Nippon Ichi Software gehört zu den japanischen Entwicklern, die einen besonderen Nischenmarkt bedienen und sich über die Jahre eine treue Fanbase auf den westlichen Märkten aufgebaut haben. Den Dank hierfür gebührt Insbesondere dem Disgaea Franchises, einem rundenbasierten Taktik-Strategie Spiel mit Rollenspiel-Elementen. Nun wagt der Entwickler mit dem Spiel The Witch and the Hundred Knight einen etwas anderen Weg und präsentiert uns ein damit ein Spiel das am ehesten einem Diablo nahekommt, allerdings im kunterbunten Anime Design, wofür das Unternehmen berühmt ist.
Die Geschichte von The Witch and the Hundred Knight dreht sich rund um die fiese Sumpfhexe Metallia, die unseren Helden Hundred Knight heraufbeschwört, damit dieser ihr dient. Ihr Ziel ist es nämlich die gesamte Welt mit einem hochgiftigen Sumpf zu überziehen, was eventuell daran liegen mag, dass sie geheimnisvollerweise nur in Gebieten mit Sümpfen wandeln kann. Allerdings hat Metallia nur noch knapp 100 Tage zu leben. Versteckt sich hier etwa noch mehr dahinter als das bloße Auge zu vernehmen mag?
Der Spieler schlüpft bei Nippon Ichis neuestem Werk in die Rolle des relativ stummen Hundred Knight, einem magischen Wesen das zu Beginn über nur wenig Intelligenz besitzt, aber zugleich über die einzigartige Möglichkeit verfügt (zumindest unter magischen Wesen) den eigenen Willen zu manifestieren. Dies findet in Dialogen durch vier einfache Auswahlmöglichkeiten statt: Zustimmen, Ablehnen, In Frage Stellen und Ignorieren. Diese Auswahlmöglichkeiten haben dabei Einfluss auf die Gespräche, was zu mitunter interessanten Dialogen führen kann.
Eines der bemerkenswertesten Ansätze des Spiels sind insbesondere die Dialoge, und zwar speziell diejenigen, die von der Hexe Metallia ausgehen. Sie scheint das pure Böse zu sein. Nicht nur ihre Aktionen sprechen dabei für sich, wenn sie bspw. ihre eigene Mutter ohne geringste Anzeichen von Emotionen hinrichtet, sondern auch ihre verbalen Ausfälle sind doch sehr auffällig. Das Ausmaß des Gefluches und der Beleidigungen sprengen dabei jegliche Verhältnisse, sodass selbst ein Trevor aus GTA 5 wie eine Klosterschülerin wirkt. Auf der einen Seite ist dies erfrischend anders, auf der anderen jedoch auch nichts für zartbeseitete Spieler, auch wenn die schlimmen Wörter durch Sonderzeichen unkenntlich gemacht, bzw. durch ein Piepen übertönt werden.
Das Verhältnis zwischen Metallia und Hundred Knight erinnert dabei zudem stark an das von Edna und den Prinnies. Fans der Disgaea Spiele werden sich von daher unweigerlich ein wenig wie ein Prinny fühlen, was aber auch daran liegen mag, dass das Team des PSP Spiels „Prinny – Can I Really Be The Hero?“ an der Entwicklung beteiligt gewesen ist. So ist der Hundred Knight entsprechend mehr Sklave als freies Wesen und muss unter dem tyranischen Wesen Metallias allerlei Aufgaben erfüllen, selbst wenn keine Belohnung zu winken scheint. Dies hätte man jedoch auch etwas abwechslungsreicher gestalten können, denn der Spieler wird im Grunde immer nur von Punkt A nach B geschickt um irgendwelche Gegner zu besiegen.
Zugegeben, der Anfang des Spiels ist äußerst schwach. Ein langweiliger und teilweise sogar abschreckender Prolog muss zunächst überstanden werden, bevor langsam so langsam die Post abgehen kann. Hinzu kommt noch, dass die Steuerung und vor allem viele Funktionen dies Spiels, nicht sofort bzw. unzureichend erklärt werden, was für einige Verwirrung sorgt. Auch die ersten zwei Spielstunden sind nicht sonderlich viel besser und so wird schnell der Eindruck vermittelt, dass The Witch and the Hundred Knight ein ziemlich schwacher Diablo Klon wäre. Geduld zahlt sich dennoch aus, denn das Spiel wird im Verlauf durchaus fordernder. Allerdings kommt es auch sporadisch zu Spielsabstürzen was für zusätzlichen Frust sorgt. Hier sei geraten regelmäßig zu speichern!
Kommen dann die ersten Kernfunktionen hinzu, und bekommt der Spieler es dann mit Gegnern zu tun, die über einige komplexere Angriffsmanöver verfügen, wird’s interessant. Besonders wenn man es dann mit Mobs von bis zu 10 Monstern zu tun hat, kann es sogar äußerst schwierig werden diese im Zaum zu behalten. Auch die Bosskämpfe sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, nicht zuletzt da diese über eine besondere, ständig fluktuierende Energieleiste verfügen. Ist diese gefüllt, erleidet der Boss kaum Schaden. Wenn dieser dann aber bspw. seine Spezialattacke einsetzt, senkt sich die Leiste kurzzeitig und ermöglicht die Chance großen Schaden auszuteilen, aber nicht ohne ein entsprechendes Risiko selbst von dem feindlichen Angriff erwischt zu werden.
Der Hundred Knight verfügt über fünf Waffenslots, in die bis zu fünf unterschiedliche Waffen eingesetzt werden können: Speere, Schwerter, Hämmer, Lanzen und magische Waffen. Das Besondere: Die Slots dienen nicht als Alternativwaffen sondern werden beim angreifen nacheinander verwendet, bis alle Waffenslots durch sind. Werden die Waffen zudem korrekt platziert, können noch mächtigere Angriffe durch Combos entstehen. Auch verfügen unterschiedliche Gegner über unterschiedliche Schwächen gegenüber bestimmten Waffentypen.
Da der Hundred Knight von der Hexe Metalica sehr abhängig ist, kann er sich nicht allzu weit von ihr entfernen. Dies wird durch das sogenannte Gigacal System ermöglicht, welches dem Spieler ein Zeitlimit angibt, gemessen an dem Wert Gigacal. Der Höchstwert beträgt 100, welcher stetig runterzählt, wenn ihr euch auf euren Reisen befindet. Meistens sinkt der Wert nur relativ schwach, aber werdet ihr von einem Gegner getroffen oder deckt den Nebel des Krieges auf der Minimap auf, dann sinkt dieser wesentlich schneller. Ist der Gigacal Wert bei 0, beginnt langsam die HP des Hundred Knight an zu sinken. Entsprechend gilt es schnell zu Metallia zurückzukehren.
Im Spielverlauf werdet ihr auch viele kleine Säulen finden, die zum einen als Transporter dienen, aber auch die Möglichkeit bietet Attribute zu erhöhen und Gigacal aufzustocken – was aber nur möglich ist wenn ihr genug Monster getötet habt. Dies sind zudem keine permanenten Boni, sondern gelten nur für die Zeit, in der ihr Fernab von Metallias Heim umherstreift. Ein anderer Aspekt sind hingegen Facetten und Tochka. Erstere verändern dabei Aussehen und Attribute des Hundred Knight, wohingegen die Tochka kleine magische Wesen sind, die beschworen werden können und bspw. Gegner spotten oder einfach als zeitgezündeter Sprengstoff dienen, womit auch Felsen, die den Weg versperren, freigeräumt werden können.
Die Umgebungen, Charaktere und Animationen sind liebevoll gestaltet und auch präsentiert uns Nippon Ichi wieder die gewohnten 2D Visual Novell Dialoge zwischen den Charakteren, welche die Story weitertreiben. Auch im Bereich der Soundtechnik wurde zudem wieder aufgetrumpft. Die japanische Tonspur ist standardmäßig dabei und weiß absolut zu bestechen, aber auch die englische kommt äußerst solide daher und stellt somit für weniger Japan affine Fans eine lohnende Alternative dar. Ebenso ist die musikalische Untermalung grandios, auch wenn diese vielleicht ein kleines bisschen zu sehr an Disgaea erinnern vermag. Etwas störend ist jedoch die Kamerasteuerung, da wir sehr oft irgendwelche Bäume haben, die uns den Blick aufs Geschehen stören.
Mit The Witch and The Hundred Knight hat sich Nippon Ichi Software mit einem ambitionierten Versuch in ein Genre gewagt, für welches die Spieleschmiede eher nicht bekannt ist. Der Titel ist vielversprechend und komplex, reizt aber nicht alle Möglichkeiten aus. Insbesondere ist die Story zeitweise eintönig und auch flachen die Kämpfe nach einer Weile ab. Allerdings ist das Kampfsystem auf der anderen Seiten gut durchdacht und auch lassen sich hin und wieder anspruchsvolle Gegner finden, auch wenn das Spiel etwas zu grindlastig ist. Die Dialoge sind amüsant und teilweise, aufgrund der bitterbösen Einstellung der Hexe Metallia, sogar auf frische Art und Weise verstörend. Fans von Spielen aus dem Hause NIS, als auch Liebhaber von japanischen Titeln sowie von Hack’n Slay Games dürfen ruhig den einen oder andere Blick auf diesen etwas anderen Titel werfen.
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