Missionen handelt es sich übrigens um Wave-Defense der bekannten Art. Einer der wenigen Punkte an denen LoS 2 spart sind leider die Rätsel. Im ersten Teil gab es noch das eine oder andere knifflige Puzzle. MoF setzte diesen Ansatz gut fort, aber zum Abschluss verzichtet man nahezu gänzlich auf Rätsel. Schade, das brachte immer noch etwas Ruhe in das Actiongeladene Gameplay.

Technik, Grafik & Sound

Im Vergleich zum Vorgänger mag sich grafisch ein bisschen was getan haben, etwas veraltet kommt das Gesamtbild jedoch rüber. Den Haaren fehlt Dynamik und Detail, Gesichter sind hingegen meist sehr detailliert. Besonders die Gebäude sind von außen jederzeit sehr stimmig gestaltet. Schnelle Szenen hatten mit starkem Schärfeverlust zu Kämpfen. Die neue frei bewegbare Kamera hat durchaus ihre Vorteile und bietet neue Freiheiten. Auf der Kehrseite der Medaille führt dies ab und an zu Zielproblemen und manchmal langem Suchen nach Stellen zum Klettern.

Araujo hat für LoS einen grandiosen Soundtrack komponiert. Vier Jahre später diese meisterhaften Stücke zu toppen ist nicht nur schwer, sondern ziemlich unmöglich. Auch der Soundtrack zu LoS 2 ist gut, keine Frage. Stimmig, aber zu bekannt und teils kraftlos wirken die neuen Stücke um letztlich auf dem Niveau des Vorgängers zu rangieren. Wieder mit von der Partie sind natürlich die englischen Synchronsprecher aus LoS, schließlich trifft man auf einige bekannte Gesichter und somit auch Stimmen. LoS 2 glänzt hier zu recht und hebt sich positiv von der Konkurrenz ab. Wirklich neue Charaktere sind dagegen Mangelware.

Fazit

Lords of Shadow 2 stellt einen guten aber nicht überragenden Abschluss der Reihe dar. Die Story findet ein halbwegs zufriedenstellendes, wenn auch relativ unspektakuläres Ende. Auf das Niveau des ersten Teils der Reihe kommt Mercury Steam leider nicht mehr. Die vielen Elemente wirken in ihrer Kombination nicht ausgereift und teilweise lose aneinandergereiht. Auch der Wiederspielwert hält sich wahrscheinlich auch aufgrund dieser Ernüchterung in Grenzen. Umso mehr Lust bekommt man jedoch den ersten Teil nochmal einzulegen. Wie sind gespannt was Konami nun mit dem Castlevania-Franchise vorhat.

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