Mit Lara Croft and the Guardian of Light erscheint der nunmehr zehnte Teil der Tomb-Raider-Reihe. Diesmal als Downloadgame für den PC. Anstatt auf Altbewährtes zurückzugreifen liefern Square Enix und Crystal Dynamics eine für die Serie komplett neue Spielmechanik. Statt auf die gewohnte Third-Person-Ansicht setzen die Entwickler neuerdings auf eine isometrische Ansicht im Stil von Diablo. Weiterhin kommen im neuen Spiel erstmals Koop-Fans auf ihre Kosten. Ob das noch soviel Spaß macht wie die Vorgänger erfahrt Ihr in diesem Review.
In Lara Croft and the Guardian of Light verschlägt es unsere Archäologin in den Dschungel Südamerikas. Im Auftrag eines ansässigen Warlords soll sie ein altes Maya-Artefakt bergen. Doch das Artefakt ist verflucht, vor 2000 Jahren wurde ein Dämon darin eingesperrt, der fast die Welt zerstört hätte. Der Dämon kommt frei, tötet den kompletten Expeditionstrupp. Nur Lara Croft überlebt und macht sich zusammen mit dem Maya-Krieger Totec auf den Weg durch den gefährlichen Dschungel und mit Fallen vollgestopfte Gräber, um den Weltuntergang abzuwenden.
Es verschmelzen im neuen Lara-Abenteuer altbekannte Tomb-Raider-Elemente, wie Kletterpassagen oder Schalterrätsel, mit eher rollenspieltypischen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass es zu jedem Level Nebenaufgaben gibt. Könnt ihr diese bewältigen, winken Gesundheits- oder Munitionsupgrades.
Doch trotz dieser Änderungen hat man immer noch das Gefühl ein typisches Tomb Raider zu spielen, denn die Rätsel und Fallen, mit denen man sich rumschlagen muss, sind wie gewohnt anspruchsvoll und erfordern auch schon mal, dass der Spieler um die Ecke denken muss. In einem Level buchsiert man mannsgroße Steinkugeln in einer Art Geduldspiel in ein Loch. Der Clou dabei ist, dass dieses Spiel auf einer großen beweglichen Steinplatte steht, die dadurch gesteuert wir, dass Lara sich ständig auf der Platte bewegen muss. Denn durch ihr Körpergewicht neigt sich die ganze Konstruktion und die Kugel rollt in die entsprechende Richtung.
Natürlich fehlen Stachelgruben oder Feuerfallen ebenso wenig, wie Gegnerhorden, die durch Waffengewalt bezwungen werden wollen.
Für jeden besiegten Gegner oder gefundene Edelsteine werden dem Spieler Punkte gutgeschrieben. Erreicht man viele Punkte werden neue, schlagkräftigere Waffen freigeschaltet. Um diese effektiv nutzen zu können, muss der Spieler über einen entsprechenden Munitionsvorrat verfügen. Es lohnt sich also die Level gründlich zu durchsuchen.
Abwechslung wird in Lara Croft and the Guardian of Light groß geschrieben. Während eine Mission in Gräbern voller Untoter spielt, streift man in einer anderen durch giftige Sümpfe und Urwälder und später hangelt sich die Spielfigur über Flüsse aus flüssiger Lava. Auch wechseln die Missionen zwischen Denkaufgaben, wilden Verfolgungsjagden oder anspruchsvollen Bosskämpfen. Außerdem bietet das Spiel eine große Palette unterschiedlicher Waffen und Power-Ups, die im Inventar ausgerüstet werden können. Manche Waffen, wie Speere und Bomben, benötigt man um Kletterpassagen oder Schalterrätsel bewältigen zu können. Denn ein in der Wand steckender Speer kann als Kletterhilfe benutzt werden und mit den Bomben lassen sich manche Hindernisse beseitigen.
Der Einzelspielermodus macht schon richtig Spaß, doch der Koop-Modus toppt das noch. Leider bietet das Spiel derzeit noch keinen Online-Modus (dieser wird nachgeliefert), also muss man bislang zu zweit an einem PC spielen. Mindestens ein Spieler muss dann auf ein Gamepad zurückgreifen.
Konnte man im Einzelspieler nur Frau Croft spielen, darf ein Spieler jetzt in die Haut von Totec schlüpfen. Jede Spielfigur hat hierbei individuelle Spezialfähigkeiten, auf die man zurückgreifen muss um den Levelausgang zu erreichen. Totec kann mit seinem Schild Geschosse abwehren und seinen Speer in Wände werfen, der dann als Trittstufe für Lara dient. Der Krieger selbst kann nicht auf seinen Speer klettern, denn dieser bricht unter dem Gewicht einfach zusammen. Lara hingegen ist mit einem Kletterhaken ausgestattet mit dem sie größere Abgründe überwinden kann, ist sie einmal auf der anderen Seite angekommen, kann sie Totec den Haken zuwerfen, und er am Seil hochklettern. Im Mehrspieler ist also Teamarbeit gefragt, alleine kommt keiner der beiden Spieler über den erstbesten Abgrund.
Grafisch kann das neue Tomb Raider einiges bieten. Die Levels sind sehr detailliert gestaltet. Durch abwechslungsreiche Settings hat der Spieler nicht den Eindruck, dass er ständig durch dieselbe Ruine oder Grabstätte streift. Vor allem die Licht- und Schatteneffekte sind gut gelungen. Wenn flackernde Feuer ebenso flackernde Schatten ins Halbdunkel einer alten Gruft werfen kommt erst richtig Abenteuerstimmung auf. Weiterhin kann der Titel mit netten Physikeffekten aufwarten, zum Beispiel fliegen explodierende Autos physikalisch korrekt durch die Luft und prallen noch mehrmals vom Boden ab, bevor sie schließlich brennend liegen bleiben. Mit Bomben oder Granaten lassen sich außerdem Teile der Umgebung zerstören.
Die musikalische Untermalung tut ihr Übriges – gerade bei wilden Verfolgungsjagden dreht der Soundtrack richtig auf und wenn ein Gegner aus dem Gebüsch springt wird das meistens von einem Tusch begleitet.
Abzüge müssen leider in Sachen Bedienbarkeit gemacht werden. Sowohl bei der Tastatur- als auch bei der Gamepadsteuerung fehlt es an Genauigkeit. Grade wenn es auf präzise Sprünge ankommt, landet man oft nicht im Ziel, sondern in einer Schlucht oder Stachelgrube. Glücklicherweise sind in den Levels regelmäßig Speicherpunkte gesetzt. Manuell abspeichern kann man nicht.
Den Entwicklern ist der Spagat zwischen Action-Adventure und Rollenspiel ziemlich gut gelungen. Grade der Koop-Modus in Lara Croft and the Guardian of Light macht richtig Spaß. Langzeitmotivation ist gegeben. Denn um alle Aufgaben eines Levels zu lösen, muss man ihn in der Regel mehrmals spielen. Für bestandene Aufgaben winken weiterhin Erfolge, die man im Internet via Steam anderen Spielern zeigen kann. Schließt man das Spiel mit besonders vielen Punkten ab, kann man außerdem weitere Outfits für Lara freischalten.
Für Fans der Tomb-Raider-Reihe ist das Spiel also ein echter Tipp, trotz Ungenauigkeiten in der Steuerung.
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