Wir haben Kane & Lynch 2: Dog Days getestet und mussten feststellen, dass in dem Ego-Shooter sogar nackte Männer mit Kanonen auftauchen.
Square Enix hat vor kurzem seinen Crime-Shooter Kane & Lynch 2 veröffentlicht. Gewaltdarstellung ist bei den Hauptfiguren vorprogrammiert, aber es gibt auch so einige Überraschung. Mehr erfahrt ihr in unserem Review.
Als das Spiel bei uns in der Redaktion eintraf, ließ ich beinahe alles stehen und liegen, schob den Datenträger in die XBox und daddelte los. Über den Vorgänger habe ich leider nur gelesen, und ihn nicht selbst gespielt. Dennoch war ich direkt mittendrin, einzig die Stimmen der Hauptdarsteller konnte ich nicht sofort auseinander halten.
Der psychopathische Lynch holt seinen ehemaligen Mitstreiter Kane in Shanghai vom Flughafen ab. Sie sollen einen Job erledigen und ahnen nicht, dass am Ende Geld nicht ihr größtes Problem sein wird. Sie jagen also einem Kleinkriminellen hinterher, der eine Frau auf seinem Zimmer hat. Diese kommt bei der Hatz zu Tode – ein folgenschweres Ereignis, wie sich rausstellt. Denn die gute Frau war die Gespielin eines Unterwelt-Patrons aus Shanghai. Fortan gibt es keine freie Minute mehr für die beiden Auftragskiller. Sie werden zur Zielscheibe der gesamten Unterwelt.
Grafisch ist Kane & Lynch 2 keine Offenbarung, wenngleich sehr viele Details die Spielumgebung äußerst realitätsnah präsentieren und dank der Havok-Middleware gibt es etliche Möglichkeiten, ebenjener Umgebung zu Leibe zu rücken. Wir schießen Fliesen von der Wand oder lassen Scheiben splittern. Besonders nützlich ist allerdings die Tatsache, dass man recht viel von dem Material kaputtballern kann, das den Widersachern als Deckung gilt. Umgekehrt ist dies allerdings ebenfalls möglich, entsprechend ist man häufig in Bewegung. Wer in manchen Spielabschnitten zu lange hinter einer Deckung verharrt, läuft Gefahr erschossen zu werden.
Um die ansonsten solide Grafik ist grundsätzlich in eine Art Schleier gehüllt, selten hat man das Gefühl, die Dinge ungefiltert präsentiert zu bekommen. Dies bezeichnen manche als künstlerischen Filter, der die Atmosphäre transportieren helfen soll. Böse Zungen indes glauben, dass man sich bei Square Enix nicht anders helfen konnte, um die solide aber doch durchschnittliche Grafik zu verhüllen.
Die Dialoge sind nicht nur trashig, sondern vor allem voll von vulgären Vokabeln. Dog Days geizt nicht mit Direktheit. In Fernsehsendungen würde man oft genug einen Piep-Ton vernehmen, weil Verben von Sexpraktiken zum Gebrauchsvokabular von Lynch, aber auch vieler Gegner gehören. Man hat die Möglichkeit, den Story-Modus im Koop zu spielen, doch der computergesteuerte Genosse stellt sich insgesamt nicht zu dämlich an. Immerhin ist er mir fast nie ins Schussfeld gelaufen.
Doch so wie ich mich darauf freute, die Geschichte der Verbrecher zu erleben, musste ich feststellen, dass sie recht schnell vorbei war. Ich habe nicht einen kompletten Nachmittag mit dem Spiel zugebracht. Binnen 4, 5 Stunden war die Story vorbei.
Wohl wissend, dass der Crime-Shooter ein wenig kurz ausgefallen ist, hat Square Enix einen Arcade- und einen Multiplayer-Modus ins Spiel eingebaut. Ersterer lässt sich ebenfalls online spielen. Das Spielprinzip hinter dem Arcade-Modus ist schnell erklärt. Wie bei der Reise nach Jerusalem wird jede Runde einer der Mitspieler nicht mehr in die nächste Runde kommen. In diesem Fall derjenige Spieler, der am wenigsten Geld auf den Raubzügen erbeutet hat. Denn es geht schlechterdings immer darum als Team einen Raub durchzuführen. Irgendwo auf der Map finden sich Koffer mit Geld. Je öfter man die Map spielt, desto stärker ist die Polizeipräsenz und desto zielstrebiger sind auch Computergegner. Zwischen den Runden können wir, wenn wir wollen, Geld ausgeben, um unser Waffenarsenal aufzuhübschen. Wer meint, ganz besonders viel Kohle erbeutet zu haben, der kann dem Fluchtwagenfahrer, sofern er als erster einsteigt, den Vorschlag unterbreiten, sich die Beute zu teilen und abzuhauen. Computer-Mitspieler, die in einer Map gestorben sind, sind dann ebenfalls in der nächsten Runde nicht mehr mit von der Partie. Am Ende haben wir es dann mit einem klassischen Sudden Death zu tun. Hätten wir uns vorher schon mit den Mitspielern angelegt, bzw. sie angeschossen, wären wir vom restlichen Team gnadenlos ins Kreuzfeuer genommen worden. Bei ein oder zwei Teammitgliedern sollte es aber möglich sein, sich effektiv zur Wehr zu setzen. Eine Handvoll Maps ist zu Beginn freigeschaltet, alle weiteren müssen wir uns erspielen.
Über den Arcade-Modus hinaus gibt es noch drei Multiplayer-Modi. Allerdings hält sich das taktische Element darin in Grenzen, zumal wir es ja nicht mit einem Militär-Shooter zu tun haben. Wir schlüpfen in die Rolle von Räubern oder Polizisten und spielen entweder einen Undercover-Cop. Das Szenario folgt dabei dem des Arcade-Modus, und in jeder neuen Runde wir per Zufall ein Spieler dazu ausgelost, der Undercover-Cop zu sein. Das „Matching“ funktioniert nicht so gut, wie erhofft, weshalb man als Anfänger oft genug vor Problemen steht. Dazu kommt: Anders als bei Grand Theft Auto handelt es sich bei Kane & Lynch 2 nicht um ein Open-World-Game. Entsprechend dürften sich zwar durchaus Spieler vom Mehrspielermodus angesprochen fühlen, aber wohl nur solche, die das Setting des Spiels mögen. Und das wird sich, so behaupte ich, langfristig abnutzen.
Kane & Lynch 2: Dog Days ist sehr direkt in der Thematisierung von Gewalt. Vor Spielbeginn wird ein Hinweis eingeblendet, dass Ähnlichkeiten zu Figuren des echten Lebens nicht gewollt sind und das Spiel keinerlei rassistische Aussage transportieren möchte. Es ist eindeutig ein Spiel für Erwachsene. Der Story-Modus ist gut, aber viel zu kurz. Der Arcade-Modus ist ebenfalls eine ordentliche Verstärkung. Last but not least ist der Mehrspielermodus zwar vorhanden, aber wenig spektakulär. Er bietet die Multiplayer-Standardkost und entsprechend groß ist hier die Konkurrenz. Der Titel wird mit Sicherheit kein Mehrspieler-Dauerbrenner, jedenfalls meiner Meinung nach. Einzig die Arcade-Komponente im Mehrspieler, in der sich die eigenen Team-Mitglieder evtl. gegen einen wenden oder man selbst sich versucht mit der Beute abzusetzen bringt ein wenig Kalkül einerseits und Überraschungsmomente andererseits mit.
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