Man kann ja eigentlich kaum so etwas sagen wie „Endlich ist es soweit!“, denn dass bereits ein Jahr nach Revelations ein neuer AC-Teil herauskommt, hat die Fans ja mehr überrollt. Gleichzeitig fragte man sich natürlich, ob ein Spiel, das parallel zu Ezios letzem Abenteuer entwickelt wurde, überhaupt etwas Neues bieten kann. Bereits bei der Erstvorstellung in Düsseldorf konnte ich mich von einem völlig neuen, spannenden AC überzeugen und war mehr als positiv überrascht. Nun halte ich endlich die Vollversion von Assassin’s Creed 3 für die PS3 in Händen und schaue im Review, was das Baby noch so kann.
Viele haben dem neuen AC-Abenteuer mit Skepsis, viele mit Begeisterung entgegen gesehen, denn diesmal spielen wir weder Altair noch Ezio, wir befinden uns noch nicht einmal mehr in derselben Epoche, sondern rund 200 Jahre später auf dem neuen Kontinent Amerika. Dort, so finden Desmond Miles und seine Kollegen heraus, hat es ebenfalls Kämpfe zwischen Assassinen und Templern gegeben. So also stürzen wir uns in fremde Lande und spielen ein neues, modernes Assassin’s Creed.
Kommen wir zu einem – so viel sei gesagt – der wenigen Nachteile des Spiels: ein schier unendlicher Einstieg ins Spiel. Die anfängliche Tutorial-Sequenz als ein noch völlig fremder Charakter während des Lincoln-Attentats ist schonmal sehr cool. Und auch die nächsten Missionen, die uns erst storytechnisch auf eine völlig falsche Fährte führen. Wir steuern nämlich eigentlich einen unserer Templerfeinde, den wir fast schon lieb gewonnen haben, weil wir doch recht viele Missionen mit ihm spielen und uns so langsam ins Spiel einfinden. Aber dann ist es irgendwann soweit und wir lernen den halb-indianischen Connor kennen, der uns als Tomahawk schwingender Assassine der neuen Welt bereits in etlichen Trailern vorgestellt worden ist. Aber hier geht das Vorgeplänkel wieder von vorne los. Connor ist noch jung und wir dürfen erstmal mit ihm im Wald jagen gehen oder lernen, auf Bäume zu klettern. Das macht zwar alles Spaß, aber es kommt einem ewig vor, bis Connor dann endlich von seinem Mentor Achilles seine coole Assassinen-Klamotte erhält und wir endlich die riesige, neue Welt begehen können.
Der Look von AC3 ist schlichtweg mit dem Wort „episch“ zu beschreiben. Die Städte (meistens befinden wir uns allerdings in Boston) sind unheimlich groß und weitläufig. Wir können endlich mal ein paar Häuser wie Gaststätten betreten und mit mehr Menschen und Tieren in der Umgebung interagieren. Vor Nebenmissionen kann man sich kaum retten und insgesamt kommt einem die Stadt wesentlich lebendiger vor als bei den Vorgängern. Grafisch ist Boston aber noch gar nichts gegen die Grenzlande außerhalb der Stadt: Wie in keinem anderen Teil (nichtmal in dem recht umfangreich begehbaren AC 2) gibt es so viel Fläche zu erkunden. Malerische Landschaften und Wälder, die sich auch noch in den verschiedenen Jahreszeiten ändern, lassen das Gamerherz wirklich höher schlagen. Stundenlang könnte ich durch diese Wälder streifen, hin und wieder auf die Jagd nach den dutzenden verschiedenen Tierarten gehen, auf Bäume klettern oder Abenteurern bei ihren Geschichten zuhören. Fast schon Open Map hat Ubisoft meiner Meinung nach einen Meilenstein in der AC-Geschichte gelegt.
Vielleicht nicht ganz tausend. Aber viele Missionen gibt es dann doch. Seien es die Mythen der Abenteurer, denen ihr nachgeht, Aufträge der Jagdgesellschaft oder die Befreiung Bostons von Steuereintreibern: Selten gab es so viel neben der Story zu tun. Ähnlich wie sonst könnt ihr diesmal viel wirtschaften. Ihr baut zwar Boston nicht auf, dafür eure eigene kleine Siedlung, indem ihr bei besonderen Siedlungsmissionen Leute für euch gewinnt, die ihre Felder, Farmen oder Sägewerke bei euch betreiben. So verwaltet ihr das Dorf und schickt Handelskonvois aus, um Geld zu verdienen oder ihr stellt Ware her, die nicht nur als Exportgut, sondern auch für euer eigenes Inventar sehr nützlich sein kann.
Bereits in Revelations konnten wir uns daran erfreuen, statt auf Pferden auf mächtiger Kriegsmaschinerie zu thronen. AC 3 bietet beides: Ihr reitet, aber ihr könnt euch auch bei speziellen, maritimen Missionen als Kapitän eines Schiffes beweisen. Eine dieser Seeschlachten war bereits auf der GamesCom 2012 spielbar und hat die Fans ganz schön beeindruckt. Das Gesamtpaket ist nicht weniger spannend. Für eure Seeschlachten könnt ihr verschiedene Techniken und Kanonen verwenden, oder euer Schiff gegen Bares aufrüsten. Eine willkommene Abwechslung, die Spaß macht, und auch grafisch einiges bietet!
Connors Krieg findet auf vielen Ebenen statt: Zum einen gibt es Missionen, bei denen ihr in einem abgegrenzten Bereich einem Gespräch lauschen müsst, und euch dabei ein Versteck suchen. Diese sind vielfältiger als bisher und können in einer Menge auf dem Marktplatz sein, vor einem Stand, oder unscheinbar an der Bar einer Schänke. Neben den erwähnten Seeschlachten kommt es zu großen Schlachten, bei denen ihr Truppen befehligen müsst. Überhaupt gestalten sich bereits die Hauptmissionen als überraschend vielseitig.
Ein neues Feature des Spiels soll ja die innovative Idee sein, den Assassinen einfach mal nicht nur auf Häuser, sondern Bäume und Felsen klettern zu lassen. Das bewahrheitet sich: In den schwärmerischen Wäldern bewegt ihr euch lautlos durch Wipfel oder versteckt euch in hohen Gräsern. Das sieht nicht nur sehr cool aus, sondern bietet völlig neue Gelegenheiten, eure Feinde zu eliminieren. Besonders gut ist die Anpassung an Gefälle oder Bodenbeschaffenheit: Durch knietiefes Wasser oder hohen Schnee bewegt sich Connor schwieriger; genauso wenn er bergauf geht.
Die sowieso schon wenig komplizierte Steuerung wurde noch ein Stück vereinfacht. Für die eleganten Kletterpatien musste man nie viel tun, vieles ist automatisch gegangen. Nun verzichten die Entwickler noch darauf, dass hin und wieder der X-Knopf auf dem PS3-Controller gedrückt werden muss. Der Spieler muss zum Rennen und Klettern einfach die ganze Zeit R1 gedrückt halten, und ungefähr in die richtige Richtung steuern. Das kann man positiv oder negativ finden. Ich persönlich fühlte mich irgendwann der Bedienung der coolen Moves beraubt. Die X-Taste dient beim Rennen nur noch dem sehr nützlichen Feature, über niedrige Zäune oder Kisten einfach hinweg zu springen oder unter Baumstämmen hindruch zu rutschen. Wenigstens ist das Kampfsystem weitgehend gleich geblieben. Man kontert allerdings mit einer anderen Taste.
Natürlich gibt es noch die versteckte Klinge der Assassinen, logisch. Aber sonst fallen die Waffen entsprechend moderner aus. Neben Säbeln und Knüppeln kämpft ihr mit Tomahawk und Bogen. Ihr könnt Schusswaffen erwerben, oder wie gewohnt eure Gegner entwaffnen und beispielsweise ihre Barette gegen sie verwenden. Es wird mehr geschossen als in den vorigen Teilen. Das raubt aber definitiv keine Spannung. Die neueste Waffe ist der „Pfeil am Seil“, mit dem ihr Gegner erwürgen oder zu euch ziehen könnt, wodurch sehr coole Moves und neue Strategien zustande kommen. Es gibt darüber hinaus wieder Rauchbomben, sowie Spreng- und Jagdfallen. Neu ist, dass ihr Gegner nun aus einem Gebüsch heraus, oder von einer Ecke aus eliminieren könnt. Ein Bombensystem wie bei Revelations gibt es zwar nicht, um Feinde beispielsweise abzulenken, dafür könnt ihr sie jetzt mit einem Pfiff in eure Richtung locken. Sonst sind viele Features gleich geblieben und haben nur ein anderes Gewand bekommen: Statt der Diebe und Kurtisanen gibt es nun Aufstände, die man anzetteln kann. Aus Herolden sind Marktschreier geworden, und ihr könnt Druckerpressen bestechen, um lästige Steckbriefe loszuwerden.
Auch bei diesem Teil wurde viel Wert auf einen historisch einigermaßen korrekten Background gelegt. Wir begegnen Figuren wie Benjamin Franklin oder George Washington. Wir nehmen Teil an Schlachten gegen die britische Armee, und reisen an gut recherchierte Orte wie Boston, New York oder ein Indianerdorf. Es wurde sich meines Erachtens noch nie so viel Mühe beim erzeugen der Atmosphäre gegeben. Traditionelle Americana-Musik begegnet einem in den Gaststätten, irische Gesänge der Seeleute auf dem Schiff nach Boston, und ein epischer, indianisch angehauchter Soundtrack in der Wildnis. Man fühlt sich richtig in das Amerika des 18. Jahrhunderts entführt, das unsere Populärkultur uns verkauft. Oft musste ich schmunzeln, denn das eine oder andere amerikanische Klischee ist ebenfalls verarbeitet worden.
Den steuert ihr natürlich auch wieder. Aber diesmal sind die kurzen Intermezzos außerhalb des Animus nicht so knapp und langweilig. Ihr klettert beispielsweise einmal in schwindelnden Höhen über die Skyline einer Großstadt und fliegt dann mit einem Fallschirm auf ein anderes Gebäude. Bei so einem kleinen Abstecher ins 21. Jahrhundert kommt man nicht darum herum, an eine Assassin’s-Creed-Episode in der heutigen Welt zu denken. Doch das bleibt erstmal den Entwicklern überlassen.
Mit Assassin’s Creed 3 hat Ubisoft definitiv einen der größten und epischsten Ableger der Kultreihe herausgebracht. Wie gewohnt bleibt das Spielprinzip gleich und hält aber viele neue Feature bereit. Am meisten besticht das neue Assassin’s Creed wohl durch die überaus weitläufige Welt und die damit einhergehende, sensationelle Grafik. Alle Fans dürfen getrost bei diesem epischen Abenteuer zugreifen!
Assassins Creed ist einfach eine geniale Reihe und Teil 3 ist für mich jetzt schon ein episches Meisterwerk
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