Es war einmal vor langer, langer Zeit. Da mussten sich Entwickler von Rennspielen vor dem Start der Programmierung entscheiden, ob sie ihr Spiel lieber realitätsnah oder Spaß bringend gestalten wollen. Doch zum Glück sind diese Zeiten nun vorbei, denn Videospiele sind inzwischen Mainstream. Deshalb muss man sich nicht mehr entscheiden, sondern baut einfach beide Modi ein. Wie die Schlacht ausging, erklären wir euch in unserem Review zu SBK X.
Die Blu-ray liegt noch nicht richtig im Laufwerk, da haben wir uns schon die erste Trophäe verdient. Selbstbewusst lobt uns SBK X Superbike World Championship dafür, unser Geld sinnvoll angelegt zu haben. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht, steuern wir uns durch das Menü und fahren die ersten Runden. Doch das nur am Rande.
Der Arcade-Modus dient im Groben dazu, mit dem Spiel warm zu werden. Es gibt hierbei ein schnelles Rennen, den Story-Modus, eine Schnellmeisterschaft und das Zeitrennen. Einmalig muss noch ein Fahrer erstellt werden. Man soll ja immer mit dem Positiven anfangen und deshalb starten wir mit der Erstellung des Fahrers. Diese finden wir ziemlich gelungen. Neben Name und Geburtsdatum können wir viele weitere Äußerlichkeiten wie Größe, Form des Gesichts, Frisur und Helm festlegen. Obwohl all diese Eigenschaften im Grunde nicht gebraucht werden, wurde liebevoll daran gedacht, dass manch ein Fan sich sein Idol nachbilden wollen könnte. Die Gesichter und Frisuren sind bekannten Rennfahrern der Superbikes nachempfunden. Dazu gesellt sich der Lenkstil, den man sich aussuchen kann. Hierbei geht es darum, wie der Fahrer sich später in die Kurve legen wird. Zu jeder Variante bietet das Spiel eine Vorschau und eine kurze Erklärung, wer sich mit der jeweiligen Stellung einen Namen gemacht hat.
Der Arcade-Modus dient nur dazu, sich Strecken anzusehen und evtl. mal ein fixes Rennen zu bestreiten. Für alles andere ist er zu leicht und wenig motivierend. Ganz besonders hervor stach der Story-Modus. Unser Renningenieur sagt uns, von welchem Platz aus wir die letzten paar Runden, meist reden wir hier von einer oder zwei, bestreiten sollen und wie viele Gegner wir bis zur Ziellinie zu überholen haben. Dabei ist unglücklicherweise immer etwas anderes am Motorrad kaputt. Es gibt je nach Abschluss der Aufgabe Respekt-Punkte, die im Prinzip aber nur die Pappfigur von Renningenieur kurzzeitig glücklich machen – denn im Story-Modus bewegt er sich nicht, wir müssen sogar seine Texte selber lesen. Deutlich fällt der geringe Schwierigkeitsgrad auf, denn selbst bei kaum vorhandenen Fahrkünsten ist es kein Problem noch mit über 5 Sekunden Vorsprung ins Ziel zu fahren. Die eingezeichnete Ideallinie ist vielleicht nett gemeint, aber so wirklich präzise, was Bremsempfehlungen angeht, ist sie nur bei Regen. Apropos Regen: Der hat uns dann schon eher überzeugt, denn selbst im Arcade-Modus wird das Motorrad dann etwas bockig. Vor allem aber ist die Grafik bei Regen deutlich gelungener ausgefallen als bei schönem Wetter.
Nach dem eher ernüchternden Ausflug in die Welt des Arcade-Motorradfahrens, lenken wir unsere Blicke etwas demotiviert auf den Simulationspart des Titels – und sind dann doch ziemlich positiv überrascht. Es gibt hier ähnliche Rennmodi, aber vor allem eine richtige Karriere, auf die wir näher eingehen wollen.
Sofern dies noch nicht geschehen ist, müssen wir natürlich einen Fahrer erstellen. Und danach geht’s richtig zur Sache. Zunächst wollen uns drei Teams unter Vertrag stellen, die jeweils eine unterschiedliche Auffassung von „Erfolg“ haben. Wir entschieden uns für den ersten besten, denn dieser erwartet am Ende der einjährigen Laufzeit des Vertrags nur einen 25. Platz (von 28 Teilnehmern) – doch auch das ist schon schwer genug.
Das erste Rennwochenende lässt nicht lang auf sich warten und schon bald wird klar: Offensichtlich ist der Arcade-Modus nur stiefmütterlich hinzugefügtes Beiwerk. In der Box müssen wir die Aussagen des Technikers zwar noch immer selber lesen, dafür kann er sich hier aber bewegen und ist keine Pappfigur mit einem von drei Gesichtsausdrücken. Wir bekommen Tipps an die Hand, wie die Strecke beschaffen ist, wo es Probleme geben könnte. Darüber hinaus können wir ein bisschen testen und unserem Schrauber dann mitteilen, was uns am Motorrad nicht gefällt. Er versucht dann eine Lösung zu finden, die jedoch von der Zeit zum Testen abgeht. Zeit ist für das freie Training und das Qualifying jeweils eine Stunde, ein „normaler“ Änderungswunsch schlägt mit etwa 10-15 Minuten zu buche. Wer sich richtig fit fühlt beim Finetuning kann auch so ziemlich jedes Schräubchen einzeln an seinem Gefährt verstellen. Eine Hinweisbox gibt Tipps, was welche Einstellung bewirkt. Es fällt auf, dass der Simulationsteil sehr viel mehr Aufmerksamkeit bei der Entwicklung abbekommen hat. Das spiegelt sich jedoch im dramatisch erhöhten Schwierigkeitsgrad wieder, doch das ist in Ordnung bei einer Simulation.
Die Grafik ist eher durchschnittlich. Sie ist im Rennen im Wesentlichen in Ordnung, aber wir haben schon schönere Rennspiele gesehen. Bei schönem Wetter wirkt die Strecke etwas steril. Der Himmel ist nur ein Bild, das sich mit einer Lenkung mitdreht, das kennen wir aus den späten 90ern, ist aber nicht mehr wirklich zeitgemäß. Bei Regen hingegen hebt sich der Eindruck der Optik stark. Die Kamera wird nass, das Wasser spritzt am Reifen entlang und die Fahrer werden zunehmend nasser. Wenn ihr nicht gerade in den Himmel schaut, ist dies durchaus ein Augenschmaus.
Lust auf ein Rennen machen kurze Ausschnitte von realen Rennen und dem Trubel rund herum. Das ist cool gelöst und überbrückt die (relativ kurze) Ladezeit sehr gut. Die sonstige Präsentation ist dann eher langweilig und vor allem bei der Menüführung gibt es Verbesserungsbedarf.
Was die kurzen Ladezeiten aber etwas schlecht aussehen lässt, sind die Wartezeiten auf das Speichern des Spielstandes. Diese sind meist sogar länger als das Laden einer Strecke, doch während die Mehrzahl der anderen Spiele das Speichern nebenbei hinbekommt, müssen wir bei SBK X jedes Mal darauf warten, bis der Spielstand seinen Platz auf der Festplatte gefunden hat. Das nervt etwas.
Der Sound ist glasklar, aber etwas langweilig. Das, was es zu hören gibt, ist in guter Qualität verfügbar, doch sind vor allem die Motorräder an sich nicht besonders ausdrucksstark. Das enttäuscht ein wenig, denn abgesehen von dem Soundloop im Menü hinterlässt die akustische Untermalung sonst einen recht positiven Eindruck. Die Musik während des Rennens ist ziemlich Rock-lastig, doch leider sehr leise und es gibt keine Anzeige, um welchen Interpreten es gerade geht.
Im PlayStation Network geht es zur Sache. Im Großen und Ganzen finden wir hier die Rennmodi aus dem Singleplayer-Modus wieder. Wenn wir ein Spiel selbst erstellen, haben wir reichlich Auswahlmöglichkeiten: Von der Schwierigkeit (Arcade und Simulation in drei Stufen) bis hin zur KI und dem Wetter ist alles dabei. Maximal 16 Spieler können bis zu 15 Runden fahren. Leider war die Lounge etwas leer, sodass es eine Weile dauert, bis sich genügend Spieler eingefunden haben. Schneller geht es, wenn man einfach einem Spiel beitritt. Hier fiel uns auf, dass zwar nichts ruckelte, auch nicht bei 16 Fahrern, aber dafür der Server etwas mit Lags zu kämpfen hatte, was sich dadurch äußerte, dass die Gegner öfter mal durch die Gegend sprangen. Bei solchen Problemen ist es natürlich weniger sinnvoll, die Kollisionsabfrage einzuschalten.
SBK X wird es schwer haben. Es ist eine recht gelungene Simulation, die auch einen Arcade-Modus für Freizeitraser bietet. Dieser ist jedoch kaum zu gebrauchen und stellt das Spiel in einen Schatten, den der Simulationsanteil aber nicht verdient hat. Dafür ist dieser mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad gesegnet, sodass die Gefahr besteht, dass der Titel treue, aber dafür nur wenige Fans finden wird. Für Simulationsfans gibt es hierbei eine Empfehlung, für alle anderen eher nicht.
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