Another World für Windows im Test. Und wieder einmal findet ein Klassiker der PC-Spiele-Geschichte seinen Weg auf moderne Computer. Diesmal trifft es den Amiga-Hit Another World des Franzosen Eric Chahi. Und das nicht ohne Grund: Feiert das Spiel doch gerade seinen 15. Geburtstag. Wer also 25 Jahre oder jünger ist, sollte zuerst unseren Test von Another World lesen.
Inhaltlich ist Another World unverändert. Nach wie vor landet unser Held durch ein verunglücktes Experiment mit einem Teilchenbeschleuniger auf einem fremden Planeten. Dort sieht er sich gleich mit allerlei Widersachern wie bissigen Würmern und schießwütigen Wächtern konfrontiert. Und so kämpfen Sie sich Level für Level durch die außerirdische Welt, durchwandern Höhlen und Paläste, springen über Abgründe und sprengen Öffnungen in Wände, um Ihren Weg fortzusetzen.
Es ist leider nicht immer klar, wo es denn nun genau weitergeht. Oft finden Sie sich in vermeintlichen Sackgassen wieder. Hier hilft es, einfach mal auf alles zu schießen. So dient eine aufgescheuchte Fledermaus als Futter für eine Bestie, an der man nun unbeschadet vorbei kommt. Oder es öffnen sich die erwähnten Durchgänge.
Leider blieb auch der vom Klassiker bekannte, heftige Schwierigkeitsgrad erhalten. Schon der kleinste Feindkontakt lässt Ihr Alter Ego in das virtuelle Gras beißen. Dabei sind die Tode vielfältig. Sie werden von Tentakelmonstern gefressen, von Wachen erschossen, von Felsen erschlagen, von Dornen aufgespießt, von Wassermassen ertränkt und von Würmern vergiftet.
Für die Neuveröffentlichung wurden die einzelnen Levelabschnitte weiter unterteilt. Dadurch liegen die Speicherpunkte dichter beieinander, als noch zu Amiga-Zeiten. Ein freies Speichern des eigenen Fortschritts ist aber auch heute noch nicht möglich. Das alles führt unweigerlich dazu, dass man ein und den selben Abschnitt ein ums andere Mal wiederholen muss. Sollten Sie also über eine niedrige Frustgrenze verfügen, dann lassen Sie besser die Finger von der anderen Welt und joggen lieber durch den heimischen Stadtpark. Zumal die träge Steuerung ihren Teil zum hohen Schwierigkeitsgrad beiträgt. Gerade wenn Sie es eilig haben, lassen sich Sprünge nur schlecht timen.
Die Technik wurde dagegen generalüberholt. Die Grafik bietet zwar immer noch die vertraute grau-blaue Vektorgrafik. Neuerdings jedoch in einer Auflösung von bis zu 2.048 mal 1.536 Pixel. Auch die Hintergründe wurden überarbeitet. Was zwar nicht die Details, aber zumindest die Schärfe und Farbtiefe erhöht. Ansonsten sind sie genauso starr und leblos wie eh und je. Nur selten blinkt mal ein pixelgroßes Lämpchen. Natürlich sehen aktuelle Spiele deutlich besser aus. Auch der Sound wurde digital remastered. Dennoch klingen die Effekte blechern und kratzig. Die Originalmusik von Jean-Francois Freitas weiß dagegen auch heute noch zu begeistern.
Am nach wie vor gelungenen Spieldesign ändert dies allerdings nichts. Another World ist immer noch ein abwechslungsreicher Mix aus Action- und Abenteuerelementen. Die tolle Geschichte wird durch gutgemachte, kurze Zwischensequenzen erzählt. Die Levels sind vielfältig gestaltet. Die Steuerung ist eingängig und leicht zu beherrschen. Sämtliche Herausforderungen lassen sich sowohl mit der Tastatur, als auch mit einem Joystick meistern.
Die Neuauflage von Another World ist eine Eins-zu-eins-Umsetzung des Originals von 1991 und für Fans sowie unverbesserliche Nostalgiker absolut zu empfehlen. Jüngere Spieler, die mit modernen Grafikwundern groß geworden sind, wird die schlichte Optik erst einmal abschrecken. Dennoch sollten auch sie dem Titel eine Chance geben. Und sei es nur um endlich mal zu wissen, von was Papa eigentlich immer spricht, wenn er von dem Charme alter Spiele erzählt. Denn Charme hat Another World alle mal und sogar mehr als so mancher neue Titel, bietet es doch eine interessante und spannend erzählte Geschichte.
Darüber hinaus bietet die Jubiläumsausgabe einige Extras: So liegt der Packung der gesamte Soundtrack als separate CD bei. Und ein ausführliches Making Of gewährt einen Einblick in die Entwicklung des Originals. Außerdem enthält die CD zur Abrundung des wohligen Retrogefühls die alte Amigaversion des Spiels.
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