Als wir das erste Mal Spec Ops: The Line lasen, schauderten wir ein wenig. Spec Ops an sich gab es schon in mehreren Umsetzungen auf alten Konsolen, die aber alles andere als überzeugend waren. Das Entwicklerstudio Yager versuchte nun die Marke neu zu gestalten und entwickelte das Spiel. Wir waren sehr gespannt darauf, was das deutsche Entwicklerteam aus dem Hut gezaubert hat und wir haben das ganze Wochenende über nur das Spiel für euch getestet. Ist es ein Third-Person-Shooter wie jeder andere, oder konnte das Spiel überzeugen? Dies werdet ihr im folgenden Bericht herausfinden.
Was verbindet ihr denn, wenn man Dubai hört? Reiche Gegend, sehr luxuriöse Hotelanlagen, riesige Wolkenkratzer und eine sehr bunte Stadt, die in der Nacht ebenso grandios aussieht, wie am Tag. Wenn ihr das auch beim Spiel erwartet, dann habt ihr euch schon mal sauber geschnitten! Ein riesiger Sandsturm drohte und der große Kriegsheld John Konrad hatte die Aufgabe, die Bevölkerung vor dem kommenden Unheil zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen, allerdings brach während der Naturkatastrophe die Funkverbindung ab.
Die Stadt liegt nahezu komplett in Sand begraben und ist nicht mehr wiederzuerkennen. Man könnte meinen, dass hier keine Menschenseele mehr sein Unwesen treibt. Monatelang passiert nichts, bis die Funkstille unterbrochen wird und man plötzlich aus dem Nichts wieder was von John hörte. Ihr macht euch gemeinsam mit zwei Kollegen auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen, um John zu finden und letztlich zu retten. Dass allerdings die Sandtour durch Dubai alles andere als ein Spaziergang wird, wusste keiner von denen.
Genau hier setzt auch die Stärke des Spiels an. Ihr kommt in eine völlig neue, unverbrauchte Kulisse, die mit Atmosphäre nur so glänzt. Ihr müsst euch vorstellen, ihr geht auf eine bekannte Stadt zu, wisst aber überhaupt nicht, was euch da erwartet. Neben dem genialen Story- und Spannungsaufbau könnt ihr einfach nicht mehr aufhören. „Ich will wissen wie es weiter geht“ – „Krass, so was habe ich ja noch nie gesehen“ – „Warum zum Teufel lebt John noch, wo ist er und warum ist er dort“ – All diese Fragen werden euch ständig begleiten. Man muss natürlich tierisch aufpassen, dass man hier nicht schon was spoilert, aber wir können euch versprechen, dass die Story rasant an Fahrt gewinnt und bis zum bitteren Ende immer spannend bleibt. Unterschrieben wird das Ganze mit den Gesprächen zwischen den Protagonisten. Diese heizen das ganze zusätzlich ordentlich ein und sind teilweise auch mit hübscher Ironie und viel Sarkasmus gezeichnet.
Die Story eines Spiels ist nicht alles. Schließlich könnte man sich ebenso ins Kino setzen und einen Film ansehen. Schließlich wird euch hier ein solider Third-Person-Shooter geboten, der spielerisch aber einfach zu wenig Möglichkeiten bietet. Ihr lauft von Checkpoint zu Checkpoint, erledigt alle Gegner und bekommt wieder eine ordentliche Portion Geschichte serviert.
Waffenaufwertungen, Erfahrungspunkte oder andere „Nebenaufgaben“ sucht ihr in Spec Ops: The Line vergebens. Ein Feature ist enthalten, was auch ein wenig an Tom Clancy’s Ghost Recon erinnert. Ihr könnt euren Partnern Befehle geben: Ist einer verwundet, könnt ihr dem anderen Bescheid geben, dass er heilen soll. Ihr habt grad zu viele Gegner auf einmal und wollt einen bestimmten Gegner ausschalten lassen, dann markiert ihr diesen einfach mit der Schultertaste und euer Kollege erledigt den Rest. Ab und an könnt ihr auch eine Blendgranate werfen lassen. Das war es aber auch schon an Features. Moment, einen haben wir noch: Ihr könnt während der Missionen auch wieder geheime Dinge finden, die ihr einsammeln könnt. Erfolge-Jäger wissen sofort, was gemeint ist. Wenn die Story nicht so gut wäre, hätte das Spiel sicherlich eine wesentlich schlechtere Wertung eingefangen, da ihr wirklich „nur“ einen soliden Shooter vor euch habt.
Die Steuerung ist insgesamt an manchen Stellen etwas unpräzise, denn das Zielen fordert doch etwas Feingefühl. Auch das von Deckung zu Deckung laufen ist nicht immer sauber umsetzbar. Besonders im hohen Schwierigkeitsgrad sind diese kleinen Patzer sehr verheerend!
Die Gegner sind zwar nicht die Intelligentesten, allerdings heizen die euch ordentlich ein. Sie versuchen oft euch aus der Deckung zu treiben und direkt zu töten und laufen dabei meist von Deckung zu Deckung. Einfach auf das offene Spielfeld zu laufen und um sich zu ballern, nützt hier nichts. Wir haben das Spiel auf sehr hohem Schwierigkeitsgrad getestet und hatten ab und an doch mal einige Stellen gehabt, wo ihr sehr vorsichtig vorgehen müsst. Dies streckt die Spieldauer, da ihr vermutlich auf dem „einfachen“ Weg nur knapp 6 bis 7 Stunden benötigen werdet. Das ist selbst für einen Shooter etwas zu wenig!
Ab und an haben die Checkpoints sehr frustriert, da man sich vorsichtig vorkämpfen muss, an manchen Stellen nach dem Tod aber wieder sehr weit hinten anfangen muss.
Die Karten während der Missionen sind wirklich hervorragend und vor allem sehr abwechslungsreich! Mal seid ihr draußen in der Stadt (respektive im Sand) unterwegs, dann wieder in einer großen Einkaufshalle oder in einem unterirdischen Weg, wo es nicht ganz mit rechten Dingen zugeht.
Zudem haben die Entwickler sehr viele Möglichkeiten genutzt: So müsst ihr mal auf Fenster schießen, damit der Sand eindringen kann, um euch einen Ausgang zu bauen. Ein anderes Mal sackt der Boden unter euch weg, da der Sand durchfällt und ihr landet sehr weit unten. Es kann mal vorkommen, dass ein Sandsturm euch die Sicht erschwert, was wirklich sehr viel Spaß gemacht hat.
Innerhalb der Missionen donnert euch ein wunderschöner Sound durch die Ohren. Ihr habt oft ein Radio in den Räumen liegen, das wirklich gute Musik spielt. An dieser Stelle fragen wir direkt mal nach: Gibt es denn eine Soundtrack Disc vom Spiel zu kaufen? – Einfach Klasse!
Die Grafik hat uns allerdings nicht umgehauen. Klar, das Setting ist genial und eigentlich sieht es klasse aus, aber die Texturen sind sehr unscharf und benötigen teilweise ziemlich lange, bis sie nachladen. Gerade bei diesen frischen Ideen wäre ein Tick bessere und vor allem schärfere Grafik von Vorteil gewesen. Die Explosionen sehen minderwertig aus und unterstreichen nur unsere Meinung!
Was allerdings wiederum positiv aufgefallen ist, sind die Charaktere selbst. Nach einer gewissen Spielzeit sieht man ihnen an, dass sie geschlaucht sind, sie haben Wunden und werden erschöpfter.
Spec Ops: The Line bringt einen eher typischen Multiplayer-Modus mit: Ihr spielt in vielen verschiedenen Modi gegeneinander (Online oder Lan), erhaltet Erfahrungspunkte, wertet euch entsprechend auf und liefert tolle Gefechte. Die Karten sind allesamt ausgezeichnet gelungen und bieten auch viele interaktive Möglichkeiten. So könnt ihr Geschütze benützen, Seilrutschen ausnutzen und sehr viel Deckung genießen. Im Grunde alles nichts Neues, aber dennoch gelungen! Zum späteren Zeitpunkt wird noch ein Koop-Modus nachgeliefert, welcher kostenlos sein soll. Das finden wir gut, besser spät als nie!
Spec Ops: The Line überzeugt dank der hervorragenden Story! Zu jederzeit will man wissen, wie es weitergeht und was das Ganze hier eigentlich soll. Zudem bekommt man endlich mal etwas Frisches serviert: Endlich mal etwas anderes als ständig diese Militärshooter, die sich ohnehin kaum noch unterscheiden. Diese Merkmale machen das Spiel wirklich einzigartig und gut. Dennoch muss man ganz klar sagen, dass ihr vom Gameplay her nichts Besonderes bekommt, keine Freiheiten habt oder ein „WoW“ Feature erleben dürft.
Schreibe einen Kommentar