PURE ist angetreten, dem Referenztitel auf der PlayStation 3 Paroli zu bieten. MotorStorm ist nicht mehr allein auf weiter Flur. Und es ist gut geworden, denn man hat es mit Liebe gemacht, wie wir in unserem Review feststellen konnten.
Wow ist das ein Kau. Der Spruch aus der Süßigkeitenwerbung darf getrost für diesen Offroad-Titel herhalten. Der erste Eindruck ist entscheidend, und PURE legt eine ausgesprochen ordentliche, erste Vorstellung hin. Doch dann muss ich einige der Rosinen schon wieder wegstecken, denn es wird nicht ganz zum Ausnahmetalent reichen.
Aber der Reihe nach: Was macht PURE aus? Die Tatsache, dass in dem Spiel viel Herzblut steckt – wir können den Aussagen der Entwickler glauben schenken, wenn sie davon gesprochen haben, dass PURE ein Produkt der Liebe sei. Getragen wird der Offroad-Racer sicherlich von der Klangkulisse.
Der Soundtrack zum Rennerlebnis ist bunt gemischt, und sogar variabel vom Spieler gestaltbar. Das Angebot besteht aus Alternative, Indie, Rock und Drum ’n‘ Base. Einzelne Songs können in den Optionen deaktiviert werden, für solche, deren Ohren nicht tolerant genug sind. Leider, leider dürfen PS3-Spieler nicht ihre eigene Musikbibliothek zur Auswahl des Soundtracks verwenden. Das ist den XBox-360-Kollegen gegönnt und bleibt uns verwehrt.
Bevor das Spiel überhaupt losgehen kann, müssen wir ein erstes kleines Tutorial über uns ergehen lassen. Haben wir das Gasgeben, Bremsen, den Boost und einfache Tricks verstanden, kommen wir ins Hauptmenü. Doch schon während der Einführung fällt ein gravierender Unterschied zu MotorStorm auf. Die Sprachausgabe begleitet uns durch das Spiel. Vor neuen Rennen und Aufgaben erklärt uns eine deutsche Stimme aus dem „Off“, was wir zu tun haben.
Alles, was es zum Glücklichwerden braucht: einen Fahrer und ein ordentliches Bike. Die Qual der Wahl haben wir bei den Fahrern nicht. 6 Charakterköpfe, 2 davon weiblich, stehen uns lediglich zur Verfügung. Auf das Spielgeschehen nimmt das keinen Einfluss. Ganz anders dagegen die Fahrzeugwahl. Zwar fahren wir nur mit Quads, doch die haben es in sich. Black Rock Studio hat dem Tüftler in uns ein zu Hause gegeben.
Allerdings fängt jeder mal klein an, und zu Beginn können wir nicht aus dem Vollen schöpfen. Dafür schalten wir während des Spiels immer mehr und mehr Bauteile frei, die dann am Ende die Vielfalt von einigen 10.000 Quad-Bikes bedeutet. Wir können wohlgemerkt selbst Hand anlegen, müssen aber nicht. Auf Button-Betätigung erstellt uns das Spiel einen Quad entweder vom Typ „Rennen“ oder „Tricks“. Je nachdem, welchem Fahrstil wir die Vorfahrt gewähren wollen. Haben wir alle Rennen gewonnen, sind unserer Kombinationswut keine Grenzen mehr gesetzt, dann nämlich dürfen wir alle Fahrzeugteile frei auswählen. Doch Vorsicht, wer ein Mal Gefallen am Tuning gefunden hat, der wird süchtig danach werden.
Mit Blick auf MotorStorms zweiten Teil punktet PURE mit einer deutlich größeren Ortskundigkeit. Die Rennstrecken von Disneys Offroad-Racer sind in sieben Gebieten angesiedelt: Italien, Neuseeland, New Mexico, Wyoming, Ocotillo Wells (Kalifornien) und Glamis, sowie Thailand. Jeweils zwölf Renn-, Sprint- und Freestyle-Strecken stehen zur Auswahl. Die Kurse sind außerdem rückwärts verfügbar. Nach Adam Riese ergeben sich also 48 Strecken.
Genau wie beim direkten Konkurrenten führen jedoch viele Wege zum Ziel. Wer einmal falsch abbiegt hat unter Umständen das Rennen nicht verloren, im Gegenteil, vielleicht lässt sich eine Abkürzung finden, die sich erst auf den zweiten Blick als solche auftut.
Erster werden ist natürlich gern gesehen, jedoch nicht unbedingt Pflicht, die vorderen Ränge sollten es aber schon sein, um im Spiel Fortschritte zu erzielen. Übung macht bekanntlich den Meister. Und bei PURE könnte man sogar sagen, dass ein solcher vom Himmel fällt. Atemberaubend sind manchmal die Stunts, allerdings nicht jedermanns Angelegenheit. Abzüge gibt es insofern aber nur in der B-Note, wenn der Geschmack in dieser Frage eben anders ausgeprägt sein sollte.
So wie wir als Spieler in die Rennstiefel hineinwachsen, wächst die Kompetenz unserer Gegner mit. Neben dem Merhspielermodus findet sich die Option schnelles Spiel und eben der Welttournee-Modus. 10 Stufen mit je 7 Events erwarten die Spieler. Gewinnen ist wie erwähnt nicht oberste Pflicht. Um die nächste Stufe freizuschalten, reicht das Sammeln einer vorgegebenen Punktzahl aus. In höheren Spielstufen ist der Schwierigkeitsgrad dann äußerst stark ausgeprägt.
Mehrspieler bedeutet übrigens, wie in vielen anderen Konsolenspielen der neuen Generation, das Onlinespiel gegen andere. Einen Splitscreen-Modus suchen wir vergebens. Argumente, dass der Bildschirm zu klein sei, dürften in einer Zeit von hochauflösenden Großbildfernsehern (oder Monitoren) nicht zufriedenstellen. Zum Spielen auf NextGen-Konsolen werden zwar nicht unbedingt großflächige Ausgabegeräte gebraucht, doch sind die allermeisten Flachbildfernseher mit einer umfangreichen Bilddiagonale ausgestattet. Persönlich empfinde ich das Fehlen von Splitscreen-Modi deshalb als Makel.
PURE ist ein spaßiges Rennspiel, und noch dazu eine Augenweide. Vor der Konkurrenz müssen sich die Entwickler nicht verstecken. Trotzdem trifft es nicht so ganz meinen persönlichen Geschmack. Ich bin kein Freund von allzu viel Un-Realismus. Derart vieler Stunt-Choreographien hätte es für mich nicht benötigt. Und: Mir fehlt ein Splitscreen-Modus. TOCA Touringcar 2 habe ich z. B. deshalb besonders exzessiv gespielt, weil ich es mit Freunden am heimischen Rechner tat, trotz 14′-Zoll-Röhrenbildschirms. Schade ist außerdem, dass die Fahrzeuge bei PURE kein richtiges Schadensmodell haben. MotorStorm hat in Sachen Realismus meiner Meinung nach die Nase vorn. Dort fängt nämlich ein Rad an zu schlingern, wenn wir zu oft irgendwo gegen gefahren sind, und übt sogar Einfluss auf die Fahrphysik aus. Trotzdem kann ich PURE Arcade-Fans wärmstens empfehlen.
Schreibe einen Kommentar