Der polnische Entwickler People Can Fly, bekannt durch den Ego-Shooter Painkiller und die PC-Portierung des Xbox-360-Hits Gears of War, veröffentlicht mit Bulletstorm seinen nächsten Streich. Und dank der tatkräftigen Unterstützung von Epic und der Unreal Engine 3 sieht der Ego-Shooter schon mal optisch beeindruckend aus. Ob der Rest des Spiels da mithalten kann, verrät euch unser Review.
Grayson Hunt ist auf Rache aus. Verständlich, ließ er sich doch jahrelang als williges Werkzeug für die miesen Machenschaften des despotischen Generals Sarrano missbrauchen. Und so greift er zur Waffe und tut das, was er am besten kann: Gegner aus dem Weg räumen. Und davon gibt es reichlich auf dem Weg zu Sarrano. Nach einem selbstmörderischen Angriff auf das Flaggschiff des Generals auf einem fernen Planeten notgelandet, verliert der Weltraumpirat erst mal die Hälfte seiner Crew. Mit seinem letzten verbliebenen Freund, Ishi Sato, macht er sich auf den Weg quer über den Planeten, um sich am Ende seines Erzfeindes, hoffentlich endgültig, zu entledigen.
Die Geschichte, die Grayson durchlebt, ist wendungs- und überraschungsreich, sowie durchzogen von Verrat und Vergebung. People Can Fly setzt die Story ausgezeichnet in Szene. In gut gemachten Zwischensequenzen, und in Gesprächen der Figuren während der Missionen, setzt sich allmählich die Geschichte der Charaktere und des Planeten zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Der ehemals idyllische Urlaubsplanet mit seinen prachtvollen Städten fiel anscheinend einer Katastrophe zum Opfer und ist nun von verfeindeten Clans und gefährlichen Mutanten, sowie einer aggressiven einheimischen Flora und Fauna bevölkert. Dabei ist der Tonfall selbst für ein paar abgewrackte Weltraumpiraten ziemlich rau und reich an F- und S-Worten. An manchen Stellen wirkt das ganze Rumgefluche übertrieben und gezwungen, worunter die Glaubwürdigkeit der Figuren in manchen Momenten etwas leidet. In den meisten Situationen nimmt man aber den Herren UND Damen das Machogehabe unbesehen ab.
Der Weg zu Sarrano gestaltet sich farbenfroh und abwechslungsreich. People Can Fly quetscht aus Epics nun schon vier Jahre alter Unreal Engine 3 das letzte Quäntchen heraus. Die Umgebungen strotzen vor Details, die Weitsicht ist atemberaubend. Wir rennen durch staubige Wüsten und idyllische Siedlungen mit Palmen bestandenen Straßen. Wir kämpfen uns durch verfallene Industrieanlagen und gigantische Städte, deren ehemaliger Glanz immer noch erkennbar ist. Lediglich an einigen wenigen Stellen stören verwaschene Texturen den positiven Gesamteindruck. Was aber Dank des Effektfeuerwerks, das die Action auf den Bildschirm zaubert, kaum auffällt. Genau so wenig, wie die sich stark ähnelnden Charaktermodelle einzelner Gegnertypen.
Bulletstorm ist ein streng linearer Shooter. Wir laufen stets auf schmalen Wegen durch die an sich weitläufigen Gebiete. Was das Spiel aber von der Masse abhebt, ist die eigentliche Spielmechanik. Neben den genreüblichen Vernichtungswerkzeugen wie Maschinen- und Scharfschützengewehr oder Schrottflinte, stehen uns weitere Hilfsmittel zur Verfügung. Wir können zutreten und über den Untergrund rutschen. Dadurch können wir Gegner in Abgründe oder totbringende Maschinen kicken. Relativ schnell gelangt Grayson außerdem in den Besitz einer Energiepeitsche. Damit lassen sich Gegner und Objekte heranziehen, um dann zum Beispiel explosive Fässer mit einem beherzten Tritt in eine Ansammlung von Widersachern zu befördern. Dank Peitsche und erweitertem Bewegungsrepertoire setzen wir die Umgebung zum kreativen „aus dem Weg räumen“ unserer Feinde ein. Dabei belohnt Bulletstorm diese Kreativität mit Punkten. Zu jeder Waffe und nahezu jedem Objekt gibt es verschiedene dieser Skillshots, für die es je nach Schwierigkeit mal mehr, mal weniger Punkten gibt.
Die so verdienten Punkte investieren wir in Munition oder wir werten unsere Waffen damit auf, was wiederum neue Skillshots freischaltet. Dieses System motiviert ungemein und macht verdammt viel Spaß. Der dabei zur Schau gestellte Grad an Gewalt klassifiziert das Spiel eindeutig als Erwachsenentitel, der zu Recht von der USK als „Ab 18“ eingestuft wurde. Trotzdem wurde noch reichlich geschnitten. Zum Teil in absurdem Ausmaß, was sich negativ auf die Atmosphäre auswirkt. Die PEGI-Version ist von solchen Schnitten zum Glück nicht betroffen.
Zur spannenden Einzelspielerkampagne gesellt sich der Echo-Modus. Hier gehen wir in einzelnen Abschnitten der Kampagne auf Highscorejagd. Darüber hinaus gibt es noch mit Anarchie einen kooperativen Mehrspielermodus für bis zu vier Spieler. Hier wehren wir Runde für Runde immer stärker werdende Gegnerwellen ab, wobei die nächste Welle erst mit dem Erreichen einer vorgegebenen Punktzahl startet. Hierbei kommt es besonders auf Teamplay an, da es für Teamaktionen, insbesondere für erfüllte Team-Herausforderungen, mehr Punkte gibt, als für Einzelaktionen. Leider kommt es auf den Servern selten zum gezielten Zusammenspiel und der Spaß am Onlinespiel verfliegt ziemlich schnell.
Wir haben die internationale Version von Bulletstorm gespielt und die ist ein atemberaubender Trip und bietet eine einzigartige Atmosphäre. Gerade die ungewöhnliche Spielmechanik mit ihrem Skillshot-System bietet reichlich Abwechslung. Zudem begleitet man gerne die stimmigen Charaktere auf ihrer Reise. Ego-Shooter-Fans sollten sich das jüngste Werk von People Can Fly unbedingt anschauen. Was allerdings nicht unbedingt für die USK-Version gilt. Deshalb gilt unsere Wertung auch nur für die PEGI-Version.
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