Aus Russland kommt ein Rennspiel, das im Original Off-Road Drive heißt und von rondomedia als Geländewagen Simulator 2012 verkauft wird. Das Spiel wirbt unter anderem mit einer Grafikpracht unter Windows, die von der Unreal-Engine gezaubert wird. Ob sich das Spiel inhaltlich entzaubert, wird unser Review zeigen.
Ein bekannter Rallyefahrer sagte einst, dass Allradantrieb bedeute, dort stecken zu bleiben, wo der Abschleppwagen nicht hinkomme. Mit dem Geländewagen Simulator 2012 will rondomedia nach allen Regeln der Kunst zeigen, dass dies durchaus der Wahrheit entspricht, denn ihr steigt in Gelände-Autos, die durch ihren Allradantrieb glänzen und diesen muss man erst einmal unter Kontrolle haben.
Traditionell ist eine „Simulation“ im Sinne von rondomedia ein Spiel, das möglichst jedes Detail thematisieren will. Rennspielfreunde, die sich auch abseits von Need For Speed wohl fühlen, wissen daher bei Spielen wir DiRT, Forza und Gran Turismo zu schätzen, dass man Alles selbst machen muss. Der Geländewagen Simulator 2012 kann getrost in diese Riege eingereiht werden, denn als Hobbyrennfahrer muss man sich wirklich um jedes Detail selbst kümmern: Reifendruck, Licht, Hupe, Seilwinde, Antriebsart, Sperrdifferenzial, Gangschaltung.
Da es sich um ein PC-Spiel handelt, ist die Standard-Steuerung freilich die Tastatur. Diese ist technologiebedingt aber nicht ganz so gut geeignet, wie es ein Controller wäre, denn das Spiel kann durchaus die Analogsticks gängiger Controller (im Test beispielsweise der Xbox-360-Kabel-Controller) umsetzen. Ungünstig ist, dass die ganzen Hebel und Funktionen nicht auf den Controller passen, weshalb man sich als Spieler entscheiden muss, welchen faulen Kompromiss man nun eingeht. Ebenfalls von offizieller Seite unterstützt werden diverse Logitech-Controller und -Lenkräder.
Gespart wurde bei der Entwicklung an den Lizenzen für echte Autos. Zwar sind die Gemeinsamkeiten mit Jeep, Landrover und Nissan unübersehbar, aber im Spiel heißen die Wagen anders, Tarzan, Tiger und Samurai, um nur einige Beispiele zu nennen. Trotzdem haben die Entwickler versucht, wichtige fahrphysikalische Gegebenheiten in das Spiel zu integrieren. Die Reifen können sich im Matsch festfahren, beim Durchfahren von Wasser „schwimmt“ das Gefährt und wenn irgendwo ein noch so kleiner Hügel überfahren wird, ist der Spieler ganz sicher nicht der letzte, der ihn mitbekommen wird. Um die Wagenauswahl mit einem Sinn auszustatten, bietet jedes der Autos unterschiedliche Handling-Eigenschaften, Beschleunigungswerte und Drehmomente. Ich gebe zu, dass ich noch nie mit Allrad-Antrieb fahren durfte und erst recht nicht Off-Road, aber die Geschichte von der Simulation erzählt der Geländewagen Simulator 2012 nach meinem Gefühl glaubwürdig.
Die Unreal-Engine aus dem Hause Epic Games verspricht eine ordentliche, technische Grundlage und diese wird in Bezug auf die Grafik an sich auch geliefert. Engine-typisch können viele Details in bunten Ausgestaltungen dargestellt werden, ruckeln wird bei entsprechender Hardware selbst in höheren Auflösungen nichts. Die Entwickler haben sich dabei ebenfalls ein klein wenig in das Detail verliebt: Fährt man durch Matsch, wird der Karren schmutzig. Außerdem hinterlassen die Reifen sichtbare Abdrücke auf der Strecke, die in der nächsten Runde noch vorhanden sind und die Physik aufwirbeln. Fährt man durch Wasser, wird der Wagen wieder etwas sauberer. Da fragt man sich doch direkt nach dem „Warum“, wenn es darum geht, dass man keinen V-Sync einstellen kann und mit zerrissenen Bildern leben muss, die sich auffällig präsentieren. Dieser Patzer ist wirklich schade.
Schön und gut: Die Entwickler haben es geschafft, eine relativ spielbare Simulation auf den Markt zu bringen und dabei noch so einigermaßen der „X-Simulator“-Reihe von rondomedia gerecht zu werden. Wer Arcade sucht, wird nicht fündig und wer vor lauter Simulation Schrauben auf seinem Schreibtisch verstellen will, auch. Das Spiel unterscheidet sich sehr stark von anderen Simulationen, etwa dem Feuerwehr-Simulator, aber das ist in dem Fall keine negative Einschränkung. Negativ fällt dann eher die fummelige Steuerung auf, oder dass die technischen Details bei der Unreal-Engine nicht optimal genutzt werden. Immerhin: Offroad-Feeling kommt durchaus auf.
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