Etwas, worauf sich Fans neuer sowie alter Schule wohl gleichermaßen gefreut haben: Die Fortsetzung der Belmont-Saga mit Castlevania: Lords Of Shadow. Der erste Titel, von Anfang an Kind des Hauses Konami, erschien bereits 1986. IchSpiele hat für euch den ersehnten Nachfolger für PlayStation 3 im Review darauf getestet, ob er dieser traditionsreichen Reihe auch würdig ist.
Der Belmont-Clan kämpft schon seit etlichen Spielegenerationen gegen die dunklen Mächte Draculas im Namen des Herrn, ob auf dem NES, dem NDS, über die PS2 bis schließlich auch auf der PS3 und der XBox. Diesmal geht es zwar auch um einen Nachfahren der so bedeutenden Familie, jedoch wollte Konami mit Lords Of Shadow eine neue Ära anbrechen lassen, bei der es um weit mehr geht als den Kampf zwischen heiligen Kriegern und dem Vampir-Fürsten. Protagonist Gabriel ist Mitglied des Ordens des Lichts, Krieger Gottes, die die Welt vom Bösen befreien müssen, und zwar endgültig. Dazu muss Gabriel, der als letzter Nachfahr der Belmonts für diese Aufgabe bereits prädestiniert ist, die drei Fürsten der Schatten ausfindig machen und vernichten, um eine Maske zusammenzusetzen, die ihm nahezu göttliche Kräfte verleiht: den Anführer der werwolfähnlichen Lykaner, die Herrin der Vampire und letztendlich den Fürst der Nekromanten. Leider ist Gabriel nicht nur im Namen der heiligen Sache unterwegs, denn er beschreitet viel eher seinen eigenen Rachefeldzug gegen die Dämonen, die ihm kurz vor Beginn der Story seine Geliebte Marie brutal genommen hatten. Somit erhält die heilige Aufgabe noch einen bitteren Nachgeschmack, denn Gabriel steht kurz davor, aus lauter Hass zu genau dem zu werden, was er zu bekämpfen versucht…
Aus der traditionellen Peitsche wird in Lords Of Shadow das Combat Cross, eine Waffe, die euch einige Kombos und Fähigkeiten ermöglicht. Zunächst dient es nur als einfacher Werwolftöter. Mit Modifikationen, die ihr im Laufe des Spiels findet, verbessert ihr aber euer Kreuz mit beispielsweise einem Enterhaken, mit dem ihr euch über Abhänge schwingt. Ebenfalls zur Seite stehen euch die Lichtmagie, mit der ihr euch heilen oder heilige Angriffe verwenden könnt, sowie die Schattenmagie mit der ihr mächtige Kombos entfesseln könnt. Ihr sammelt ganz in RPG-Manier Erfahrungspunkte im Kampf, mit denen ihr eine ganze Reihe Kombinationsangriffe freischaltet und damit ein beträchtliches Sammelsurium der Kampfkunst erwerbt. Ebenso erhaltet ihr diverse Relikte und Zweitwaffen, wie die Dolche, die euch noch mehr Möglichkeiten bieten. Das Besondere, das aus Castlevania eine runde Mischung aus Rollenspiel und Action-Adventure macht, ist, dass alle Gegner unterschiedlich auf diese Fertigkeiten reagieren; so ist der Werwolf gegen die Dolche besonders empfindlich, Vampire dagegen sind am besten mit Weihwasser zu bekämpfen.
Der Weg des jungen Gabriel ist nicht nur mit Fallen, sondern auch mit gigantischen Gegnern gespickt: er begegnet den letzten verbliebenen Titanen, die so ziemlich den Großteil der Bildfläche einnehmen und bei denen Geschick und Strategie erforderlich sind, um mit ihnen „auszukommen“. Ihr klettert also kurzerhand mit Hilfe eures Enterhakens auf die Giganten hinauf und zerstört sie von dort aus. Dies erinnert ein wenig an Shadow Of The Colossus, funktioniert aber gut, ohne allzu viel zu kopieren. Ein Gimmick, das Spaß macht, ist die Notwendigkeit, an einigen Stellen größere Gegner wie Trolle und Riesenspinnen im Kampf zu lähmen und dann im richtigen Moment auf sie zu steigen und sie zu zähmen. So reitet ihr dann auf den Monstrositäten umher und macht euch deren Fähigkeiten zu nutze, um schwere Hindernisse überwinden zu können.
Unverhoffterweise bietet der neue Castlevania-Titel viele verschiedenste Rätsel, die zwar in der ersten Hälfte des Spiels eher platt und viel zu einfach wirken, später aber umso kniffliger werden. Hinweise erhaltet ihr durch Schriftrollen, die eure gefallenen Ordensbrüder hinterlassen. Ihr habt allerdings jederzeit die Möglichkeit, euch die Lösung des Rätsels anzusehen, dadurch erspart man sich unter Umständen die Verzweiflung über ein Rätsel, das einen einfach nicht weiterkommen lässt. Spickt ihr allerdings auf die Lösung, erhaltet ihr nicht die vorgegebene Belohnung an Erfahrungspunkten.
Konami hat in erster Linie auf die Epicness-Karte gesetzt. Die Entwickler machten sich besondere Mühe mit aufwendigen Rendersequenzen und auffallend detaillierten Landschaften in den Leveln. Das ist wunderbar anzuschauen. Der Soundtrack, der stark an Der Herr Der Ringe erinnert, verleiht dem Spiel in jedem einzelnen Moment etwas Episches, wie in einem guten Film. Das Gameplay bleibt aber an mehr als einer Stelle ein wenig auf der Strecke. So sind die meisten Level leider sehr kurz ausgefallen, sodass die über fünfzig Level genauso gut in die Hälfte von umfangreicheren Spielabschnitten gepasst hätten.
Darüber hinaus ärgert einen die Steuerung ein ums andere Mal: euer Held springt manchmal in völlig andere Richtungen oder möchte lieber Mana einsammeln, anstatt vor eurem Gegner auszuweichen. Diese kleinen Probleme tauchen im Actiongenre immer wieder auf und rauben euch oft den letzten Nerv, lenken aber nur mäßig von dem sonst sehr abwechslungsreichen und spannenden Spiel ab.
Einem geschulten Gamerauge fällt zudem sofort auf: Castlevania hat eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem vor einiger Zeit erschienenen Dante’s Inferno von der Konkurrenz von EA. Man möchte ungern einem Hersteller wie Konami unterstellen, von der Konkurrenz abzuschauen, aber die Hack-and-Slash-Elemente, sowie die actionreichen Jump-and-Run-Passagen erinnern stark an den Trip in die Hölle für die PS3 und XBox 360. Zuletzt ist mir dies beim Endkampf des Spiels aufgefallen, bei dem ihr gegen den Beelzebub persönlich antretet.
Lords Of Shadow bietet natürlich einige Abwechslung für Krieger sowie Rätsler. Doch meiner Meinung nach hätten die RPG-Elemente stärker herausgearbeitet werden können, indem man in den einzelnen Spielabschnitten noch ein wenig mehr zu erforschen angeboten hätte. Den Grundstein dafür hat Konami zwar schon gelegt, indem ihr oftmals in die Level zurückkehren müsst, um Lebens- und Magiesteine zu finden. Außer diese paar Steinchen zu finden bleibt euch nur noch die Option die Story in verschiedenen Schwierigkeitsstufen durchzuspielen. In diesem Zusammenhang hat sich das Entwicklerteam zudem die Möglichkeit von mehreren gespeicherten Spielständen gespart.
Erfreut war ich zunächst über die Tatsache, dass Gabriel der geheimnisvolle Ordensritter Zobek und die Magierin Laura zur Seite stehen. Denn das schrie förmlich nach einem möglichen Koop-Modus. Mehrere Figuren konnte man schon früher steuern, in Castlevania III: Dracula’s Curse aus dem Jahre 1990 und ich hatte große Hoffnung ein ähnliches Spielprinzip wieder zu finden. Leider ist dem nicht so, die storybezogenen Gründe enthalte ich euch vor, um nicht zu viel zu verraten. Schade ist dies aber allemal.
„Licht und Schatten sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt euch euer göttlicher Helfer Pan, und genau das lässt sich sehr gut auf das Fazit über diesen Titel beziehen. Die Erwartung meinerseits an Castlevania: Lords of Shadow war hoch, und wie immer, wenn die Vorfreude übersteigert ausfällt, ist man im Endeffekt ein wenig enttäuscht. Konami macht grundsätzlich alles richtig, gerade in puncto Grafik und Sound macht das Game einiges her, doch hätte ich mir an einigen Stellen einfach mehr gewünscht: mehr Umfang, größere Level und vor allem eine Story, die sich mehr in die Saga um den Belmont-Clan eingliedert. Überhaupt ist an der Logik und dem Tiefgang der Story zu zweifeln. Obwohl gerade das Ende dramatisch und groß aufgemacht ist, wirkt alles ein wenig platt und ausgelutscht, das muss man leider einfach sagen. Meine vorerst sehr kritische Haltung bezüglich dieser Story entspannt sich jedoch beim kurzen Video nach dem Abspann, das sich wirklich lohnt und einen weiteren Teil der Reihe in hoffentlich naher Zukunft vermuten lässt!
Wie jedes Spiel hat also auch Castlevania: Lords Of Shadow seine guten und schlechten Seiten, das Fazit fällt jedoch allgemein sehr positiv aus, da Konami einen würdigen Nachfolger und ein episches Abenteuer über den Kampf zwischen Gut und Böse auf den Markt gebracht hat.
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