Autor:  Nick Josten 25.07.2011, letztes Update: 23.07.2018
Wertung: 3.5

Call of Juarez: The Cartel ist moderne Western-Action für Xbox 360

Call of Juarez: The Cartel
Call of Juarez: The Cartel

Call of Juarez: The Cartel im Test auf Xbox 360. Call Of Juarez bekommt Zuwachs. Ubisoft transportiert die Western-Action-Reihe ins einundzwanzigste Jahrhundert! Wie der moderne Wilde Westen ausschaut, erfahrt Ihr in unserem Review. Wir haben uns nämlich einige Stunden auf Microsofts Konsole vergnügt.

Bislang spielten die Spiele der Call-Of-Juarez-Reihe tatsächlich im Wilden Westen, wie wir ihn uns vorstellen und auch Games wie Red Dead Redemption verkörpern. Beim dritten Teil, The Cartel, verlegt Techland das Spielgeschehen ins moderne Los Angeles der Neuzeit. Das verbindende Glied ist ein Nachfahre des berüchtigten McCall-Clans.

Wir sind wieder da, hurra?

Wenn wir vom „Fluch von Juarez“ sprechen, dann meinen wir eigentlich einen alten Aztekenschatz, der schon im alten Westen an der mexikanischen Grenze die Menschen zum Negativen wandelte. Sie wurden korrupt und kriminell.

In einer Großstadt wie Los Angeles gibt es Probleme mit Drogendealern, bestechlichen Gesetzeshütern und brutalen Banditen. Ubisoft gibt sich alle Mühe, den aktuellen Ableger im Gameplay ähnlich zu gestalten und bloß in ein moderneres Gewand zu kleiden. Das gelingt Call of Juarez: The Cartel leider nur selten. Das Gameplay folgt dem Genre des Ego-Shooters, jedoch kommt die Wild-West-Atmosphäre recht schnell abhanden.

Kein Großstadtfeeling

Der Vorgänger „Bound in Blood“ ist grafisch und atmosphärisch überlegen. „The Cartel“ erinnert eher an einen GTA-Abklatsch. Doch ihm fehlt die offene Spielwelt und Nebenaufgaben.

Ich hatte mir cooles Großstadtfeeling erhofft, mit einem modernen Cowboy namens McCall. Stattdessen erwarteten mich Schlauchlevel, die immer gleich aufgebaut sind und eine kaum begehbare Stadt. Zwar ist dieses Mal erneut eine mexikanische Bande Krimineller euer Feind, und Ihr seid wie bei „Bound in Blood“ nicht auf Euch allein gestellt, jedoch merkt man schon beim ersten Anspielen einen deutlichen Abstieg vom Vorgänger.

Keiner reitet allein, sollte er aber

Protagonisten waren zuvor die beiden Brüder Ray und Thomas McCall. Ihr bekommt es nun mit Ben McCall, Polizist beim LAPD, und seinen Mitstreiter wider Willen zu tun. Da wären Eddie Guerra und Kim Evans, die jeweils Agenten der DEA und des FBI darstellen. Jeder verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten und Waffen. Ihr wählt zu Beginn des Spiels, wer Euch am besten gefällt. Das klingt zunächst spannend, ist aber in Wirklichkeit schwach.

Anders als in „Bound Of Blood“ könnt Ihr nicht je nach Mission den Charakter auswählen, sondern trefft Eure Wahl einmalig pro Kampagne. Ihr kommt nicht in den Genuss verschiedener Schützen. Ihr könnt die Story nur jeweils mit jedem Charakter durchspielen. Sie variiert je nach Person ein wenig. Es ist gut gemeint, die Story aus mehreren Blickwinkeln zu erleben, allerdings verliert Ihr beim Charakterwechsel Euren bisherigen Spielstand. Wollte Ihr in der Geschichte mit einem anderen Charakter anknüpfen, gehen Euch wichtige Informationen aus dessen Storyverlauf durch die Lappen. Das finde ich persönlich überhaupt nicht gelungen!

Online kooperiert es sich besser

Die Idee der drei Klassen ist in erster Linie für den Online-Koop-Modus gedacht. Ihr sucht Euch auf öffentlichen oder privaten Servern Mitspieler, die die anderen beiden Figuren übernehmen.

Das ist ein schwacher Trost. Immerhin gibt es keinen lokalen Multiplayer mit geteiltem Bildschirm. Die Online-Mitspieler sind aber immer noch besser als die CPU-Helfer. Diese folgen Euch stupide auf Schritt und Tritt und machen kaum Gebrauch von ihren individuellen Fähigkeiten. Die KI-Mitstreiter sind fast immer nur mit schlichten Pistolen ausgerüstet.

Noch schlimmer ist allerdings die KI eurer Gegner. Diese laufen oft sinnlos in der Gegend herum, oder verschanzen sich ewig in einer Ecke, ohne zu schießen. Sie hindern uns aber dadurch trotzdem am Weiterkommen. Generell ist Call of Juarez: The Cartel erschreckend voll von Fehlern. Das reicht von eingefrorenen CPUs bis hin zu kleinen Grafikfehlern.

Paradies für Kriminelle?

Ein wenig Abwechslung bietet „The Cartel“ immerhin durch Anrufe von Bekannten. Ihr erhaltet darüber kleine Nebenaufgaben. Meist müsst Ihr nur irgendwelche Dinge finden. Diese Aufgaben bringen Euch im Spielverlauf nicht voran. Ansonsten variieren die Level hin und wieder zwischen Schießereien, Schlägereien oder Verfolgungsjagden im Auto. Das klingt abwechslungsreicher als es dann im Endeffekt ist.

Seid Ihr zu Fuß unterwegs, platzt Ihr entweder in feindliches Territorium, erschießt sämtliche Gangmitglieder im Areal, und macht regen Gebrauch vom Konzentrationsmodus. Den gab es schon in den Vorgängern. Ihr könnt Eure Widersacher dann in Zeitlupe erledigen. Dann nerven nach einer Weile die gerade mal zwei Sprüche, die jeder Charakter dazu zu sagen hat.

Doch das „Tüpfelchen auf dem i“ ist in diesem Fall die furchtbare deutsche Synchronisation. Die Untertitel dazu passen auch nicht. Zudem geben die Charaktere manchmal Dinge an völlig unpassenden Stellen von sich. Ihr lauft beispielsweise durch ein verlassenes Dorf in der Pampa. Plötzlich ruft eines Eurer Teammitglieder „Vorsicht! Deckung!“ Natürlich gibt es dafür keinen Grund.

Ein wenig Spaß bekommt Ihr, wenn Ihr nicht immer ein gesetzestreuer Polizist seid. Zum Beispiel könnt Ihr Türstehern in Stripclubs mal so richtig den Hintern versohlen. Oder Ihr levelt schneller auf, indem Ihr Mobiltelefone und Portmonees konfisziert. Ihr müsst ja schließlich von irgendwas leben!

Fazit

Call Of Juarez: The Cartel entspricht überhaupt nicht meinen Erwartungen. Das Gameplay ist in Ordnung. Es ist nicht neu und die Schießereien machen für einen bis zwei Tage noch irgendwie Laune. Doch dann ist die Luft raus.

Es ist Ubisoft und Techland nicht gelungen, den Western-Charme in die Neuzeit zu holen. Die schlauchförmigen Level sind enttäuschend, die Synchronisation auch, und die Künstliche Intelligenz außerdem. Dass es so viele Unreinheiten im Spiel gibt, enttäuscht mich ebenfalls. Die fade Gangster-Story reicht der Konkurrenz nicht das Wasser.

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