Wer kennt sie nicht, die bösen Biker aus „Born to be wild“? Und auch aktuell aus den Schlagzeilen kennt man die Bikergangs, die ganze Städte unsicher machen und alles kräftig aufmischen. Endlich, nach vielen Jahren, kommt auch ein Spiel heraus, in dem man endlich richtige Biker-Aktion erleben kann. Das Grundgerüst steht – das Konzept passt perfekt. Und die Umsetzung?
Die guten wilden Jahre
Wir befinden uns ca. Ende der 60’ziger, Anfang der 70’ziger. Jack kehrt zurück aus Vietnam, um zuhause endlich ein ruhiges Leben zu führen. Daheim wartet dann auch Mack, sein Onkel, und Mikey sein Bruder. Doch Mikey wird euch nicht mehr lang begleiten, er wird eines abends, als er von zuhause ausreist, von der Biker-Gang „Devil’s Hand“ getötet, vor den Augen von Jack. Dieser schwört Rache der Gang gegenüber und will jedes Gangmitglied einzeln töten. Doch auch Jack muss vor der Bande fliehen. Natürlich holen die Mitglieder der Devil’s Hand – Bande ihn ein und fordern ihn zum Kampf – auf dem Motorrad. Wow…eine Story die Action verspricht, Biker-Feeling verspricht und einen gnadenlosen Feldzug gegen eine Gang bietet. Laut Werbung und PR ein Open-World-Erlebnis der etwas anderen Art. Doch was wir, von der ersten Sekunde an, hier geboten bekommen, ist mehr als dürftig. Wir haben uns viel versprochen, der Titel klang sehr aufregend. Gerne hätten wir ein GTA auf Motorrädern gespielt.
Die erwähnte Kampfsequenz, die wir oben angesprochen haben klingt doch schon mal nicht schlecht? Irrtum. Der Kampf besteht aus Quick-Time-Events. Auch nicht schlecht? Auf der PS stehen euch also 4 Tasten zur Verfügung, die ihr bei jedem Kampf gegen einzelne Gegner drücken müsst. Um immer wieder die gleiche langweilige Bewegung auszuführen und den Gegner immer wieder auf die gleiche Art und Weise auszuschalten. Nach dem 3. Mal noch cool, nach dem 10. Mal schon nervig – aber was passiert nach dem 100. Mal? Wir wollen es vielleicht gar nicht wissen. Genauso laufen leider auch die Motorradkämpfe ab – Taste wie angezeigt drücken, bis Jack immer wieder die gleiche Bewegung ausführt und den Gegner erledigt. Zudem müsst ihr euer Motorrad in diesen Situationen nicht mal selbst steuern – krass (und das nicht im positiven). Damit hat das Spiel schon mal zwei vielversprechende Features zerstört – Kämpfe sind öde statt actionlastig und spannend. Motorradkämpfe, die ebenfalls toll klingen, sind unter dem Strich einfach nur lächerlich.
Aber, da es ja ein Motorradgame ist, sind die Fahrten auf dem Bike wenigstens überzeugend. Auch hier weit gefehlt. Das Fahren auf dem Motorrad hat gar nichts mit echten Fahrten auf einem Bike gemeinsam – das sage ich selbst als Biker. Was hier in Sachen Fahrphysik und Geräuschkulisse abgeliefert wurde ist ebenso einfach mangelhaft.
Wie eine Motorradfahrt im strömenden Regen
Jeder Biker kennt es, Motorrad fahren im Regen – kaum jemand der es mag. Genauso verhält es sich mit Ride to Hell. Vielleicht kann sich der Ein- oder Andere dafür begeistern, aber insgesamt wird dieses Spiel wenig Fans finden. Das liegt nicht nur an der flachen Geschichte oder am Gameplay, sondern auch an der Inszenierung des Konzepts. Denn die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Spiel wären durchaus gegeben. Der größte Fehler des Spiels sind wohl die unsagbar schlechten Texturen. Die Konsolen kommen ans Ende ihres langen Erfolgsweges und wie man das Letzte bisschen aus den Konsolen herausholt zeigen aktuell einige Spiele. Was allerdings in Ride to Hell passiert ist, wissen wohl nur die Entwickler um Eutechnyx selbst. Die Texturen der Umgebung sind so…1999. Also sage und schreibe 14 Jahre zu alt. Selbst die Protagonisten sehen, gelinde gesagt, wirklich schlimm aus. So muss man sich um das Wohlergehen von Jack oder anderen Charakteren sorgen, denn wer z.B. solch große Hände hat könnte unter ersthaften gesundheitlichen Problemen leiden. Die Texturen sind leider gar nicht stimmig. Auch der Sinn hinter bestimmten Zwischensequenzen ergibt sich oft nicht, das werdet ihr spätestens in wirklich irrwitzigen und schlecht inszenierten Sex-Szenen merken.
Kommen wir zu den Charakteren. Jack und seine Kumpels sind, vor allem mit deutscher Syncro, ebenfalls unterdurchschnitt, obwohl sich die Sprecher sichtlich Mühe gemacht haben, wenigstens ein bisschen Atmosphäre aufkommen zu lassen. Aber was nützt mir ein bisschen Atmosphäre durch die Unterredungen, wenn alle Charaktere einfach schlecht aussehen, kaum Mimik zeigen und keine Atmosphäre aufkommen lassen?
Das einzige, dass ich gefunden habe, und es klingt ein wenig nach kleinem Trostpflaster, ist der Sound, der ansatzweiße Bikerfeeling aufkommen lässt. Aber im Gesamtpaket ist das einfach viel zu wenig.
Eutechnyx, bitte runter vom Bike
Wir in der Redaktion haben uns wirklich gefreut auf Ride to Hell. Uns wurde seitens Deep Silver ein Open-World-Spiel versprochen, bei dem es um knallharte Bikeraction geht. Stellt euch das mal vor, was man aus diesem Konzept hätte basteln können. Woran es letztlich gelegen hat, dass Eutechnyx, leider muss man das mit aller Deutlichkeit sagen, versagt hat, das sei mal dahin gestellt. Fakt ist, dass man im Jahre 2013 mit einem Spiel, das weder eine gute Geschichte erzählt, noch Atmosphäre oder Tiefgang besitzt oder vernünftige Charaktere und eine wenigstens passable Grafik mit akzeptablen Texturen bietet, kaum Erfolg haben kann. An der Entwicklungszeit kann es nicht gelegen haben. Schade, denn das Konzept verspricht einiges – aber die Umsetzung einfach, schulisch gesagt, ungenügend. Es sei euch also gesagt: Springt lieber auf euer echtes Motorrad und dreht ne Runde!
[gameinfo title=“Game Info“ game_name=“Ride to Hell: Retribution“ developers=“Eutechnyx“ publishers=“Deep Silver“ platforms=“PS3, Xbox 360, PC“ genres=“Action“ release_date=“28.06.2013″]
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