Mit Metal Gear Solid 4 im Test haben wir von Konami ein richtiges Schwergewicht in die Redaktion bekommen. Das Third-Person-Action-Game trägt den Untertitel Guns of the Patriots und ist exklusiv für die PlayStation 3 erhältlich. Mit dem vierten Teil beendet Autor und Produzent Hideo Kojima die Saga um den Protagonisten Solid Snake. Zudem schickt er alle Spieler auf der Welt bei Bedarf in Multiplayer-Gefechte.
10 Jahre ist es her, da wurde der erste Teil von Metal Gear Solid aus der Feder Hideo Kojimas veröffentlicht. Über diesen Zeitraum ist in allen vier Teilen der MGS-Serie ein erstaunlich umfangreicher Plot entstanden. Die Geschichte ist für ein Action-Spiel untypisch. Sie begeistert aber Fans auf der ganzen Welt. Guns of the Patriots alleine könnt Ihr getrost „episch“ nennen. Der Protagonist Snake ist mit einem todbringenden Virus infiziert. Diese lässt ihn viel zu schnell altern. Doch einen allerletzten Auftrag muss er noch erledigen.
Als Anfänger habt Ihr es in Metal Gear Solid 4 nicht zu schwer. Denn es gibt mehrere Schwierigkeitsgrade. Ihr könnt außerdem automatisch auf Objekte zielen lassen. Nicht so geübten Schützen hilft dies über einige Hürden. Wenn Ihr mit Teil 4 der Saga den ersten Kontakt zur Reihe herstellt, könnt Ihr trotzdem Spaß haben. Eingefleischte Fans werden einige Hinweise aber viel besser interpretieren.
Für Action-Fans bieten die Schusswechsel und die Kämpfe gegen Endgegner Spannung und genug Abwechslung. Rumballern gibt es mit Solid Snake nicht oft. Er geht unauffällig zu Werke, kann aus der Entfernung töten oder sogar ohne Blutvergießen auskommen.
In Metal Gear Solid 4 wird mit vielen Mitteln gekämpft, zur Not mit bloßen Fäusten. Sein Gefechtsmesser hat Solid Snake immer dabei. Dazu gesellen sich leichte Handfeuerwaffen, aber auch besonders große Geschütze und sogar Raketenwerfer. Ihr reizt die Vielfalt im Waffenarsenal aber im Gefecht kaum aus.
Geht Euch einmal die Munition aus, gibt es für Drebin-Punkte neue. Im Pausenmenü gelangt Ihr in Drebins Shop. Drebin lernt Ihr irgendwann auf dem Schlachtfeld kennen. Er ist mehr als nur ein fahrender Waffenhändler. Nebenbei liefert er Euch wichtige Informationen. Darüber hinaus sammelt Ihr herumliegende Waffen (von getöteten Gegnern) ein und findet so ebenfalls Munition. Alles, was Ihr findet, könnt Ihr beim blondierten Schwarzafrikaner zu einem „fairen“ Wechselkurs eintauschen; Eure Waffen lassen sich alle mit Extras ausstatten.
Ihr tragt mit der Spielfigur von Snake nur einige Waffen und ausgewähltes Equipment bei Euch. Mit den hinteren Schultertasten am Gamepad wählt Ihr dazwischen aus. Das Equipment ist genauso vielfältig wie das vorhandene Waffenarsenal.
Oben links im Spielbildschirm werden zwei Energiebalken angezeigt. Einer davon für die Lebensenergie, der andere für die Psyche Snakes. Seid Ihr zu viel Stress ausgesetzt, werdet Ihr für kurze Zeit ohnmächtig. Dann wackelt Ihr solange am linken Analogstick, bis Ihr wieder aufwacht. Mit Hilfe von Nahrung und Tabletten könnt Ihr dies ohne weiteres verhindern.
Snake trägt einen Spezialanzug namens Octocamo. Dieser ermöglicht es Euch, sich der Umgebung anzupassen. Dazu bekommt Ihr irgendwann einen vielseitig verwendbaren Miniroboter spendiert. Damit könnt Ihr beispielsweise die Umgebung auskundschaften. Die Augenklappe von Snake trägt auch einen Namen. Sie heißt Solid Eye. Ihr könnt sie wahlweise wie ein Nachtsichtgerät einsetzen. Doch Vorsicht, das Zubehör erzeugt ein leises Surren, das Gegner hellhörig werden lässt. Oder sie zeigt im Normalmodus einen kleinen Radarbildschirm. So könnt Ihr Gegner leichter aufspüren. Sie erlaubt außerdem an entfernte Ziele heranzuzoomen.
Ihr wollt einen Gegner ablenken? Dann lasst einfach einen Playboy vor ihnen auf dem Boden liegen. Das Magazin zieht die Blicke der Soldaten magisch an. Ihr könnt dann ungesehen an ihnen vorüber schleichen. Oder Ihr überwältigt sie aus dem Hinterhalt. Neben der Zeitschrift gibt es noch weitere Gimmicks im Spiel. Auf der Seite der „Guten“ kommen gerenderte iMacs und MacBooks zum Einsatz. Snake nennt einen iPod sein Eigen und findet immer mal wieder ein Musikstück.
Erotik ist übrigens neben Heros und Pathos ein nicht zu unterschätzendes Element in MGS 4. Die Rundungen der weiblichen Charaktere werden in den Zwischensequenzen immer wieder entsprechend in Szene gesetzt.
Vertraut immer auf die eigenen Sinne: Im Kapitel Osteuropa hilft uns das Gehör sehr viel weiter, wenn Snake einen Widerstandskämpfer durch die Gassen der Stadt beschatten soll. Diese fröhlichen Genossen pfeifen, solange sie sich unbeobachtet fühlen. Verliert Ihr die Zielperson aus den Augen, hört Ihr Sie aber vielleicht noch.
Habt außerdem immer ein Auge auf umherlaufende Nagetiere. Sie sind Indiz, dass Gegner im Anmarsch sind.
Wenn Solid Snake keine Lust hat zu kämpfen, versteckt er sich hinter umherstehenden Gegenständen. Er kriecht aber auch am Boden entlang oder durch Öffnungen. Ihr könnt mit der Spielfigur über halbhohe Hindernisse springen. Oder Ihr lauft an schmalen Vorsprüngen – an die Wand gedrückt – entlang. Auch könnt Ihr Euch an Abhängen entlang hangeln. Zu Eurem Repertoire an Bewegungen zählen außerdem: Geduckt oder aufrecht gehen und laufen. Mit einem Tastendruck dreht Ihr Euch vom Bauch auf den Rücken. Am Boden liegend könnt Ihr vorwärts oder rückwärts robben. Snake ist für einen rapide alternden Helden äußerst beweglich.
Gucken ist erlaubt. Anfassen bringt oft nichts, in der großen Spielwelt von Guns of the Patriots. Während Sound und Grafik überzeugen, beschränken sich die Interaktionsmöglichkeiten auf wenige, sich wiederholende Aktionen. Ihr könnt mit Snake Türen aufstoßen oder Gegenstände umwerfen. Ausgewählte Objekte nehmen durchaus Schaden, wenn man darauf schießt. Raketeneinschläge von mechanischen Gegnereinheiten lassen schon mal Glas splittern oder Beton bröseln. Andere Elemente der Spielwelt bleiben jedoch vom Geschehen um sie herum unberührt.
Selbst ein harter Knochen wie Solid Snake hat manchmal mit Erinnerungen zu kämpfen. Einige davon führen zu „Bewusstseinsveränderungen“. Als Snake beispielsweise auf die „Snow Moses“-Inseln zurückkehren muss, verfällt er auf in einen Tagtraum. Ihr werdet dann mit PlayStation-Grafik aus dem Jahr 1998 konfrontiert und könnt, wenn Ihr wollt, die Mission von damals am selben Schauplatz nachspielen. Je weiter Ihr in dem Retro-Level kommt, desto mehr wisst Ihr später bescheid.
An einer anderen Stelle werdet Ihr in einen Kampf mit Eurem Klon-Bruder „Liquid Ocelot“ verstrickt. Diese Szene wird in Form eines Beat ‘em up vom Arcade-Automaten dargestellt, samt Energiebalken.
Konamis Action-Adventure betont die Action, bietet aber keine richtigen Rätsel. Ihr werdet nur ein einziges Mal zu einer Gedächtnisleistung aufgefordert. Otacon teilt Euch die Kombination für einen Account mit. Minuten später dürft Ihr Euch daran erinnern.
Metal Gear Online (MGO) ist selbst ein Spiel im Spiel. Ihr könnt Euch darin online mit Gleichgesinnten austoben. Der Publisher plant die Veröffentlichung als eigenständiges Spiel für andere Plattformen. Ihr könnt eine Spielfigur kostenlos über das Netzwerk registrieren. Für weitere bittet Konami Euch zur Kasse. Es gibt die üblichen Mehrspieler-Optionen im Shooter-Bereich (u. a. Deathmatch, Team Deathmach oder Capture Mission). Der Anmelde-Prozess wird ohne Tastatur auf der Konsole zum Geduldsspiel. Glücklicherweise könnt Ihr Euch mit dem Browser am Computer registrieren. Ihr müsst dann nur noch den Login nutzen, den Ihr am Computer erzeugt habt.
Das Verhältnis von Spielzeit zu Zwischensequenzen ist in Metal Gear Solid 4 manchmal sehr unausgewogen. Die Einspielfilme sind hin und wieder so lang, dass der Spielfluss leidet. Die Story ist jedoch so fesselnd, dass Ihr das nicht als echten Kritikpunkt wahrnehmt.
Dazu ist der Humor in Guns of the Patriots teilweise sehr flach. So freut sich Psycho-Mantis in einem Boss-Battle darüber, Snake nach langer Zeit wiederzusehen. Als er versucht sich Snakes Geist zu bemächtigen, stellt er fest, dass er dazu gar nicht mehr in der Lage ist. Denn Snakes Daten sind gar nicht mehr auf einer „Memorycard“ gespeichert. Aber selbst Nerds können nur müde lächeln, bei dieser Anspielung auf die Speicherkarten, die noch auf der Playstation (2) genutzt wurden, als Snake und Mantis sich zuvor begegneten.
Wenig komisch ist Kojima, wenn er zur Hälfte des Spiels – mitten im Gefecht – einen kleinen Einspielfilm zeigt. Darin werdet Ihr aufgefordert, die „CD“ zu wechseln. Endgegner Otacon alias Dr. Emmerich erinnert sich zum Glück, dass auf der PlayStation 3 alle Daten ja auf ein Blu-ray-Medium passen.
Der Test von Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots zeigt, dass sich das Spiel mit großen Gegnern (z. B. GTA IV, Uncharted) messen kann.
Wenn Ihr nicht gerne zur Waffe greift, könnt Ihr Euch trotzdem von MGS4 anstecken lassen. Die Handlung ist fesselnd, die Grafik gut. Die Figuren bewegen synchron zur Vertonung ihre Lippen. Nur die Kussszenen dürfen zukünftig realistischer gestaltet werden.
Metal Gear Solid 4 ist ein Kauftipp für Action-Fans, der durch die Mehrspieler-Komponente MGO noch aufgewertet wird. Wenn Ihr Guns of the Patriots durchgespielt habt, hofft Ihr unwillkürlich auf die baldige Veröffentlichung eines Nachfolgers.
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