Activision und Raven Software haben einen Ego-Shooter für die aktuellen Konsolen-Plattformen und Windows PCs veröffentlicht. Das gute Stück spielt mit bekannten Topoi und nutzt bereits bewährte Software (Unreal Engine). Wir haben uns die Fassung von Singularity für PlayStation 3 angesehen, und sind in unserem Test zu einem sattelfesten Ergebnis gekommen.
Singularity von Activision und Raven Software ist eines von jenen Spielen, das die Technik der Unreal Engine verwendet, um sich dem Publikum zu zeigen. Es gibt im Gros meiner Erinnerung mehr Spiele mit Unreal Engine, die hochwertig produziert waren, als solche, die Epics Engine nicht wirklich liebevoll behandelt haben.
Das letzte Spiel, das die Unreal Engine verwendete und ich testete, war Capcoms Dark Void. Normalerweise müsste ich das nicht unbedingt erwähnen, doch gerade der Umstand, dass es in der Story einige Überschneidungen gibt, lässt es mich erwähnen. Und nicht unerwähnt muss auch BioShock von 2K Games bleiben. Zu ähnlich sind manche spielerischen Grundzüge. Doch fangen wir vorne an…
Wir stürzen mit einem Flugzeug… pardon Hubschrauber ab. Unser Militärtrupp sollte Aufklärungsarbeit leisten und nun sind wir gestrandet. Spieler übernehmen die Rolle eines Elitesoldaten, der den Geschehnissen auf der Insel auf den Grund geht. Es geht um die Singularität, und den Kampf zwischen den USA und Russland, Atom (respektive E99) und die Fähigkeit die Zeit zu manipulieren. Dabei lernen wir auch einen Professor kennen und eine junge Dame, die uns aus einer brenzligen Situation befreit, und die zu einer autonomen Widerstandsbewegung namens MIR 12 gehört. Viele Informationen auf einmal? – Das stimmt. Aber genau damit werden wir relativ zu Beginn des Spiels konfrontiert. Und zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, was wir später alles noch erleben werden und warum die anfängliche Monotonie im Spielfluss irgendwann aufgebrochen wird.
Der Professor namens Barisov, der an der „Singularität“ gearbeitet hat, möchte, dass wir ein Gerät besorgen, mit dem wir die Objekte in der Zeit manipulieren können. Wir müssen zurückreisen an einen Zeitpunkt, an dem wir die Dinge ungeschehen machen können. Mich erinnert nur leider dieser Professor sehr an die Figur des Nicholas Tesla in Dark Void. Ein etwas verschrobener alter Erfinder eben. Seine Helferin aus der MIR 12 wirkt dagegen eher wie der stumme Helfer aus BioShock, dessen Anweisungen wir bedingungslos Folge leisten und es nicht merken, gleichzeitig aber auch nichts dagegen tun können? Gar nichts? – Nun die Dinge werden sich im Verlauf des Spiels auflösen.
Die umherliegenden Audioaufnahmen auf der fiktiven Insel Katorga-12, die auf Bandgeräten abgespult werden, erinnern sehr stark an BioShock. Noch dazu findet man Filmprojektoren und Geräte, die uns Aufnahmen aus der Vergangenheit zeigen. Dazu kommen ein paar Effekte, die an F.E.A.R. 2 und andere erinnern. Manchmal verschwimmt vor unseren Augen nämlich die Realität und wir werden in Projektionen der Vergangenheit eingehüllt, bloß um Sekunden darauf vielleicht vom Hier und Jetzt eingeholt zu werden. Bisweilen lauert einer der Mutanten, den wir in der Halluzination gesehen haben, um die nächste Ecke oder Tür.
Irgendwann ist es dann so weit und wir finden ein schönes Gerät, das wir uns um den linken Arm schnallen, das Time Manipulation Device (TMD). Damit hantieren wir exakt genauso wie seinerzeit in BioShock, nur das wir damit eben die Zeit manipulieren können. Zerbeulte Kisten machen wir damit wieder heile oder zerstören sie Sekunden darauf wieder, weil die Entwickler sich gedacht haben, mit Hilfe dieser Objekte ein paar kleine Rätsel in Singularity mit aufzunehmen. Es gibt bspw. kaputte Tore, unter denen wir nicht durchkrabbeln können. Wenn wir ein kaputte Kiste im Schlitz anbringen, sie dann durch die Zeit jagen und sie in neuem Glanz erstrahlt, hat sie nebenbei dafür gesorgt, dass das Tor nun weit genug geöffnet ist, damit wir drunter herlaufen können.
Doch das TMD kann noch mehr. Abgesehen davon, dass wir es im Verlauf mehrere Male aufwerten können und neue Funktionen hinzukommen, ist es uns erlaubt, das TMD als Waffe einzusetzen. Allerdings hat sie auf unterschiedliche Gegner je eine andere Wirkung. Soldaten können wir ab einem Zeitpunkt, da das TMD kraftvoll genug geworden ist, mit zwei kurzen Energiestößen in eine Form von Mutant verwandeln. Das sorgt für Verwirrung, weil die übrigen Soldaten sich mit den Mutanten bekriegen und wir dem Treiben, wenn wir wollen, einfach nur zusehen.
An einigen Stellen im Spiel finden sich kleine Zeitlöcher. Wenn wir mit dem TMD darauf zielen, werden sie größer und wir können hindurch gehen und in eine andere Zeit reisen. Dabei wechseln wir maximal zwischen den Jahren 2010 und 1955 hin und her. Wer Portal von Valve Software kennt, der wird wissen, wie diese Löcher ausschauen. Doch so viele Ähnlichkeiten „Singularity“ auch aufweisen mag, je weiter wir im Spiel voran kommen, desto schlüssiger wird das Gesamtkonzept und desto begründeter die Daseinsberechtigung dieses Sci-Fi-Shooters.
Vorbei sind die Zeiten von Laser oder Plasma. In Singularity ist E99 der Stoff, aus dem die Träume sind und aus dem aber auch die Vielzahl der Waffen gespeist wird. Neben einem Scharfschützen-Gewehr, einer Schrotflinte und einem Revolver, gibt es auch ein Schnellfeuer-Gewehr und sogar Raketenwerfen und weitere. Insgesamt ein ordentliches Arsenal, das auch aufgerüstet werden kann.
Wer gut bewaffnet ist, dem kann auch nichts passieren. Zumindest aber sind die unterschiedlichen Gegnertypen sehr gut voneinander unterscheidbar. Wer ein wenig Aufmerksamkeit walten lässt, der dürfte auch in dem anspruchsvollsten von drei Schwierigkeitsgraden mit der Horde der Gegner zurecht kommen. Und mit dem TMD können wir manche Mutanten verlangsamen, oder Zeitkugeln abschießen, die für einen Moment alles anhalten, was sich darin befindet. Wenn wir den Gegnern innerhalb der Kugel die Waffe an die Schläfe legen und abdrücken, dann sacken sie in sich zusammen, sobald der Zeit-Hokus-Pokus vorbei ist. So hat es eigentlich für jeden Widersacher eine Strategie, wie man am besten mit ihm fertig wird und manchmal werden muss. Es gibt einige Zwischen-, bzw. Boss-Gegner, größere Mutanten, die unsere volle Aufmerksamkeit verlangen. Beim Kampf mit einem der größten von ihnen allerdings ist es von Nachteil auf der PS3, dass die Analogsticks so ungenau funktionieren. Man kann den Gegner trotzdem bezwingen, aber es könnte eine Weile dauern, bis man den Bogen raus hat, wenn man Anfänger genug ist… Hier hilft übrigens auch die Einstelloption in den Menüs weiter. Man kann die Sensibilität seinen Fingerbewegungen anpassen, dann vergrößert man die Chancen.
Warum gibt es überhaupt Soldaten auf der Insel? Die gehören zum Widersacher des Professors. Sie versuchen die Macht an sich zu reißen und stellen die eigentliche Bedrohung dar, so zumindest wird es von den autonomen MIR 12 dargestellt. Eine klare Abgrenzung zwischen Gut und Böse sieht allerdings anders aus. Wichtig ist, dass quasi alles, was sich bewegt nicht gut Freund mit uns sein mag.
Singularity bietet ein Ende an, das einen zweiten Teil ankündigt. Wer den Titel einmal durchgespielt hat, wird wenig Muße haben, es ein zweites Mal tun zu wollen. Aus diesem Grund findet sich auch ein Multiplayer-Modus in Activisions Sci-Fi-Shooter. Der allerdings ist recht bescheiden ausgefallen. Zudem hatte ich meine Schwierigkeiten beim Verbinden. Ein schlauer Algorithmus wollte offenbar den richtigen Spielpartner, bzw. die richtigen Mitspieler (bis zu 12 sind möglich) für mich finden. Doch gefunden hat er manchmal nichts, sondern verharrte ewig im Nachdenken darüber, bzw. bei der Suche nach potenziellen Mitstreitern. Spaßig ist indes, dass man auch im Multiplayer die Zeit manipulieren kann. Damit bekommt dieser Modus ein wenig Arcade-Feeling wie in Mario Kart, wenn wir den Gegner in einer Zeitblase gefangen nehmen oder die Kollegen per Schulterklopfen „heilen“, respektive sie mit Medipacks versorgen.
Ewig binden, wollte ich mich schon nicht, als ich die Disc in die PlayStation 3 schob, doch nach einem holprigen Beginn hat mich das Finale in Singularity ein bisschen entschädigt für den müden Aufgalopp. Je näher ich dem Ende kam, desto weniger störten mich die vielen Ähnlichkeiten zu Genre-Kollegen wie BioShock, Dark Void oder F.E.A.R. 2.
Raven Software hat eine Technologie verwendet, die offenkundig an ihre Grenzen stößt, wenn man nicht noch Zeit investiert, sie aufzuhübschen, wie es mit der Unreal Engine bspw. in Batman: Arkham Asylum passiert ist. Schade ist außerdem, dass weder PhysX noch Havok oder Euphoria Einzug gehalten haben. Das hätte der insgesamt doch recht bodenständigen Grafik zumindest noch ein wenig Pluspunkte in Sachen Effekthascherei und Realismus eingebracht.
Wichtig ist aber, was am Ende des Tages übrig bleibt: Singularity hat Spaß gemacht – dann doch.
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