Autor:  27.04.2012, letztes Update: 03.12.2021
Wertung: 8.5

Im Test: Uncharted Golden Abyss für PS Vita

Uncharted: Golden Abyss
Uncharted: Golden Abyss

Wir haben die Möglichkeit Uncharted: Golden Abyss zu PS Vita zu testen und die Third-Person-Perspektive hab ich wegen dem Mehr an Übersicht immer schon der First-Person-Perspektive vorgezogen. Naughty Dogs Uncharted hat in dieser Perspektive einige tolle Abenteuer erzählt. Jetzt gibt es mit Golden Abyss einen weiteren Ableger für Sonys neuen Handheld, die PlayStation Vita, der der Konsole in nichts nachsteht und die Konkurrenz auf anderen Plattformen alt aussehen lässt.

Das Rad gänzlich neu erfunden haben sie mit Uncharted: Golden Abyss sicherlich nicht. Doch für Fans von Action-Adventure-Games, wie ich einer bin, hat Entwickler Bend Studio, der unter Aufsicht von Naughty Dog an dem Spiel für die PS Vita gearbeitet hat, ein Handheld-Spektakel abgeliefert.

Uncharted: Golden Abyss ist ein „Blockbuster“, das wusste ich schon vorher, und da ich bereits alle anderen Teile der Serie auf der PlayStation 3 gespielt habe, freute ich mich sehr auf Handheld-Fassung. Das neue Abenteuer entführt die Spieler diesmal nach Südamerika. Die Story beginnt in medias res, Nathan folgt dem Schatzjäger Jason Dante. Gerade als wir glauben, bei einer Explosion gestorben zu sein, erfolgt eine Rückblende und wir durchleben die Geschehnisse von einem anderen Zeitpunkt aus, zwei Wochen zuvor, erneut.

Puzzle?

Wie es sich für ein Abenteuer gehört, sollte es ab und an auch eine Kopfnuss zu knacken geben. Im Spielverlauf gibt es einige solcher Rätsel, die aber allesamt relativ einfach gehalten sind und von denen viele sich über die Interaktion mit dem neuen Touchscreen lösen lassen. Vom Anspruch her wird also niemand überfordert, was durchaus schade für Liebhaber von Abenteuern des Point-and-Click-Genres ist, die einen höheren Anspruch kennen. Doch Freunde von Action-Adventures ziehen den Kampf dem Puzzle eh vor.

Neben Bilderrätseln bzw. Puzzlen, in denen man einige zerrissene Fetzen Papier wieder zusammenfügen muss, gibt es auch Zahlenschlösser, deren Kombination man über das Drehrad, das auf dem Touchscreen abgebildet wird, eingeben muss. Auch muss man gefundene Artefakte entstauben oder Kohlezeichnungen anfertigen, indem man mit dem Finger auf ein Blatt Papyrus wischt, das auf dem Monitor erscheint. Es sind kleine Pausen, die man einlegt, und von der Action Abstand nimmt. Es sind auch kleine Pausen, bei denen man – vor allem zu Beginn – das Gefühl nicht los wird, dass man an die neuen Möglichkeiten von „der Gerät“ 🙂 gewöhnt werden soll.

Sammelleidenschaft

Es gibt noch einige weitere Rätselarten, die man unbedingt lösen muss, damit man im Spiel vorwärts kommt. Doch es gibt daneben viele optionale Rätsel, bzw. Anlagen im Spiele, Fotos zu schießen, Artefakte einzusammeln. Manches mal ergeben sich diese Situationen ganz unvermittelt, wie beim Rafting in einem Kanu, dann muss man schnell genug reagieren, sonst hat man die Gelegenheit verpasst und kommt leider nicht mehr zurück.

Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann das. Ich weiß, dass man einen Wasserfall so schnell nicht wieder hinauf kommt – aber es gibt andere Situationen, in denen ist man nur eben zu schnell um die Ecke gebogen, und weil ein neues „Kapitel“ begonnen hat, kann man nicht wieder zurück, um noch eben das im Augenwinkel erspähte Jade-Stück abzugreifen. Das ist dann der Unterschied zum Genre der Open-World-Games.

Vita oder nicht?

Um klassischen Handheld-Gamern entgegenzukommen – immerhin adressiert Sony mit der Vita trotz Touchscreens und berührungsempfindlicher Rückseite noch immer die „Core Gamer“ -, hat man bei Uncharted: Golden Abyss ein Entweder/Oder eingebaut. Einzig bei manchen Quicktime-Events, und beim „Rudern“ im Kanu, muss man vom Touchscreen und/oder dem Bewegungssensor Gebrauch machen. Ansonsten kann man beispielsweise die Abhänge normal entlang hangeln, wie man es von der PlayStation 3 her kennt, mit den Analogsticks und den Aktionstasten, oder aber man tippt einfach die Vorsprünge auf dem Display an. Persönlich fand ich diese Optionen sehr gut, und habe manchmal die eine, manchmal die andere genutzt. Doch gerade die eingefleischten Fanboys, die ja immer gegen das Fehlen von Joysticks am iPhone oder an Android-Smartphones gewettert haben, hätten sicherlich mehr als nur mit der Stirn gerunzelt, wenn Sony an dieser Stelle noch mehr vom Touchscreen Gebrauch gemacht hätte.

Atmosphäre und Spektakel

Zugegeben, die Story erinnert ein wenig an die Vorgänger: Es gibt erneut eine Frau, Marisa Chase, die Nathan aber nur Chase nennen darf. Und man wird das Gefühl nicht los, als wäre Nathan Drake ein Aufreißer. Doch er fühlt sich auf dem Handheld genauso an wie auf der Konsole. Er ist sogar noch ein bisschen abwechslungsreicher geworden, wegen der möglichen Touchscreeneinlagen.

Das Spiel nimmt natürlich viel Platz auf der Speicherkarte ein, doch es zeigt die ganze Zeit über, wieso. die Bewegungsabläufe die Spielfiguren wurden mittels Motion Capturing möglichst „echt“ gestaltet, die Spielgrafik ist zwar nicht so gestochen scharf wie vielleicht auf den Retina-Displays, dafür aber mit sehr viel Details ausgestattet worden und die Beleuchtung ist ebenfalls sehr gut gelungen. Filmreife Zwischensequenzen inklusive, gibt es durch das ganze Spiel hindurch außerdem Sprachausgabe. Die sucht man auf anderen Plattformen nämlich oft vergeblich. An ein, zwei Stellen im Spiel ist die Sprachausgabe manchmal erst mit Verzögerung zu hören. Das sorgt aber nur bedingt für Irritationen. Unaufmerksamen Zeitgenossen fällt so etwas dann erst gar nicht auf.

Die Konkurrenz?

Optisch gibt es in Puncto Auflösung sicherlich mit den Retina-Displays von iPhone 4(S) und dem neuen iPad bessere, sowie mit manchen Android-Geräten vergleichbare Plattformen, die zumindest in Sachen Pixelanzahl der PS Vita das Wasser reichen können. Gerade auf der iOS-Plattform gibt es aber mit „Shadow Guardian“ ein Action-Adventure von Gameloft, das nur wenig Hehl daraus macht, ein Versuch zu sein, Nathan Drake und Lara Croft zu kopieren. Während mir „Shadow Guardian“ seinerzeit bedingt gefiel, wirkt es im Vergleich zu Golden Abyss aber nur noch blass. Denn optisch hat Gameloft oftmals hochauflösend arbeiten wollen, es aber in seiner Sandbox-Umgebung nicht verstanden, die Spielumgebung mit Details auszustatten und in Punkto Sprachausgabe und Atmosphäre kann das Spiel nicht mit Uncharted: Golden Abyss mithalten.

Auf der eigenen Plattform gibt es „noch“ keine Konkurrenz für Nathan Drake und auf den anderen Plattformen derzeit auch nicht. Man muss höchsten abwarten, welche Ergebnisse entstehen, wenn die iOS- und Android-Entwickler auch Third-Person-Games mithilfe der Unreal Engine realisieren. Noch warten wir darauf.

Fazit: Konkurrenzlos

Als Fan des Genres muss ich trotz geringer Rätseltiefe sagen, dass Sony es verstanden hat, Uncharted auf die PlayStation Vita zu bringen. Es gab selten Spiele auf Handhelds, die mich derart gefesselt haben, dass ich sie quasi sofort von Anfang bis Ende spielen wollte. Einige Super-Mario-Games oder Resistance Retribution auf der PSP gehörten dazu. Uncharted: Golden Abyss tut es ebenso. Auch plattformübergreifend muss ich sagen, dass Nathan Drakes neustes Abenteuer auf Handhelds bislang konkurrenzlos ist und in meinen Augen die Referenz darstellt, an denen sich andere messen lassen müssen. Nicht nur für Freunde des Genres eine Empfehlung, für Erstere in jedem Fall ein Pflichtkauf.

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