Endlich, könnte man sagen, haben Tt Games zusammen mit Disney und der LEGO Group auch den Seeräuber-Hit Fluch der Karibik zum Videogame gemacht und das natürlich pünktlich zum Kinostart des vierten Teils der Saga rund um Kapitän Jack Sparrow! Wir haben uns das Piratenabenteuer auf der XBox 360 für ein Review angeschaut.
Pirates of the Caribbean oder Fluch der Karibik, mit Hollywoodstars wie Johnny Depp, ist in den letzten Jahren zu einer der erfolgreichsten Piratengeschichten auf der Kinoleinwand geworden. Traveller’s Tales, die die meisten großen Filmreihen zusammen mit der LEGO-Group zu einem kunterbunten Videospiel gemacht haben, bescheren uns auch zur Piratenreihe ein umfangreiches Videospiel für diverse Plattformen.
Wer schon einmal einen LEGO-Titel zu Filmen wie Star Wars oder Indiana Jones gespielt hat, merkt schnell, dass wir im Fall von Pirates of the Caribbean ein ganz typisches LEGO-Game geboten bekommen: Tausende bunte LEGO-Steine bilden eine großflächige Spielkulisse, die man nach Herzenswunsch zerlegen und dann wieder zusammensetzen kann. Tatsächlich kann man wirklich alles kaputt hauen, um einen Piratenschatz in Form von LEGO-Steinen einzusammeln – echtes Piratenverhalten eben!
In gewohnt „niedlicher“ Manier spielt ihr nach einem Einleitungslevel in Port Royal sämtliche Filme in beliebiger Reihenfolge durch, inklusive dem vierten Teil, Fremde Gezeiten. Dabei besucht ihr die Stationen, wie schon bei LEGO Star Wars, in einem begehbaren Menü in Form eines Hafens, der ebenfalls jede Menge Geheimnisse und Schätze zum Entdecken bereithält. Es erwartet euch jede Menge Basteln und Bauen in einer LEGO-Welt, die wohl selten so detailgetreu und innovativ war. Ob pure Spielerei oder nötig für den Storyverlauf, ihr könnt wirklich mit so gut wie jedem Bestandteil der Maps etwas anfangen, und wenn sich Hauptfigur Captain Jack Sparrow nur einen Totenschädel als Hut aufsetzt. Die vielen Bausteine helfen euch, hilfreiche Dinge zu bauen und teilweise äußerst knifflige Rätsel zu lösen. Mal feuert ihr Kanonen ab, die zuvor repariert werden müssen, mal setzt ihr Sprengsätze oder Schatzkisten zusammen – manchmal zimmert ihr einfach nur ein kleines Legoschiffchen zusammen, das euch ein paar zusätzliche Reichtümer einbringt.
LEGO Pirates of the Caribbean ist wirklich sehr schön anzusehen, da die Szenen und Charaktere aus dem Film wohl so gut wie nie vorher nachgeahmt wurden. In alter LEGO-Manier wird die Geschichte der vier Filme humorvoll und komödiantisch erzählt und kommt dabei völlig ohne Dialoge und Gewalt aus, die extrem gemildert wurde. Alles wird ein wenig auf den Arm genommen und eine sonst manchmal eher ernste Story charmant umgedichtet. Wer die Filme kennt, kommt wohl aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus.
Die Liebe zum Detail findet sich in den Leveln, sowie im Charakterdesign wieder: So hat Jack Sparrow seine typisch merkwürdige, etwas unbeholfene Art, sich fortzubewegen beibehalten und jeder noch so unwichtig erscheinende Pirat kommt gekonnt zum Einsatz. Darüber hinaus werden spektakuläre, unvergessene Szenen aus dem Film umgesetzt: Ihr spielt beispielsweise den Kampf auf dem außer Kontrolle geratenen Wasserrad aus dem zweiten Teil nach, verteidigt euer Schiff gegen Angriffe der Flying Dutchman oder des Kraken und selbst die untoten Piraten aus dem ersten Teil werden im Schein des Mondes zu kleinen LEGO-Skeletten. Die Level strotzen dabei nur so von interaktiven Details wie trinkenden Piraten oder nervigen Äffchen, die den Filmschauplätzen nachempfunden sind. Das Schöne bei der ganzen Sache ist, dass ihr selten das Gefühl bekommt, den Film Eins zu Eins nachzuspielen und daher nichts Unerwartetes mehr passiert. Viel eher werden neue Quests und Rätsel hinzugefügt und ihr entdeckt weitaus mehr in der Piratenwelt als ihr von den Filmen kennt. Die Atmosphäre wird vom markanten Soundtrack des Films noch unterstützt.
Das Gameplay ist wohl am ehesten als Plattformspiel zu bezeichnen, wobei nicht nur Hüpfen und mit Klötzchen Bauen an der Tagesordnung stehen. Jedes Level besteht aus gekonntem Wechsel aus Rätseln und Schwertkämpfen, wobei es stets wichtig ist, die individuellen Fähigkeiten eurer Charaktere zu nutzen. Mr. Gibbs, der erste Maat von Jack Sparrow kann beispielsweise mit einem Hammer wichtige Apparaturen reparieren, andere können schwere Geschütze bedienen, eure weiblichen Mitstreiter sind für hohe Sprünge zuständig. Der Kapitän selbst hält den magischen Kompass in der Hand, der euch in schwierigen Situationen im Level den Weg weisen kann und darüber hinaus versteckte Schätze findet, die euch helfen, euren Spielstand zu komplettieren. Da ihr im Laufe des Spiels so gut wie jede Figur aus dem Film steuern könnt, sei es aus dem Handlungsverlauf heraus, oder in eurem Hafen als Bonuscharaktere gekauft, könnt ihr in einem „freien Spiel“ an bereits bereiste Orte zurückkehren und weitere Geheimnisse entdecken. Diese Form des Spiels ist bei Fans der LEGO-Videospiele wohl noch am beliebtesten, da sie die schräge Komik und die individuelle Nutzung der Bausteinwelt hervorheben. Ihr lauft dann mit völlig sinnlos platzierten Figuren, mit ausgeflippten Kostümen durch die Level, und stellt die Story wieder auf den Kopf.
Ebenfalls nicht zu vergessen ist der gewohnt spaßige Multiplayer, bei dem es gilt, Teamwork zu beweisen! Ein zweiter Spieler kann sich jederzeit in das Spiel einklinken, um so im altbewährten Koop die Level zu meistern. Die einzige Konkurrenz unter den Spielern besteht dann darin, wer die meisten Schätze eingeheimst hat und damit ein „echter Pirat“ ist. Dieser Multiplayer macht damit das Spiel rund und solide, da ja bekanntlich alles schöner zu zweit ist!
Inklusive Einspielern und Videos habt ihr einen einzelnen Film, der im Schnitt aus circa fünf Stages besteht relativ schnell durch. Addiert man jedoch alle vier Teile, so kommt man auf eine angemessene Spielzeit, die einem Action-Jump-and-Run Schrägstrich Action-Adventure dieser Größenordnung angemessen ist. Als Supplement für Spieler, die sich damit noch nicht zufrieden geben, dienen die vielen versteckten Schätze auf Sparrows Kompass, goldene Bausteine und viele weitere nützliche oder weniger nützliche Dinge zum Sammeln, innerhalb, sowie außerhalb der Welten, denn es gibt auch im heimischen Hafen versteckte Orte und letzte Geheimnisse, die nur durch die Macht von Kapitän Blackbeards Schwert zum Vorschein kommen. Habt ihr den Ehrgeiz, alle Boni und Charaktere freizuspielen, seit ihr auf jeden Fall lang genug beschäftigt.
Zu guter Letzt gibt es noch ein paar Schwachpunkt, die ich ausmachen konnte: die zwar schön gestalteten, aber wenig übersichtlichen Levelabschnitte. Ohne die Hilfen, die ihr im Optionsmenü an- und ausschalten könnt, findet ihr oft erst nach Ewigkeiten Dinge, mit denen ihr sinnvoll interagieren und damit voran schreiten könnt. In den Welten gibt es oft so viel zu sehen, dass ihr gar nicht wisst, wo ihr nun hinschauen müsst.
Es ist ratsam, euren Fernseher nicht zu dunkel einzustellen, da die Level manchmal finster sind und wichtige Dinge verborgen bleiben können. Die Steuerung macht uns manchmal einen Strich durch die Rechnung, und ihr versucht den selben Sprung wieder und wieder, weil euer Analogstick anscheinend stets in die falsche Richtung zeigt. Oft passiert das nicht, aber wenn, kann es frustrierend werden. Schlimm wird es, wenn durch die vielen bunten Details alles aussieht, als könne man etwas damit anstellen und man darüber das entscheidende hauchdünne Seil, an das man sich hangeln muss, übersieht – gute Augen sind also von Vorteil!
LEGO Pirates of the Caribbean: Das Videospiel trägt mit Stolz und Würde einen langen Namen – verdienterweise, denn LEGO und Tt Games zeigen uns mal wieder, was in ihnen steckt. Der fantastische LEGO-Humor, geeignet für Groß und Klein, bringt quasi schon die halbe Miete ein. Den Rest machen ein abwechslungsreiches Gameplay, tolles Charakterdesign, viel Fun im Multiplayer und eine filmreife Kulisse. Trotz genretypischer Frustmomente ein absoluter Spaßbringer!
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