Autor:  Matze Fenn 04.11.2013, letztes Update: 05.05.2022
Wertung: 3.8

WRC 4 – FIA World Rally Championship im Test

Game-Controller, Bild: CC0
Game-Controller, Bild: CC0

Der italienische Entwickler Milestone meldet sich mit WRC 4 zurück, dem offiziellen Spiel zur FIA-Rallye-Weltmeisterschaft. WRC 3 vom letzten Jahr bot schon keine wirklichen Neuerungen, ist also der neueste Ableger wieder konkurrenzfähig?

dt. Rallye, engl. Rally

Die Rallye ist ein besonderer Motorsport, denn hier dürfen zum einen nur im öffentlichen Straßenverkehr zugelassene Autos gefahren werden, zum anderen fährt man nicht auf einer Rundstrecke und kämpft um Positionen. Stattdessen fährt der Fahrer samt Copilot auf einer abgesperrten Strecke um eine Bestzeit, und zwar auf normalen Straßen oder Feld- und Waldwegen. Der Copilot hat einen vorher vom Fahrer bestimmten Aufschrieb zum Streckenverlauf vor Augen und sagt ständig Kurven und sonstige Streckenveränderungen an.

Ein neues Team

Allen Anfang macht die Erstellung eures Fahrers und Copiloten. Ihr könnt beiden einen Namen eurer Wahl geben und unter einigen wenigen Fotos eins auswählen, danach noch einen Manager. Einfluss auf das Spielgeschehen hat das aber nicht. Dann startet ihr entweder eine Karriere, geht mit Quick Stage sofort in ein Rennen oder wählt im Rallye-Modus aus, ob ihr gleich eine der 13 Rallyes oder nur eine Etappe fahren wollt. Am interessantesten ist aber der Karrieremodus, in dem ihr euch von den niedrigen bis zu den höheren Fahrzeugklassen hocharbeitet und auf eurem Weg dahin an offiziellen Rallyes weltweit teilnehmt.

Über Stock und Stein

Die Hauptsache ist natürlich das Fahren, und hier findet man sich auch als Einsteiger gut zurecht. Es macht Spaß, erfolgreich durch enge Kurven zu driften und durch abwechslungsreiche Landschaften zu fahren. Hat man einen Fehler gemacht, kann man ein paar Mal die Zeit per Tastendruck zurückdrehen und an einem früheren Zeitpunkt wieder einsteigen. Als Anfänger findet man sich sogar etwas zu gut zurecht, denn auch wenn man sämtliche Fahrhilfen wie z. B. die Stabilitätskontrolle ausschaltet, bleiben die Fahrzeuge noch verhältnismäßig gut auf der Strecke. Verschiedene Streckenbeläge wie Asphalt, Schotter, Nässe und Schnee machen sich beim Fahren nicht wirklich bemerkbar.

Simulation oder Arcade?

Es gibt zwar ein umfangreiches Schadensmodell und bei Kollisionen wird immer in einer farbigen Grafik angezeigt, was genau gerade beschädigt wurde – doch auch wenn so gut wie alles schon „rot“ angezeigt wird, steuert sich das Auto noch normal. Kommt man mal etwas von der Straße ab, wird man auch schon zurückgesetzt. Schlecht, wenn man eigentlich eine Abkürzung nutzen wollte. Eine richtige Simulation sollte man bei WRC 4 also nicht erwarten, dennoch ist das Fahrverhalten allemal realistischer als bei der Dirt-Reihe.

Nicht viel Neues

Zwischen Etappen könnt ihr Reparaturen vornehmen und viele Einstellungen des Autos per Regler ändern. Unterschiedliche Bodenbeläge, Streckenverläufe und Hügel verlangen schließlich nach unterschiedlichen Setups.

Auffällig ist das Recycling von alten Strecken, die seit WRC 2 immer wieder eingebaut wurden. Manchmal fährt man sogar innerhalb einer Rallye die gleiche Strecke zweimal, nur eben in die entgegengesetzte Richtung. Auch basieren die Strecken lediglich auf echten Vorbildern, entsprechen diesen aber nicht genau.

Eine bedeutende Verbesserung zu WRC 3 ist die Unterstützung von 900-Grad-Lenkrädern und H-Gangschaltungen. Das macht WRC 4 für Besitzer solcher Geräte also gleich viel interessanter.

Die Technik hinkt hinterher

Die Stimme des Copiloten ist leider immer noch die gleiche Männerstimme wie in vergangenen WRC-Teilen – sogar dann, wenn eigentlich eine Copilotin mitfährt.
Die Motoren geben ein sattes Röhren von sich, das sich bei Beschädigungen des Motors sogar ändert, und die für ein Rennspiel ungewohnt dramatisch-orchestrale Musik zwischen Rennen und einigen Menüs gibt einem das Gefühl, dass es wirklich um etwas geht.

Die Grafik wurde nur leicht verbessert und sieht zur heutigen Zeit einfach zu schlecht aus, da ist die Konkurrenz besser aufgestellt.

Multiplayer für Puristen

Der Multiplayer-Modus ist sehr schlicht und bietet ein Lobbysystem für gewertete und ungewertete Rennen. In echten Rallyes starten die Fahrer mit einigem Zeitabstand auf der gleichen Strecke, hier startet man aber gleichzeitig, mit bis zu 15 Online-Kontrahenten. Man sieht die anderen Fahrer, wenn gewünscht, jedoch nur als „Geister“, physische Kollisionen gibt es so oder so nicht. Ärgerlich: Entscheidet der Host der Lobby, plötzlich offline gehen zu müssen, landen alle anderen Spieler ebenfalls im Hauptmenü. Splitscreen wird nicht unterstützt, man kann mit Freunden an einer Konsole aber abwechselnd den Controller in die Hand nehmen und sich um Bestzeiten messen. Da die Fahrer in einer echten Rallye auch zeitlich versetzt starten, ist das kein großer Negativpunkt.

Fazit

WRC 4 hat sich nicht groß weiterentwickelt, sowohl technisch als auch spielerisch. Dazu werden zu viele Strecken immer wieder recycelt. Schade um die Lizenz, diese wäre mittlerweile bei anderen Studios besser aufgehoben.
Rallye-Neulinge werden aber sicher ihren Spaß haben, und wer gerade auf der Suche nach einer puren Rallye-Erfahrung ohne unnötiges Brimborium ist, kommt kaum an WRC 4 vorbei.

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